Eine Frage der Planung : Diskussion über Weihnachtsmarkt in Monschau
Interaktiv Monschau Wird die Monschau-Touristik erneut die Organisation des Weihnachtsmarkts in Monschau übernehmen oder wird die Veranstaltung öffentlich ausgeschrieben? Mit dieser Frage hat sich jetzt der Wirtschaftsausschuss beschäftigt.
Nachdem es im vergangenen Jahr doch noch gelungen war, quasi auf den letzten Drücker einen Weihnachtsmarkt in Monschau zu organisieren, hat sich nun der Wirtschaftsausschuss mit der Frage befasst, wer künftig für die Planung verantwortlich sein soll.
Angesichts der Überlegungen zur Gründung einer neuen Tourismusorganisation in der südlichen Städteregion und im südlichen Kreis Düren ist man im Monschauer Rathaus nämlich zunächst davon ausgegangen, dass eine Ausrichtung des Weihnachtsmarktes durch die Monschau-Touristik GmbH praktisch nicht mehr infrage kommt.
Deshalb hatte die Verwaltung die Möglichkeiten eines Veranstalterwechsels ausgelotet und festgestellt, dass die Vergabe an einen anderen Veranstalter eines Ausschreibungsverfahrens bedarf. Ein entsprechender Text wurde anschließend ausgearbeitet, der die mit der Veranstaltung verbundenen „touristischen, sicherheits- und verkehrstechnischen Aspekte“ möglichst umfassend berücksichtigen soll.
„Da sich zwischenzeitlich abzeichnet, dass die angestrebte Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit im Tourismus frühestens zum Jahreswechsel 2023/2024 praktische Auswirkungen auf die derzeitigen Strukturen haben wird, kommt die Monschau-Touristik GmbH möglicherweise doch als Veranstalterin des diesjährigen Weihnachtsmarktes in Betracht“, war nun in der Vorlage für die Sitzung des Wirtschaftsausschusses zu lesen.
Dieser sollte jetzt entscheiden, ob die Monschau-Touristik in diesem Jahr erneut mit dieser Aufgabe betreut wird oder ob die Organisation des Weihnachtsmarktes für die Jahre 2023 bis 2025 öffentlich ausgeschrieben wird.
Nachdem sie die Bilanz des zurückliegenden Weihnachtsmarktes vorgestellt hatte, nahm die Geschäftsführerin der Monschau-Touristik zu dieser Frage Stellung. „Was uns als Team da zugemutet wurde, war eine Katastrophe“, sagte Barbara Frohnhoff rückblickend. Das Veranstaltungsmanagement sei grundsätzlich nicht die Aufgabe der Tourismusorganisation vor Ort. Dies sei sehr zeit- und kostenintensiv und fordere von den Verantwortlichen teilweise deren ausschließliche Verfügbarkeit und Präsenz. Außerdem sei im Endspurt der Vorbereitungen meist ein ganzes Team gefragt und mache den üblichen Geschäftsbetrieb unmöglich.
Des weiteren gebe es in der gesamten Region keine einzige touristische Organisation, die örtliche Veranstaltungen abwickele. Das sei die Aufgabe von Abteilungen im Stadtmarketing, von Gewerbevereinen, Agenturen, externen Veranstaltern oder Vereinen, erklärte Frohnhoff.
Das Problem sei, dass die Organisation des Weihnachtsmarktes circa 1400 Arbeitsstunden erfordere. Die Monschau-Touristik verfüge aber lediglich über vier Vollzeitäquivalente bei den Festangestellten und über zwei Teilzeitbeschäftigte, die gemeinsam 199 Wochenstunden leisten. Der Bedarf aller Arbeitsbereiche liege aber bei 275 Stunden, machte die Geschäftsführerin deutlich. Das funktioniere nur, weil es noch Unterstützung von neun Minijobbern gebe. Von diesen Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlicher Verfügbarkeit würden 20 bis 50 Stunden pro Woche übernommen. „Das Aufgabenfeld für den Weihnachtsmarkt ist riesig und kann nicht mal eben nebenbei erledigt werden“, sagte Frohnhoff. Angesichts der aktuellen Teamstärke gebe es eigentlich keine Kapazitäten für die Organisation des Weihnachtsmarktes.
Dies könne nur unter bestimmten Voraussetzungen geschehen. Frohnhoff schlug vor, dass der im vergangenen Jahr nicht benötigte städtische Zuschuss für den Weihnachtsmarkt in Höhe von 49.800 Euro bei der Monschau-Touristik verbleibt, um damit eine zusätzliche Personalstelle für den Weihnachtsmarkt und die turnusmäßig erforderliche Neuwicklung der Leuchtketten in den Bäumen auf der Marktfläche zu finanzieren.
Des weiteren forderte Frohnhoff, die Planung auf Gerberplatz, Rurbrücke und Marktplatz zu beschränken. Die Kosten für weitere Standorte müssten dann vom jeweiligen Betrieb übernommen werden, zum Beispiel der Standort „Patere Höfje“ vom Partnerschaftskomitee. Außerdem wünschte sich Frohnhoff eine Zusage der Stadt, die Monschau-Touristik weiterhin in dem Umfang zu unterstützen, wie sie es auch in den Jahren zuvor getan habe.
Mit Blick auf den Weihnachtsmarkt müsse mit Kostensteigerungen gerechnet werden, voraussichtlich könne die Finanzierung des Marktes aber mit einem städtischen Zuschuss in Höhe von 30.000 Euro sichergestellt werden. Sollte ein fünftes Weihnachtsmarkt-Wochenende gewünscht sein, weil der 24. Dezember 2023 ein Sonntag ist, müsse dieser Betrag entsprechend auf 35.000 Euro aufgestockt werden, erklärte Frohnhoff. „Wir machen es gerne, wir machen es mit Herzblut, aber wir machen es nur dann, wenn wir auch die entsprechenden Rahmenbedingungen haben“, sagte sie abschließend und bat um Verständnis.
Der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung der Monschau-Touristik hätten diesen Bedingungen bereits zugestimmt, berichtete Georg Kaulen (CDU) als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Monschau-Touristik.
„Wir befinden uns ja auf dem Weg zu einer neuen Tourismusorganisation. Wir sind quasi in einer Übergangsphase“, stellte Benno Palm (CDU) fest. Aus Sicht der CDU sei es in diesem Jahr aber noch nicht möglich, die Organisation des Weihnachtsmarktes auf einen externen Anbieter zu übertragen. Dafür seien noch zu viele Dinge ungeklärt. Nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr könne man die Monschau-Touristik erneut damit beauftragen. Jetzt sei die Vorlaufzeit deutlich länger und die Voraussetzungen seien entsprechend besser. Wenn die Monschau-Touristik die Aufgabe übernehme, müssten auch die personellen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Über Details, insbesondere die finanziellen, könne zu einem späteren Zeitpunkt noch gesprochen werden.
„Sie haben im letzten Jahr bewiesen, wie leistungsfähig die Monschau-Touristik ist“, sagte Wolfgang Weber (FDP) zu Barbara Frohnhoff. Er frage sich aber, warum die Geschäftsführerin statt 30.000 Euro nicht einfach 50.000 Euro aufgerufen habe. „Da haben Sie sich unter Wert verkauft“, meinte er. Die Monschau-Touristik verfüge über ein funktionierendes Team mit Erfahrung, und man solle „sich hüten, das einfach wegzuwerfen“. Es sei „ganz wichtig“, dass die Monschau-Touristik finanziell so aufgestellt werde, dass sie arbeiten könne und das Personal „nicht verheizt“ werde. „Ob ein externer Anbieter das auch leisten kann, was die Monschau-Touristik leistet, ist eher fraglich. Ich kann nur davor warnen, dieses Risiko einzugehen“, sagte Weber.
In diesem Jahr solle der Weihnachtsmarkt erneut von der Monschau-Touristik organisiert werden. Über die finanziellen Forderungen sei im Rahmen der Haushaltsberatungen zu reden, sagte Werner Krickel (Grüne). Jetzt müsse es aber schon ein deutliches Signal geben, dass man guten Willens sei, diese Kosten für die Stadt Monschau in den Haushalt einzustellen. Mit Blick auf die kommenden Jahre, müsse ein Weg gefunden werde, wie man „in überschaubarer Zeit“ zu einer Ausschreibung komme. Hinsichtlich des Wunschs von Wolfgang Weber stelle sich die Frage, „ob die Monschau-Touristik auf absehbare Zeit noch existiert“. Auch diese Entscheidung sei noch nicht gefallen, sondern werde diskutiert.
Georg Alt (SPD) sprach sich ebenfalls dafür aus, die Aufgabe in diesem Jahr erneut in die Hände der Monschau-Touristik zu legen, und schloss sich den Ausführungen von Werner Krickel an.
Die Arbeitsgemeinschaft Monschauer Unternehmen (AMU) habe das fünfte Weihnachtsmarktwochenende bereits beantragt, berichtete deren Sprecher, Werner Maaßen. Auch die AMU habe auf der Gesellschafterversammlung einen städtischen Zuschuss in Höhe von 50.000 Euro vorgeschlagen. „Herr Palm, wie kommen Sie darauf, dass die Monschau-Touristik nicht mehr existent ist?“, fragte er. Dies sei eine für die AMU besonders interessante Frage. Schließlich sei die Arbeitsgemeinschaft mit einem Anteil von 20 Prozent an der Monschau-Touristik beteiligt und man habe arge Bedenken wegen der Gründung einer neuen Tourismusorganisation. Er warnte davor, davon auszugehen, dass die Monschau-Touristik bald geschlossen werde. „Wir finden, dass die Monschau-Touristik organisatorisch und finanziell an der Grenze der Belastbarkeit ist“, sagte Maaßen. Also müssten Lösungen gefunden werden. „Es ist aber keine Lösung, das Ganze in einer wie auch immer umlagefinanzierten Dachorganisation untergehen zu lassen in der irrigen Hoffnung, es werde für die Stadt Monschau billiger“, betonte Maaßen.
„Wir haben die Monschau-Touristik natürlich noch nicht liquidiert“, entgegnete Benno Palm. Mit Blick auf eine neue Tourismusorganisation müsse man aber alle Dinge im Auge behalten. „Wir tun gut daran, die Monschau-Touristik nicht vorzeitig aufzugeben. Das wollen wir auch nicht. Letztlich warten wir ab, wie sich das insgesamt entwickelt und wie es mit der neuen Tourismusorganisation weitergeht“, sagte er. Die Politiker seien als Entscheidungsträger nicht in der Position abzuwarten. „Irgendwann müssen sie mal Ross und Reiter nennen“, antwortete Werner Maaßen.
Wolfgang Weber (FDP) regte an, eine Gegenrechnung aufzumachen und stellte die Frage in den Raum: „Was kostet es uns, wenn es die Monschau-Touristik mit ihrer Erfahrung nicht macht?“ Seine Meinung teilte auch Kevin Stollenwerk (CDU). Aus seiner Sicht führe kein Weg daran vorbei, die Planung auch zukünftig bei der Monschau-Touristik zu belassen. Es sei zu überlegen, ob man sie mit mehr finanziellen Ressourcen ausstattet, um dort eine Stelle für die Planung von Veranstaltungen zu installieren. Ein externer Veranstalter werde eigene wirtschaftliche Ziele verfolgen, woraus Nachteile für etablierte Gastronomen und Händler in Monschau entstehen könnten.
Bürgermeisterin Carmen Krämer wies darauf hin, dass ein externer Veranstalter genügend Vorlaufzeit benötige und eine Ausschreibung rechtzeitig erfolgen müsse. Der Text der Ausschreibung müsse so bearbeitet werden, „dass alle dahinterstehen“. Es sei auch möglich, in diesem Text weitere Bedingungen zu formulieren, die ein Veranstalter beachten müsste, meinte Krämer. „Wir müssen uns bis Ende des Jahres darüber im Klaren sein, was ab 2024 sein wird“, hielt Benno Palm (CDU) fest. Dann dürfe auch bekannt sein, welche Aufgaben eine neue Tourismusorganisation haben werde.
Angesichts des Umfangs des Ausschreibungstextes sprach Werner Maaßen von einem grob geschätzten Kostenrahmen in Höhe von 100.000 Euro für den Veranstalter. „Wer diese Ausschreibung annimmt, der muss sich überprüfen lassen“, sagte er. Schließlich dürfe es einem Veranstalter kaum möglich sein, diese Summe zu erwirtschaften. Die Verwaltung habe bereits die Gründe für diese Form des Ausschreibungstextes erläutert. Diese seien auch nachvollziehbar und darin zu suchen, dass man einen klaren Trennstrich ziehen müsse zwischen allen Aufgaben, die die Stadt Monschau derzeit übernehme, und dem Aufwand, den ein externer Veranstalter zu tragen hätte. Insofern seien die Bedenken von Kevin Stollenwerk durchaus berechtigt, meinte Maaßen.
Am Ende wurde einstimmig beschlossen, den Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr von der Monschau-Touristik veranstalten zu lassen.