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Sitzungspräsident seit 1972: Bei den Biebesse schlägt Christoph Raders Herz höher

Sitzungspräsident seit 1972 : Bei den Biebesse schlägt Christoph Raders Herz höher

Zu den Vollblutkarnevalisten, die seit Jahrzehnten die Entwicklung der KG Biebesse vorantreiben, gehört Christoph Rader. Er wohnt zwar in Lechenich, doch ist ihm der Weg nach Höfen zu den geliebten Biebesse nie zu weit.

Seit 1972 bekleidet er das Amt des Sitzungspräsidenten. Dafür ist er genau der Richtige: Fingerspitzengefühl, ein gehörige Portion Humor und Spontaneität zeichnen ihn aus. Natürlich weiß er als Urgestein auch noch viel Interessantes aus den Gründungszeiten der Biebesse zu berichten, mit leuchtenden Augen erzählt er von den Anfängen des Karnevals in Höfen.

„In den 50er Jahren gab es in Höfen in der Karnevalszeit den ‚Flü-O-Hö-Ball‘.“ Begriffserklärung: Die „Flüchtlingsorganisation Höfen“ betreute Flüchtlinge und Vertriebene aus der Gegend um Breslau, von denen etliche in Höfen wohnten. Diese Organisation veranstaltete den Ball mit Livemusik, „das beste Mittel zur Integration“. Und er kam bei den Höfenern sehr gut an. „Wir Kinder (Christoph Rader ist Jahrgang 1946) verkleideten uns auch, stets waren wir Cowboys und knallten mit den Pulverblättchen“, erinnert er sich lächelnd.

„Damals fuhren nur sehr wenige Autos durch Höfen. Wir bekamen Luftschlangen, damit stellten wir uns an den Straßenrand, einer auf jeder Seite, und wenn ein Auto kam, hielten wir die bunten Papierschlangen hoch, damit sie an der Antenne hängenblieben. So schmückten wir vorbeifahrende Autos und hatten Riesenspaß dabei!“

Als dann 1968 die Karnevalsgesellschaft Biebesse Höfen gegründet wurde, fiel diese Idee auf fruchtbaren Boden. Zu den Gründern gehört Christoph Rader zwar nicht, aber er ging mit zum Amt, um eine der erforderlichen Unterschriften zu leisten. Und schon im Gründungsjahr hatten sie einen Prinzen, und schon wurde der erste Karnevalszug auf die Beine gestellt. „Nicht alle glaubten an die Zukunft des neuen Vereins, wir mussten uns auch Unkenrufe anhören“, berichtet Christoph Rader. Aber die guten Ideen und witzigen Stücke, die sich die ersten Karnevalisten ausdachten, überzeugten.

Die „Mainzelmännchen“ beispielsweise, die Politik und Dorfgeschehen aufs Korn nahmen, waren in den 70er Jahren ein Renner. Christoph Rader findet, dass solche Büttenreden oder Sketche, die Geschehnisse aus dem Dorf humorvoll beleuchten, heute weitgehend fehlen, davon würde er sich mehr wünschen. Aber die Tanzgruppen der Biebesse lobt er in den höchsten Tönen: „Sie sind gut ausgebildet und tanzen fantastisch! Die ehrenamtlichen Trainerinnen vermitteln den Kindern und jungen Leuten Freude an der Bewegung und am Tanzen. Unsere Showtanzgruppe ist sogar schon im Kölner Gürzenich aufgetreten.“

Die Motivation, sich jedes Mal von Lechenich auf den Weg nach Höfen zu machen, erklärt er mit „Spaß an der Freud“. „Die Höfener lassen sich schnell begeistern, Livemusik gehört zu jeder Sitzung, und wir haben einen guten Programmplaner“, sagt er.

Was muss ein Sitzungspräsident können? „Man muss ausstrahlen, dass einem das Ganze Spaß macht; die Auftretenden aufnehmen, sie müssen sich wohlfühlen. Manchmal muss ich spontan auf eine unvorhergesehene Situation reagieren.“ Und wenn das Publikum offensichtlich nicht mehr zuhört? „Dann wird es schwierig …“ Christoph Rader war in Köln-Ehrenfeld als Lehrer tätig, wohl daher kommt seine Liebe zu Köln, zum FC und zum Karneval. Jedes Mal, wenn beim Einmarsch in der Höfener Vereinshalle die Bühne unter den rund 160 uniformierten Biebesse erbebt, schlägt sein Herz höher.