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Orgelkonzert: Großes im kleinen Rahmen

Orgelkonzert : Großes im kleinen Rahmen

Ein beeindruckendes Orgelkonzert gestaltete Michaela Káčerková in der Monschauer Stadtkirche.

Schade, dass der Publikumszuspruch zum Orgelkonzert am Sonntagnachmittag ein wenig spärlich war. Die Darbietung der jungen tschechischen Organistin Michaela Káčerková hätte unbedingt ein größeres Auditorium verdient gehabt. Sicherlich: Ein Orgelsoloprogramm hat immer etwas Extravagantes, und wenn dann die angekündigte Solistin noch nicht über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügt, so wird der Musikfreund vielleicht nach anderen Angeboten Ausschau halten, die an diesem Sonntag in der weiteren Umgebung durchaus vorhanden waren.

Das aber, was Michaela Káčerková an diesem Nachmittag bot, war sowohl qualitativ wie umfangmäßig durchaus ungewöhnlich. Organisator und Moderator Florian Koltun sprach von der „Spur“ Johann Sebastian Bachs als dem Thema des Konzerts. Diese Spur war, wie sich herausstellte, eher die Spur, in die sich Bach selber einreihte. Es handelte sich im ersten Teil des Konzerts um Vorgänger und Anreger Bachs, die man sonst weniger im Konzertleben trifft. So etwa Georg Muffat und vor allem Johann Caspar Ferdinand Fischer – ein Komponist, dem sich Michaela Káčerková wohl aus landsmannschaftlichen Gründen besonders verbunden fühlt. Fischer ist als deutscher Musiker in der Karlsbader Region geboren, wo auch die junge Musikerin zuhause ist. Im Jahre 2014 gründete sie sogar ein eigenes Festival, das dem Werk Fischers gewidmet ist.

Von Fischer wurde im Konzert die Suite „Euterpe“ dargeboten – ein Teil eines Zyklus, in dem Fischer die neun Musen der griechischen Mythologie beschwört. Euterpe ist die Muse der Musik und der Poesie. Diesen Charakter konnte man den sechs Sätzen dieser bunten Folge von Tanzsätzen durchaus anhören.

Bewegende Passagen

Die „Spur Bachs“ – in dem Sinne, dass Bach sich selber in einer Tradition sah – war am deutlichsten zu spüren in der bekannten Bearbeitung Bachs von Alessandro Marcellos Oboenkonzert d-moll – bei Bach die Nummer BWV 974. Besonders der zweite Satz, das Adagio, ist hierbei ein „Ohrwurm“, der auch von Michaela Káčerková besonders eindrucksvoll dargeboten wurde. Wie überhaupt während des ganzen Konzerts die leisen und besinnlichen Passagen von ihr besonders bewegend interpretiert wurden.

Der zweite Teil des Nachmittags war dann ganz dem Meister Bach selbst gewidmet. Sicherlich waren die beiden „Präludien und Fugen“ BWV 543 und BWV 547 spürbar in einer anderen Kategorie anzusiedeln als die zuvor gehörten Werke. Es mag aber manchem auch klar geworden sein, was Florian Koltun in seiner Moderation erwähnte: dass nämlich die Differenziertheit und Kompliziertheit der Bachschen Musik so manches Mal auch den seinerzeitigen Hörern „zu viel“ wurde. Immerhin war Michaela Káčerková erfolgreich bemüht, die Strukturen und Formen dieser Stücke durchhörbar zu machen. Dies war bei dem vielleicht schönsten und bekanntesten Werk des ganzen Programms, dem Choralvorspiel „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, nicht ganz so schwierig; umso mehr wurde gerade dies wohl zu dem emotionalen Höhepunkt des Nachmittags.

Im Nachgespräch erwähnte Florian Koltun die Möglichkeit, Michaela Káčerková zu einem etwas günstigeren Zeitpunkt noch einmal nach Monschau einzuladen. Dies wäre angesichts der tiefschürfenden Konzertdarbietung und der sympathischen Ausstrahlung der jungen Künstlerin nur zu begrüßen.