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Dreharbeiten für Justiz-Drama: Monschau wird wieder zur Filmkulisse

Dreharbeiten für Justiz-Drama : Monschau wird wieder zur Filmkulisse

In der Monschauer Altstadt laufen zurzeit Dreharbeiten für das für Justiz-Drama „Ferdinand von Schirach – Glauben“ nach den Original-Drehbüchern des Bestsellerautors.

Die Dreharbeiten für die Miniserie, die zuerst auf dem Streamingportal TV Now und später beim Fernsehsender Vox zu sehen sein wird, haben bereits am 25. August in Berlin begonnen. Jetzt wird auch in Monschau gedreht. Bis Ende Oktober produziert Moovie insgesamt sieben Folgen à 30 Minuten. Die Hauptrollen spielen Peter Kurth und Narges Rashidi.

In der Serie diagnostiziert ein Kinderarzt in Ottern, einer westdeutschen Kleinstadt, bei einem Mädchen körperliche Spuren einer Vergewaltigung und bringt damit einen Missbrauchsprozess von bis dato ungekanntem Ausmaß ins Rollen. Kurz nach der Aufnahme der Ermittlungen durch Hauptkommissarin Laubach (Désirée Nosbusch, „Bad Banks“) in dem mutmaßlichen Verbrechen, wird in den Sozialen Medien bereits die Forderung nach der Wiedereinführung der Todesstrafe für Kinderschänder laut. Der Staatsanwalt Cordelis (Sebastian Urzendowksy, „Babylon Berlin”, „Der Turm”) erhebt in drei Prozessen Anklage gegen 26 Bewohner der Kleinstadt. Die Männer und Frauen werden beschuldigt, einen Kinderpornografie-Ring betrieben zu haben.

Der alkoholkranke Berliner Strafverteidiger Schlesinger (Peter Kurth, „Babylon Berlin”, „Die Protokollantin”) soll im Auftrag der kriminellen Geldeintreiberin Azra (Narges Rashidi, „Gangs of London”, „Spuren des Bösen”) einen der Angeklagten im dritten Prozess vertreten. Dabei kämpft Schlesinger nicht nur für seinen Mandanten, sondern auch gegen Falschaussagen, suggestive Befragungsmethoden und die Mühlen der Justiz selbst. Am Ende findet er heraus: Das Verbrechen, das seinem Mandanten vorgeworfen wird, hat es nie gegeben.

Justizskandal

Mit „Ferdinand von Schirach – Glauben“ transportiert der Bestsellerautor („Verbrechen", „Der Fall Collini“) den Wormser Justizskandal aus den Jahren 1993 bis 1997 in die Gegenwart. Dieser Eklat umfasst drei Strafprozesse vor dem Landgericht Mainz in denen 25 Männer und Frauen aus der Umgebung Worms des massenhaften Kindesmissbrauchs angeklagt waren. Sie wurden beschuldigt, einen gemeinschaftlichen Pornoring betrieben zu haben, der Videos der Kinder fertigte und vertrieb.

Nach zwei Jahren und sieben Monaten Untersuchungshaft mit über 300 Verhandlungstagen wurden 24 der Angeklagten freigesprochen, eine ältere Dame war in der Haft bereits zuvor verstorben. In der Urteilsbegründung verkündete der Richter unter anderem: „Den Wormser Massenmissbrauch hat es nie gegeben. Bei allen Angeklagten, für die ein langer Leidensweg zu Ende gegangen ist, haben wir uns zu entschuldigen.“

Mit der fiktionalen Aufarbeitung des Wormser Justizskandals der neunziger Jahre in der Gegenwart wirft Ferdinand von Schirach ein Licht auf gesellschaftliche Entwicklungen unserer Zeit. Öffentliche Debatten verlagern sich zunehmend in das Internet und die Sozialen Medien – wo Empörung, Hass und Hysterie oft die Auseinandersetzung mit komplexen Themen verhindern. Berechtigte und nachvollziehbare Sorgen, wie die um das Wohl der Kinder, können in aufgeheizten Online-Debatten zu Vorverurteilungen, Pauschalisierungen und blankem Hass führen. In „Ferdinand von Schirach - Glauben" ist es ausgerechnet ein verschuldeter Anwalt, der der öffentlichen Hysterie die kritische Vernunft entgegensetzt.

„Das Wesentliche dieser Verfahren war das Versagen aller gesellschaftlichen und rechtlichen Institutionen, der Presse und der Öffentlichkeit. Die allgemeine Empörung, der ungebremste Hass und die furchtbare Hysterie damals ist den heutigen gesellschaftlichen Zuständen sehr ähnlich. Es lag deshalb für mich nahe, aus den Wormser Missbrauchsprozessen eine Serie zu machen, die in der Gegenwart spielt und alle neuen Elemente aufnimmt, mit denen wir heute leben müssen. ‚Glauben’ ist ein Format über unsere Zeit, über die Welt, in der wir heute leben. Es erzählt die Geschichte eines allgemeinen Versagens der Gesellschaft. Ich bin sicher, dass es zu einer breiten Diskussion darüber führen wird, wer wir heute sein wollen“, sagt der ehemalige Strafverteidiger und heutige Schriftsteller Ferdinand von Schirach.

(red)