Gefragte Kreationen aus Holz : So entstand am Rursee der Eifelzwerg
Rurberg Ein Stück Baumstamm mit aufgemaltem Gesicht, Bart, Hut und Pfeife: Fertig ist der Eifelzwerg. Was einfach klingt, setzt aber nicht nur Ideenreichtum, sondern auch viel Arbeit, jede Menge Zeit und Überlegung voraus. Karl Jansen aus Rurberg kann ein Lied davon singen.
Der 77-Jährige darf sich ohne Zweifel als „Vater der Eifelzwerge“ bezeichnen, hat er doch vor Jahrzehnten bereits unverwechselbare Dekorationsstücke aus Holz geschaffen, die auf vielen Terrassen, in Wintergärten, Hausfluren und Kaminsimsen ihren festen Platz gefunden haben. In diesem Jahr feiern die Eifelzwerge nun ihren 20. Geburtstag, und beim 30. Simmerather Markt der Hobbykünstler am vergangenen Sonntag waren seine Zwerge, aber auch andere vorweihnachtliche Artikel, einmal mehr sehr gefragt.
Karl Jansen ist ein eher zurückhaltender Mensch, und macht nicht gerne viel Aufhebens um seine Handwerkskunst, auch wenn seine originellen Figuren ihm zeitweise aus den Händen gerissen wurden: „Ich mache das nur aus Spaß“, sagt Jansen, und dem Hinweis von Mitbewerbern auf Hobbymärkten, dass er ja seine Kreationen viel zu preiswert anbiete, hält er entgegen, dass bei ihm eben die Freude am Gestalten ihm Vordergrund stehe. Wenn er sich in sein Gartenhaus begibt, wo die Werkbank und wenige Werkzeuge bereitstehen und neue Eifelzwerge entstehen, ist Karl Jansen rundum zufrieden. Der Arbeitsaufwand, vom Holz sammeln bis zum Bemalen der Figuren, spielt für ihn eine untergeordnete Rolle.
Eigentlich wollte sich Karl Jansen, nachdem er 43 Jahre lang bei der Firma Junker in Lammersdorf als Konstrukteur gearbeitet hatte, in seiner Freizeit als Ruheständler ganz auf seine Bienenzucht konzentrieren. Aber seine Tochter, die sehr wohl um das handwerklich-kreative Talent ihres Vaters wusste, meldete ihn vor 26 Jahren kurzerhand beim Simmerather Hobbykünstlermarkt an, der damals in den Anfängen stand und noch im Saal Wilden über die Bühne ging. Jansen ließ sich überreden, und so standen Figuren unterschiedlicher Größe aus Baumstämmen wie Nikoläuse, Katzen oder Eulen auf dem Verkaufstisch. Der Absatz war reißend.
Auf Ideensuche im Wald
Damit war der Anfang gemacht, und bald war Jansen Stammgast bei verschiedenen Hobbymärkten in der Region. Mit der Zeit aber entwickelte die Vorstellung, etwas Besonders, etwas Einzigartiges, zu schaffen. „Als ich dann einmal so still durch den Wald ging, kam mir Idee, Eifelzwerge zu machen“, erzählt er. Diese Idee wurde verfeinert, und als er vor 20 Jahren die ersten Objekte beim Weihnachtsmarkt in Rurberg anbot, war die Resonanz so riesig, dass er wochentags jede Menge Figuren nachproduzieren musste. Mit der Zeit wurde der Eifelzwerg-Typ dann immer mehr verfeinert. Die kleinen Wichtel bekamen geschnitzte Hüte aus Aststücken oder Baumpilzen, eine spitze, rote Nase, Arme und Beine und ein kleine Laterne in die Hand.
„Irgendwann habe ich gedacht, dass der Bedarf an Eifelzwergen doch allmählich gedeckt sein muss“, sagt Jansen, doch weit gefehlt. Nach wie vor sind die Eifelzwerge, bei Einheimischen wie Touristen, gefragte Dekorationsartikel. Den Versuch, die Figuren und ihren Namen urheberrechtlich schützen zu lassen, hat er übrigens schnell aufgegeben, weil die Kosten dafür einfach nicht tragbar waren.
Karl Jansen ist mit dem traditionellen, bäuerlichem Handwerk in der Eifel groß geworden. Sein Vater in Woffelsbach stellte Birkenreisigbesen, Körbe aus Hasel und Heurechen her. Besonders die Heurechen waren Anfang der 1950er Jahre gefragt. „Wir Kinder gingen damit nach Steckenborn, um sie hier für zwei Mark das Stück zu verkaufen“, erzählt Karl Jansen, und blickt damit auch zurück auf die schwierigen Nachkriegsjahre als die Menschen in der Eifel nach allen Möglichkeiten suchten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Handgefertigte Heurechen, Besen und Körbe fertigte Karl Jansen später auch selbst, und als er diese im Hof seines Wohnhauses in Rurberg zum Verkauf anbot, blieb die Kundschaft nicht lange aus. „Besonders die Touristen waren regelrecht verrückt danach“, weiß Ehefrau Rita Jansen.
Auch wenn Jansen inzwischen nur noch beim Simmerather Markt der Hobbykünstler als Aussteller vertreten ist, will er weiterhin fleißig Eifelzwerge produzieren. Im September startete die Herstellung, nachdem er wieder reichlich Material aus eigenen Wäldern gesammelt hatte. Und das die Kreativität von Karl Jansen noch ausbaufähig ist, zeigt die Tatsache, dass die Eifelzwerge in diesem Herbst Zuwachs bekommen haben: die Wurzelzwerge. Diese, so zeigte sich beim Hobbykünstlermarkt am Sonntag, machen von der Beliebtheit her, ihren Geschwistern bereits Konkurrenz. Woran das liegt, kann sich Karl Jansen auch nicht so genau erklären, aber seine Ehefrau bringt es wohl auf den Punkt: „Es ist eben alles mit Liebe gemacht“.