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Laufen statt kicken: Fußballerinnen erlaufen 7000 Euro für Geschenke

Laufen statt kicken : Fußballerinnen erlaufen 7000 Euro für Geschenke

Lockdown für etwas Gutes genutzt: Die Fußballfrauen des TV Konzen haben eine unerwartet erfolgreiche Aktion gestartet. Die erste Herrenmannschaft hat sich angeschlossen.

Aus der Not eine Tugend gemacht haben im wahrsten Sinne des Wortes die Fußballfrauen des TV Konzen. Da sie im November ihrem geliebten Hobby nicht nachgehen konnten, starteten die ideenreichen Sportlerinnen einen Spenden-Laufwettbewerb, fanden mit den kickenden Herren des TV noch ehrgeizige Mitstreiter und können nun mehreren karitativen Einrichtungen und Projekten sagenhafte 7000 Euro unter den Weihnachtsbaum legen.

Die Idee entstand gleich zu Beginn des November-Lockdowns, der leider auch eine Zwangspause für alle Fußballerinnen und Fußballer umfasste, die nicht in höheren Regionen kicken. „Wie schon im Frühjahr waren wir gezwungen, uns alleine zu Hause fit zu halten, und da ist Laufen einfach am effektivsten“, erzählt Carmen Leuther, Trainerin der zweiten Frauenmannschaft des TV. Also machten sich die Spielerinnen in ihrem privaten Umfeld – Eltern, Arbeitskollegen und Chefs, Freunde – auf die Suche nach Sponsoren, die bereit waren, einen festgelegten Betrag je gelaufenem oder gewalktem Kilometer herauszurücken.

Allerdings konnte die Trainerin nicht damit rechnen, was ihr Aufruf bei den Mädels (und später Jungs) auslösen würde. Fußballerinnen und Fußballer gelten im Allgemeinen nicht unbedingt als lauffreudig, und so hatte auch die Trainerin mal vorsichtig mit einem Spendenbetrag von 300 oder 400 Euro gerechnet, was für sie auch schon ein netter Betrag gewesen wäre. Doch es kam ganz anders. Die jungen Damen, die sonst in der Landesliga und Aachener Kreisliga auf Torejagd gehen, schaukelten sich zu einem regelrechten Wettlauf hoch, den sie auch immer fleißig mit ihren Fitness-Uhren, Lauf-Trackern und Running-Apps dokumentierten und in sozialen Netzwerken öffentlich machten. „Das hat dann auch unsere erste Herrenmannschaft derart begeistert, dass sie mit eingestiegen ist“, berichtet die Mitinitiatorin.

Bis Anfang Dezember wurde fleißig gerannt, diese Woche trudelten die letzten Überweisungen der edlen Spender bei Carmen Leuther ein, die eine atemberaubende Bilanz zog: Insgesamt liefen 46 aktive schwarz-gelbe Fußballerinnen und Fußballer 3220 Kilometer (das sind im Schnitt 70 Monatskilometer für jede und jeden) durch die schöne Eifel (die Konzener Fußballerinnen kommen aus der gesamten Nord- und Rureifel) und machten ihre Sponsoren um exakt 7002,74 Euro ärmer.

Gemeinsam hat man inzwischen überlegt, wie der unerwartete Geldregen aufgeteilt werden soll. „Zunächst einmal möchten wir den drei Kinderheimen in unserem Umfeld – Monschau, Konzen und Roetgen – jeweils für 500 Euro Wünsche für Gemeinschaftsgeschenke erfüllen. Etwas Süßes und Fußbälle verschenken wir auch noch – vielleicht entdeckt ja jemand so ein neues Hobby“, sagt Carmen Leuther lachend. Außerdem wird man von der Spende den Bewohnern der ABK-Heime in Strauch und Schöne Aussicht Einkaufsgutscheine schenken, „damit diese sich zu Weihnachten auch einmal etwas Schönes leisten können“, sagt die Fußball-Trainerin.

Eine Spende von 1500 Euro wird an diesem Samstag Peter Borsdorff entgegennehmen, der im Rahmen seines Projekts „Running for Kids“ seit Wochen für einen neunjährigen Jungen sammelt, der vor wenigen Wochen seine alleinerziehende Mutter verlor. „Den restlichen Betrag möchten wir dem singenden Hirten Reiner Jakobs übergeben, der in diesem Jahr mit seiner Krippe in Höfen nicht im gewohnten Umfang für die Kinderkrebsstation des Aachener Klinikums sammeln kann“, erläutert Carmen Leuther.

Das Beispiel der Konzener Fußballerinnen zeigt, dass es in der Coronavirus-Krise und trotz des Lockdowns auch Gewinner geben kann – nicht auf dem Fußballplatz, aber an vielen anderen Orten in der Eifel und darüber hinaus.