Kommentar zum Autostopp : Erfolg hängt von Wahrnehmung ab
Meinung Nordeifel Neue Form des Autostopps: Mitfahrbänke als alternatives Angebot für mehr Mobilität im ländlichen Raum.
Es ist 11.14 Uhr an einem ein eher grauen Oktobertag in Imgenbroich. Die blaue Mitfahrerbank an der Bushaltestelle neben der Tankstelle ist noch feucht vom Regen. Deshalb entschließe ich mich, lieber doch nicht Platz zu nehmen und bleibe neben dem Schild stehen, das auf Kopfhöhe leicht im Wind schaukelt. Kalterherberg steht dort drauf und zeigt, wohin die Fahrt gehen soll. Wenige Minuten später hält das erste Fahrzeug an. Es ist der Netliner, der nach Kalterherberg fährt. Ich steige nicht ein, schließlich will ich sehen, wie das mit der Mitfahrerbank funktioniert. Inzwischen sind zehn Minuten vergangen. Die meisten Autofahrer fahren vorbei ohne zu gucken.
Um 11.27 Uhr fährt ein Bekannter vorbei, und es scheint so, als ob er anhalten würde. Er schaut verwundert, winkt und fährt dann doch weiter. Drei Minuten später hält ein Bus der Linie SB 66 an, sein Ziel ist das Parkhaus in Monschau. Inzwischen ist es 11.38 Uhr, und ein Schulbus hält an, um die Kinder aussteigen zu lassen. Um 11.52 Uhr stoppt ein älteres Ehepaar mit seinem Auto, es will aber lediglich wenden. Mich beschleicht das Gefühl, dass die Leute gar nicht wissen, dass ich mitgenommen werden möchte. Wahrscheinlich denken die meisten, dass ich dort auf den Bus warte. Um 11.54 Uhr hält dann endlich ein Bekannter und fragt, ob er mich mitnehmen kann. Nach Kalterherberg will er aber nicht fahren. Punkt 12 Uhr hält der nächste Bus der Linie SB 66. So verlässlich wie der ÖPNV ist das Angebot der Mitfahrbänke offensichtlich nicht. Das liegt wohl in der Natur der Sache. Ich werde noch von zwei weiteren Autofahrern gegrüßt, aber nicht mitgenommen. Nach einer Stunde und hunderten Autos, die nicht gehalten haben, beende ich das Experiment. Hätte ich den Daumen rausgehalten, wäre ich vielleicht schneller mitgenommen worden. Dieses Beispiel muss auch nicht maßgebend sein. Eine Kollegin berichtete nämlich, dass ihre Tochter angehalten habe, um jemanden mitzunehmen. Diese Person wartete aber wirklich auf den Bus.
Obwohl mich niemand mitgenommen hat, finde ich die Idee grundsätzlich nicht schlecht. Ob die Mitfahrbänke aber zu einem Erfolgsmodell für ländliche Mobilität werden können, hängt entscheidend davon ab, ob sie überhaupt wahrgenommen und wie sie von den Menschen angenommen werden. Vielleicht braucht es einfach etwas Zeit, um die Mitfahrbänke zu etablieren.