„Faser-Art“ : Ein Ladenprojekt von regionalen Kunsthandwerkern
Nordeifel/Aachen Traditionsreiche Handwerkskunst aus sechs Kleinwerkstätten wird unter dem Namen Faser-Art in Aachen angeboten.
Faser-Art (Eigenschreibung: faserART) ist der Name, den zwei Papierkünstlerinnen, drei Weberinnen und ein Weber aus der Region ihrem gemeinsamen Ladenlokal nahe dem Theater Aachen gegeben haben. Treffender könnte nicht formuliert sein, was sich hinter dem Projekt verbirgt, denn alle sechs Gestalter befassen sich mit Fasern unterschiedlicher Art.
Entsprechend ihren persönlichen Vorlieben verweben sie Merinowolle, Seide, Leinen, samtähnliche Chenille zu Textilien. Sie verflechten und verhäkeln Papiergarn zu Objekten und schöpfen edle Papiere aus ungewöhnlichen Rohstoffen. Allen Gestaltern gemein ist die Verwendung von Naturmaterialien, die ökologisch, gesundheitlich und sozial produziert werden.
Sie wohnen und wirken in Monschau, Roetgen, Stolberg, Herzogenrath und Raeren und führen die Traditionen der Tuch- und Papierhersteller fort. Über ihr Kunsthandwerk haben sie einander kennengelernt und sich miteinander vernetzt.
Angela Mainz verarbeitet finnisches Papiergarn zu gleichermaßen filigranen wie robusten Objekten. Sie öffnet das verzwirbelte Material und formt es zu Schalen, die wie Blütenkelche anmuten, zu feingliedrigen Lichtbehältern, die Schattenspiele zaubern oder stellt Flechtobjekte her, die ein schlichtes Kleidungsstück zu einer Besonderheit machen.
Das Papiersortiment ergänzt Elke Buschmann, die ihre Werkstatt in Roetgen betreibt. Sie schöpft Papier, in das sie Pflanzenteile einarbeitet, denen sie somit eine ganz neue Verwendung gibt. Kleine Blüten, Fasern von Rhabarber und Spargel erfahren so im wahrsten Sinne des Wortes ein beschreibbares zweites Leben. Mit ihren Büchern, Schreibmappen, Kalendern aus recycelten Lederresten schafft sie Unikate und immer wieder Neues aus Altem.
Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Wilhelm Flinteis verbindet Daniela Flinspach Worte und Wolle zum Dialog miteinander. Am Beginn steht die Poesie des Grafikdesigners, wird zum Bild als Vorlage für großformatige Wandbehänge, die die Handwebmeisterin an ihrem Teppichwebstuhl anfertigt. „Worte weben Bilder“ beschreibt den gestalterischen Weg des Duos und ist gleichzeitig der Name für ihre Ausstellungen; zuletzt in der Burg Stolberg.
Die Weber Rita Johannleweling, Ingrid Mertes und Christoph Erhardt verwirklichen ihre textilen Gestaltungsideen an ihren Webstühlen in Monschau, Raeren und Roetgen. Hier entstehen hochwertige Schals, feine Tischwäsche, robuste Küchentücher aus Leinen, Wolldecken oder Schafwolltuche, die zu zeitlosen Hemden oder Lodenstoffen für langlebige Textilien weiterverarbeitet werden. Aus ihren Webstoffen nähen sie entweder eigenhändig Gebrauchsgegenstände wie Utensilos, Kissen und Möbelbezüge. Oder aber es werden in ebenso regionalen Einzelbetrieben Hemden oder Jacketts daraus geschneidert.
Was die sechs Kunsthandwerker eint, ist die Liebe zu ihrem traditionsreichen Handwerk und die Begeisterung für die Wertig- und Langlebigkeit ihrer Produkte. Ihr gemeinsamer Laden schaffe einen Raum für die Präsentation von Vielfältigkeit. Es sei ein Raum für Kommunikation und Dialog, nicht nur unter den Ladenbetreibern, sondern auch im Austausch zwischen Ausstellern und Kunden.
Jedes Produkt erzähle eine Geschichte, die gern weitergegeben werde. Was ist besonders an der Wolle des Skudden-Schafs? Welche portugiesische Blüte inspirierte zur Farbgebung für den Schlauchschal? Welches Erlebnis liegt dem Bildteppich zugrunde?
Mit viel Menschlichkeit wird Faser-Art geführt, mit Freude und Engagement. „Wir haben uns zusammengewürfelt. Jeder webt vor sich hin. Wichtig aber ist der Austausch, die Auseinandersetzung und die gemeinsame Vermarktung. Man kämpft nicht mehr für sich allein. Der Laden ist unser Ort für gemeinsame Ziele, damit sich nicht wieder jeder in die eigene Werkstatt zurückzieht“, ist das Fazit von Webermeister Christoph Erhardt.