In der Altstadt von Monschau : Entdeckungsreisen in die Welt der Whiskys
Monschau Rund 180 verschiedene Whiskysorten bietet Georg Huppertz in seinem Laden an, den er jetzt in der Monschauer Altstadt eröffnet hat. Damit hat sich der 60-Jährige einen Traum erfüllt. Auch die Corona-Krise konnte ihn nicht von diesem Vorhaben abbringen.
„Den Kopf in den Sand zu stecken passt einfach nicht zu mir“, sagt Huppertz. Deshalb galt für ihn das Motto: Jetzt erst recht!
Es ist nicht lange her, da arbeitete er noch als Leiter der Geschäftsstelle der Sparkasse Aachen am Elisenbrunnen. Als er Großvater wurde, beschloss er, etwas kürzer zu treten. Nun ist er stellvertretender Geschäftsleiter einer anderen Filiale und coacht junge Mitarbeiter. Den Laden in der Monschauer Altstadt öffnet er nur freitags, samstags und sonntags oder nach Vereinbarung. „Daneben bleibt dann noch genügend Zeit, um mich um meinen Enkel zu kümmern“, meint Huppertz.
Bordeauxrot, ockerfarben, goldgelb oder hell wie Weißwein schimmert der Inhalt der Flaschen in den Regalen an den Wänden des 28 Quadratmeter großen Verkaufsraums an der Stadtstraße. Daneben finden noch ein Stehtisch, zwei dekorative Fässer und ein kleiner Schreibtisch Platz.
„Angel’s Share“ hat Georg Huppertz sein Geschäft genannt. Das bedeutet so viel wie „Anteil der Engel“ oder „Engelssteuer“. Der Begriff wurde in den schottischen Destillerien geprägt und bezeichnet den Anteil, der während der Reifezeit aus den Fässern verdunstet. „Eigentlich wollte ich das Geschäft zuerst Whiskyladen Monschau oder Monschauer Whiskyladen nennen. Da haben meine Töchter aber gleich protestiert, das wäre platt, langweilig und wenig ansprechend“, erklärt der Vater von vier erwachsenen Kindern.
Erlebnis mit Vater und Onkel
„Eine Affinität zu Whisky hatte ich schon als kleines Kind“, sagt er. Jedes Jahr an Weihnachten, wenn sein Vater und sein Onkel nach dem Hochamt zusammensaßen, öffneten sie eine Flasche Whisky und rauchten eine Zigarre dazu. „Das war Tradition. Da freuten die sich schon Tage vorher drauf. Sie genossen das. Bis zum Silvesterabend wurde die Flasche dann geleert“, erinnert sich Huppertz, der in der Altstadt in der Laufenstraße aufgewachsen ist. Als er volljährig war, durfte er dann auch an dem Ritual der beiden teilnehmen. „Mir ist diese Erinnerung so präsent, weil damit viel Lachen und Geselligkeit einherging. Wenn ich daran zurückdenke, löst das auch heute in mir noch Gefühle von Wärme, Freude und Zusammensein aus“, sagt er.
Damals waren es einfache Whiskys, nach dem Besuch von Destillerien in Irland und Schottland und der Teilnahme an Verkostungen wurde der Geschmack exklusiver. „Whisky ist deshalb so spannend, weil so viel Wert auf die Lagerung gelegt wird. Bei anderen Destillaten ist der Prozess nach dem Brennen abgeschlossen. Beim Whisky macht das nur 30 Prozent des Geschmacks aus, die anderen 70 Prozent entstehen durch die Reifung in verschiedenen Fässern. Das führt zu vielen verschiedenen Nuancen, im Geschmack und in der Farbe“, erläutert Huppertz seine Leidenschaft.
Oft würde der Whisky in Fässern gelagert, in denen sich vorher andere Spirituosen befunden haben. Zum Beispiel würde als Grundlage ein Bourbon-Fass (amerikanischer Whisky) verwendet und später gerne auf eine anderes gewechselt, etwa ein Barrique-Fass, was zu einer hellen Färbung führt oder ein Sherry-Fass, dann gibt es eine dunkle Färbung. „Die Farbe sagt grundsätzlich aber nichts über die Qualität aus“, hält Huppertz fest.
Zum einen seien es handwerkliche Fähigkeiten und lokale Gegebenheiten, welche unmittelbaren Einfluss auf die Herstellung und den Geschmack hätten. Zum anderen könne man sich auf eine Entdeckungsreise begeben, die einen über verschiedene Aromen an die unterschiedlichsten Orte führe. „Hier lernt man Landschaft, ökologische Aspekte und natürlich auch die Menschen hinter dem Whisky kennen. Das Besondere ist hier oft im Kleinen verborgen, daraus ergibt sich trotz Internationalität immer auch ein lokaler Bezug“, sagt Huppertz.
Daher finden sich in seinem Laden neben Whiskys aus Schottland, Irland und den USA auch Abfüllungen aus Deutschland und Belgien und vielen anderen Ländern. „Die Hersteller der deutschen Produkte habe ich mal kennengelernt. Die arbeiten nachhaltig und halten viele Arbeitsschritte in der eigenen Hand. Das muss man unterstützen“, meint Huppertz.
Spezialisiert hat er sich auf den Verkauf von Fassabfüllungen, von denen es nur eine limitierte Zahl von Flaschen gibt – im Gegensatz zum Supermarkt, wo oft nur die Sorten erhältlich sind, bei denen auf Masse produziert wird. Die günstigste Flasche kostet bei Huppertz 35 Euro, die teuerste 1290 Euro.
Gerne würde Georg Huppertz in Zukunft Verkostungen, sogenannte Tastings, anbieten. „Das hat mir auch immer Spaß gemacht. Man lernt jedes Mal noch etwas Neues kennen. Das wird aber erst gehen, wenn die Corona-Pandemie vorbei ist“, sagt er.