Simmerath : DSL: Simmerath wechselt auf die Überholspur
Simmerath Immer wieder hatten die Ortsvorsteher die Finger in die Wunde gelegt und eine schnellere Internetverbindung für die Orte Kesternich, Rurberg und Woffelsbach gefordert. Das ist Vergangenheit. Die Zeit des Klagens ist vorbei. Stattdessen gibt es jetzt viel Lob, weil die Bewohner dieser Orte nun nicht mehr im Schneckentempo im Internet unterwegs sind.
Die Deutsche Telekom hat die Anschlüsse in diesen Dörfern in den vergangenen Monaten mit besserer Technik ausgestattet, so dass jetzt über 1200 Haushalte schneller im Internet surfen, E-Mails verschicken oder Musik und Filme herunterladen können. Je nach Entfernung zum Schaltverteiler erreicht die Übertragungsgeschwindigkeit bis zu 50 Mbit/s.
Unternehmen angelockt
Viel habe sich geändert, erklärte Kesternichs Ortsvorsteher Ulrich Offermann im Pressegespräch. Von „fast null“ sei die Geschwindigkeit in Kesternich auf rund 25 Mbit/s gestiegen, und die Nachfrage sei hoch. Einige hätten es nach der langen Wartezeit jetzt sogar besonders eilig.
Offermann betonte die Wichtigkeit dieser Maßnahme, ob für Schulkinder, Selbstständige oder für Senioren, die das Internet jetzt für sich entdecken. „Einige sehen das Internet noch als Spielzeug, aber das sind diejenigen, die nicht damit arbeiten“, sagte Offermann. Auch mit der Ausführung der Baumaßnahmen ist Offermann zufrieden. „Das ging schnell und sauber.“
Woffelsbachs Ortsvorsteher Reinhold Jansen kann dies bestätigen. Die Bauarbeiten seien gut verlaufen, sagte er. „Mit den Mitarbeitern vor Ort konnte man reden“, sagte Jansen.
Im Rahmen des Internetausbaus sei es außerdem gelungen, Unternehmen im Ort zu halten oder auch neue in den Ort zu locken. Als Beispiel nannte er eine Firma aus Essen mit 140 Beschäftigten, die jetzt ihr Büro nach Woffelsbach verlegt habe. Die niedrigste Geschwindigkeit, von der er gehört habe, liege in Woffelsbach bei 30 Mbit/s, die höchste bei 46 Mbit/s.
„Der schnelle Zugang zum Internet ist auch in ländlichen Regionen ein wichtiger Standortfaktor. Daher freue ich mich, dass nun auch die letzten drei kompletten Ortschaften, in denen eine Unterversorgung vorlag, an die schnelle Datenautobahn angebunden werden konnten“, erklärte Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns.
Bürger und Unternehmen hätten immer wieder betont, dass sie nicht wüssten, ob sie in den Orten weiter arbeiten können. Umso wichtiger sei es jetzt, gut für die Zukunft aufgestellt zu sein. Deshalb habe man sich nach kontroversen Diskussionen für Glasfaserleitungen entschieden. „Egal was kommt, wir sind jetzt auf einem aktuellen Top-Standard“, sagte Hermanns.
Gekostet hat die Maßnahme rund 620.000 Euro. Davon hat das Land NRW 465.000 Euro übernommen, 155.000 Euro musste die Gemeinde selbst stemmen. „Das ist eine Menge Geld für uns; um so dankbarer sind wir für die Landesmittel, ohne die wäre das nicht gegangen“, sagte Hermanns.
Besonderer Dank gelte in diesem Zusammenhang der Regierungspräsidentin Gisela Walsken und der Dezernentin Birgit Reinhard. Auf der Seite der Gemeinde Simmerath sei insbesondere der zuständige Sachbearbeiter André Koll zu nennen, bei dem die Fäden zusammenliefen und der als Verbindungsmann zwischen Bürgern und Telekom fungiere.
Handlungsbedarf innerhalb der Gemeinde Simmerath gebe es jetzt noch in einigen Straßenzügen von Rollesbroich. „Da müssen wir auch noch nach einer besseren Lösung suchen“, sagte Hermanns.
Unterversorgt sei außerdem noch der Steckenborner Ortsteil Hechelscheid. Für den Ausbau dort habe man leider kein Angebot erhalten, auch nicht von der Telekom. Deshalb will der Bürgermeister der Politik vorschlagen, 35.000 Euro in den Haushalt einzustellen, um mit Mitteln der Gemeinde im Frühjahr weitere 70 Haushalte an das Breitbandinternet anzuschließen. „Wenn das erledigt ist, gibt es nur noch vereinzelte unterversorgte Grundstücke an den Ortsrändern“, sagte Hermanns.
Gregor Theißen, kommunaler Ansprechpartner der Telekom für den DSL-Ausbau, bezeichnete den Ausbau in der Gemeinde Simmerath als Vorzeigebeispiel. Es könne nicht hoch genug bewertet werden, wie das Thema angegangen wurde. Die Gemeinde habe sich bereits zu einem frühen Zeitpunkt, als noch keine Fördermittel bereit standen, damit befasst, das Engagement gezeigt und später die nötige Beharrlichkeit im Kampf um die Fördermittel an den Tag gelegt.
100 Mbit/s für Hechelscheid
Für den Ausbau in den Orten Kesternich, Rurberg und Woffelsbach hat die Telekom 16 sogenannte Multifunktionsgehäuse (das sind die Kästen an den Straßen) umgerüstet, mehr als elf Kilometer Kabelrohre und rund 15 Kilometer Glasfaserkabel verlegt. Aufgrund des schnellen Innovationszyklus‘ veralte die Technik in den Gehäusen rasch, erklärte Theißen.
Deshalb sei damit zu rechnen, dass der Ausbau in Hechelscheid bereits mit 100 Mbit/s erfolgen würde. Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns nutzte die Gelegenheit, den Mitarbeiter der Telekom auf diese Aussage festzunageln.
Da die 100-Mbit-Technik in diesem Jahr noch nicht zur Verfügung steht und Hechelscheid bei den Vertragsabschlüssen für Kesternich, Rurberg und Woffelsbach noch nicht mit im Paket war, bekommen die Hechelscheider jetzt noch schnellere Anschlüsse. „Quasi als Zückerchen für das lange Warten“, sagte Hermanns.