Wanderweg Nr. 83 : Neuer Wanderweg vorbei an Wegekreuzen
Kalterherberg „Wegekreuze erzählen ihre Geschichte“ – so ist eine neue Streckenwanderung betitelt, die in Kalterherberg beginnt und an der Höfener Mühle endet.
Die Idee, die zahlreichen Wegekreuze in ihrem Ort und in der Umgebung stärker in den Blick zu rücken, hatte Elfriede Conrads schon im Jahr 2009. Sie beschäftigt sich gern mit der Geschichte und den Geschichten von Kalterherberg, und so manche Anekdote und manches in Vergessenheit geratene Ereignis wird ihr zugetragen. Als sie im Jahr 2009 mit der Kalterherberger Eifelvereinsortsgruppe, deren Vorsitzende sie ist, zu den Wegekreuzen wanderte, reifte in ihr der Plan: Sie wollte diese schöne, lohnende Wanderung mit der Erinnerung an Begebenheiten und Persönlichkeiten verbinden und der Öffentlichkeit bekannt machen.
Es war dann ein recht weiter Weg durch die Genehmigungsinstanzen bis zur finanziellen Förderung, aber nun kann die Ortsgruppe stolz ihren Wanderweg Nr. 83 vorstellen. Er ist 8,5 Kilometer lang, führt vom Wanderparkplatz in der Ortsmitte am Eifeldom vorbei zur Flur „Hassebuer“; man lernt wunderschöne Ausblicke kennen auf dem „Hinter-dem-Dorf-Weg“. Jedes Wegekreuz ist ein lohnendes Ziel, und die Wegführung durch Klein-Frankreich mit urigen Buchenalleen ist ein Genuss. Dann geht es bergab in den „Sief“ und von der „Kölsch Kier“ zur Höfener Mühle.
Insgesamt sind es zehn Kreuze, die vorbildlich hergerichtet wurden und deren Geschichte auf einem lesenswerten Flyer erzählt wird. Das älteste Kreuz befindet sich direkt am Anfang der Wanderung, es wurde in die Mauer der Kirche eingebaut und trägt eine Inschrift aus dem Jahre 1745. Das zweite Kreuz ist dann gleich daneben das Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege; es wurde vom Aachener Bildhauer Josef Zeller aus einem großen Granitblock geschaffen.
Auf der Flur Hassebuer trifft man auf ein altes Missionskreuz. Es steht zwischen Laubbäumen, der Platz wurde von Ehrenamtlern mit einem eifeltypischen Staketenzaun umgeben. Und hier wie auch an anderen Plätzen leisten die „Bankpaten“ des Eifelvereins ihre unverzichtbare Arbeit: Man kann sich setzen und die Aussicht genießen. Das tun viele Wanderer und Spaziergänger auch auf der Flur „Wigde Böschel“. Hier steht ein Kreuz, das an den tragischen Tod des Soldaten Josef Mertens erinnert.
Auf einen Bildstock an der Engelgasse wird man als nächstes aufmerksam gemacht: Hier befindet sich in einer kleinen Kapelle eine Holzskulptur des heiligen Hubertus, das Werk eines unbekannten Künstlers aus dem Jahre 1936. Das Naturdenkmal „Theißbaum“ darf natürlich bei der Wanderung nicht fehlen; dieser „Baumschatz“ ist eine uralte Eiche. Damit man sie besser von weitem sieht, wurde auf Betreiben des Eifelvereins drumherum etwas frei geschnitten. Der schöne Platz ist von einer jungen Buchenhecke umgeben, es gibt auch eine Sitzgruppe.
Wegekreuz sieben
Auch das siebte Kreuz hat eine besondere Geschichte: Es wurde unter Mithilfe von Kalterherberger Handwerkern restauriert und erinnert an Josef Schmitz, der hier auf seinem Weg zur Wildfütterung durch einen Herzinfarkt zu Tode kam. Besonders bemerkenswert ist die Christusfigur, es ist Oberammergauer Schnitzwerk. Wer nicht allzu gut zu Fuß ist, dem raten die erfahrenen Wanderführer aus dem Eifelverein, an dieser Stelle zurück zu gehen. Aber auch der weitere Verlauf ist nicht schwierig; es geht nun abwärts in den Wald, man kommt auf einem weichen, bemoosten Pfad in den „Sief“, den Kalterherbergern auch bekannt als „Afterbach“. Hier steht ein Kreuz, das lange fast versteckt im Gestrüpp war, es erinnert an Willi Stoffels, der mit 25 Jahren beim Kühehüten an einer Lungenembolie starb.
Das weiße Kreuz auf dem „Kölsch Berg“ (Nr. 9) ist gut zu sehen; es ist nicht aufgrund einer tragischen Begebenheit aufgestellt worden. Über viele Jahre schlugen Pfadfindergruppen ihre Zeltlager auf dem Kölsch Berg auf. Der Wegewart in der Eifelvereinsortsgruppe, Wolfgang Hermanns, hat das Kreuz inspiziert und wollte es eigentlich neu anstreichen; das ist nicht mehr sinnvoll, nun wird ein neues aufgestellt, genauso groß und weiß. Hergestellt wurde es aus Eichenholz von Karl-Josef Mertens. Dann geht man hinunter an den Perlbach und folgt ihm bis zur Höfener Mühle; das zehnte Kreuz sieht man nur, wenn man auf der linken Seite gut hinschaut. Es ist ein schlichtes Steinkreuz und wurde im Gedenken an Alfons Alt aufgestellt. Dieser starb hier im Alter von 53 Jahren beim Joggen.
Heimat-Scheck
Wie bereits erwähnt, existierten die Pläne für diese Wanderung der Wegekreuze schon lange, aber für die Realisierung brauchte man Geld. Da nutzte der stellvertretende Vorsitzende der Eifelvereinsortsgruppe, Hermann Mertens, seine Beziehungen zur Stadtverwaltung und sprach bei der entsprechenden Sachbearbeiterin vor. „Passt genau“, meinte diese, denn das von der Landesregierung aufgelegte Förderprogramm „Heimat-Scheck“ ist exakt für solche Projekte gedacht: eine schöne Wanderung in der Umgebung des Heimatortes mit lohnenden Zielen und dabei Pflege der Erinnerungskultur. Die zugesagten 2000 Euro wurden überwiesen, sie wurden für Flyer und Markierungen benötigt. Am Beginn der Wanderung, am Wanderparkplatz in der Bahnhofstraße, wird noch ein großes Hinweisschild aufgestellt.
Nun geht ein Projekt, das mit Beharrlichkeit und Leidenschaft verfolgt wurde, in den Endspurt. Am 17. Oktober beginnt die Helfermannschaft mit den Markierungen, gut zu erkennen ist das Eifeldom-Piktogramm, grün-weiß auf schwarzem Grund. Und den Flyer kann man ab dem 1. November bei der Mon-Touristik oder bei Elfriede Conrads abholen. Einer zünftigen Einweihungsfeier stehen zurzeit die Corona-Schutzmaßnahmen im Weg. „Das können wir vielleicht im Frühjahr machen, wenn man hoffentlich wieder fröhlich gemeinsamen feiern darf“, ist aus dem Vorstand der Ortsgruppe zu hören.