Orte können aufatmen : Zum Wochenstart weniger Andrang in NRW-Wintersportgebieten
Hellenthal/Düsseldorf Nach einem beispiellosen Ansturm von Schnee-Touristen am Wochenende hat die Eifel-Gemeinde Hellenthal die Zufahrt zu Parkplätzen an den Ausflugszielen mit Bauzäunen abgesperrt.
Die Maßnahmen gegen einen Ansturm von Touristen auf die Wintersportgebiete in der Eifel und im Sauerland scheinen Wirkung zu zeigen. Nach den chaotischen Zuständen am Wochenende blieb es am Montag weitgehend ruhig. Es sei zudem davon auszugehen, dass nach der Pause über Weihnachten und Neujahr wieder mehr Menschen bei der Arbeit seien, sagte die Stadtsprecherin von Winterberg, Rabea Kappen. Weil mitten in der Corona-Pandemie zuletzt täglich Zehntausende Ausflügler nach Winterberg kamen, gilt dort seit Sonntag ein Betretungsverbot in den Ski- und Rodelgebieten, um das Risiko von Ansteckungen klein zu halten.
Die verschneite Eifel-Gemeinde Hellenthal zog am Montag die Notbremse und sperrte fünf Parkplätze in den Höhengebieten. Am Wochenende hatten Tausende Besucher ein Verkehrschaos verursacht. Parkplätze waren überfüllt, Autos wurden auf einer Länge von mehr als vier Kilometern wild an Bundes- und Landstraßen geparkt. Das Schneetelefon der 8000-Einwohner-Gemeinde wies am Montag auf die geschlossenen Parkplätze, Kontrollen und mögliche Strafen hin. „Momentan ist alles entspannt“, sagte ein Sprecher.
Am Wochenende sah das noch anders aus: Alleine auf einem großen Parkplatz hätten am Sonntag etwa 1300 Autos geparkt, sagte ein Sprecher der Stadt am Montag. Erstmals seien Besucher auch auf die etwa 50 Dörfer und Weiler der 8000-Einwohner-Gemeinde nahe der belgischen Grenze ausgewichen. „Die Besucher kamen in Strömen“, sagte der Sprecher. Wiesen und die Seitenränder einer Bundesstraße seien zugeparkt worden.
In Winterberg sind bereits seit Sonntag Pisten und Parkplätze gesperrt. Das Betretungsverbot soll Tagestouristen davon abhalten, die verschneiten Rodel- und Skihänge zu stürmen wie in den vergangenen Tagen. Am Vormittag sei es zunächst weitgehend ruhig geblieben, sagte eine Sprecherin der Stadt am Montag. Dort mussten Mitarbeiter des Ordnungsamts nur vereinzelt Menschen vom Betreten der Piste abhalten oder Anzeigen wegen Verstößen anfertigen. „Die Straßensperrungen vom Wochenende und die geltenden Betretungsverbote haben sicher viele Leute abgehalten“, sagte Kappen. Nach dem durch Staus und Hunderte Verstöße geprägten Wochenende könne man nun aufatmen in dem beliebten Wintersportort. „Erstmal zumindest. Zum Wochenende rechnen wir wieder mit ganz anderen Dimensionen“, sagte Kappen.
Polizei und Ordnungskräfte zeigten auch am Montag deutliche Präsenz. Nach Angaben eines Polizeisprechers aus dem Hochsauerlandkreis war abermals die Bereitschaftspolizei zur Unterstützung ausgerückt. „Wie wir für diesen Werktag erwartet haben, sind aber deutlich weniger Menschen unterwegs“, sagte er. Insgesamt hätten sich viel weniger Auswärtige auf den Weg in die Skigebiete des Kreises gemacht.
Lifte, Pisten sowie Restaurants und Hütten sind dort ohnehin bis mindestens 10. Januar geschlossen. Dennoch suchten nach Angaben der Stadt Winterberg zuletzt täglich Zehntausende den Weg in die Wintersportgebiete des Sauerlandes. Die Ausflügler ließen Müll liegen und verrichteten ihre Notdurft in der Natur oder gar auf Privatgrundstücken. Daraufhin sprach die Kommune ein Betretungsverbot für die Skigebiete zunächst bis mindestens zum 10. Januar aus.
In der Eifel hatte Hellenthal die Lifte am Skigebiet „Weißer Stein“ zwar nicht geöffnet, doch waren Besucher zu Fuß den Berg hinaufgestiegen. Gesperrt sind außer Parkplätzen auch Schneewanderwege. Loipen seien nicht gespurt, sagte der Sprecher von Hellenthal. Bis auf weiteres soll es dabei bleiben.
Kommunen dürfen in der Pandemie in Einzelfällen zusätzliche Schutzmaßnahmen verhängen, die über die landesweiten Corona-Regeln hinausgehen. So hatten beispielsweise die nordfriesischen Inseln und St. Peter-Ording zur Reisezeit im Frühsommer zeitweise Tagesgäste nicht zugelassen. Auch das nordhessische Willingen bereite ein Betretungsverbot vor, hieß es am Montag.
Der Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag, Thomas Kutschaty (SPD), kritisierte: „Bei den Bildern der vergangenen Tage aus Winterberg müssen wir leider fragen: Wo war da die Landesregierung? Was hat sie unternommen, um den betroffenen Kommunen des Ski-Tourismus unter die Arme zu greifen? Außer Appellen war von ihr leider nicht viel zu vernehmen.“ Haltung und Kommunikation der Landesregierung in der Coronavirus-Krise seien unklar. „Unter dem Strich lässt sich dazu sagen: Die Fehler passieren in Düsseldorf. Ausbaden dürfen sie aber immer die Kommunen und Einrichtungen vor Ort.“