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Nordeifel: „Der Ausbau der B258 ist zurzeit das Hauptthema“

Nordeifel : „Der Ausbau der B258 ist zurzeit das Hauptthema“

Die Eifel liegt Berthold Thoma besonders am Herzen. Deshalb engagiert sich der 57-Jährige für die Interessen ihrer Bürger und hat die „Zukunftsinitiative Nordeifel“ gegründet. Er sieht die Gefahr, dass die Nordeifel ins Abseits gerät und fordert u.a. eine bessere Anbindung nach Aachen und einen Neubau der Bundesstraße 258. Im Interview spricht er über Straßenausbau, ÖPNV und die Herausforderungen für die Eifel.

Was sind die Ziele der „Zukunftsinitiative Nordeifel“?

Thoma: Die Zukunftsinitiative Nordeifel hat sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensverhältnisse in der Nordeifel zu analysieren, Zukunftschancen zu erarbeiten, Lösungsvorschläge zu formulieren und deren Umsetzung zu fördern.

Die Verlegung des über Jahrhunderte in der Nordeifel gewachsenen Verwaltungs- und Kulturzentrums von Monschau nach Aachen hat eine Sogwirkung nach sich gezogen, in deren Folge viele Institutionen, Betriebe und Verkehrsströme nach Aachen umgelenkt worden sind. Die überwiegende Anzahl an Arbeitsplätzen der Kreisverwaltung ist in die nicht zum Kreis Aachen gehörende Stadt Aachen verlegt worden.

Weiterhin wurden das staatliche Forstamt, die Handwerksinnungen, die Kreisbauernschaft usw. aus der Nordeifel abgezogen, ohne dass ähnliche Aufgaben in die Eifel verlegt wurden. Diese Einbahnstraße hat mit dazu beigetragen, dass alle Verkehrsströme in Richtung Aachen gelenkt wurden und die Eifel langsam aber sicher ins Abseits geraten ist. Das darf nicht so bleiben.

Was war der Anlass für die Gründung?

Thoma: Die Zukunftsinitiative Nordeifel ist aus der IG MON-Kennzeichen hervorgegangen. Die Art und Weise der Ablehnung, die uns bei der Bitte um Wiedereinführung des MON-Kennzeichens entgegen gebracht wurde, hat uns gezeigt, dass die Interessen der Eifel in Aachen und Düsseldorf nicht so berücksichtigt werden, wie das in zahllosen Sonntagsreden immer wieder beschworen wurde und wird. Ohne zusätzliche Initiativen scheint sich nichts zu unseren Gunsten zu bewegen.

Was sind die größten Herausforderungen für die Eifel?

Thoma: Die größte Herausforderung sehen wir darin, die Nachteile, die uns durch die Randlage entstanden sind, zu mildern, zu stoppen und sie durch treffende Maßnahmen auszugleichen sowie die Abwanderung unserer Jugend mangels Perspektiven zu stoppen und möglicherweise umzukehren

Wie steht die Initiative zum Ausbau der B258?

Thoma: Der Ausbau der B258 ist zurzeit das Hauptthema unserer Aktivitäten. Ein Neubau der B258 muss her. Die Verkehrssituation wird durch ständige, umfangreiche Staus gekennzeichnet, die eine Abgas-, Lärm- und Betriebsbelästigung für die Anwohner in Imgenbroich, Konzen, Roetgen, Schmidthof und Oberforstbach darstellen, die wir für nicht verantwortbar halten. Die Fahrtzeit zwischen Monschau und Aachen hat sich wegen der ungenügenden Infrastruktur in den vergangenen 40 Jahren fast verdoppelt.

Wenn die politisch Verantwortlichen die Nordeifel dem Kreis Aachen bzw. der Städteregion zugewiesen haben, dann muss auch eine wirkliche Integration ermöglicht und die Eifel nicht nur zum Naherholungsgebiet für die Wochenendbesucher aus dem Ballungsraum Aachen gemacht werden. Die erstellten, einschlägigen Gutachten zu Notwendigkeiten des Baus von Umgehungsstraßen halten sich in ihrer Kernaussage in etwa die Waage und sind nicht wirklich hilfreich.

Letztlich bestimmt der Auftraggeber eines Gutachtens auch das Ergebnis nach dem Grundsatz: Das Glas ist halbvoll oder das Glas ist halbleer. Eine noch größere Gefahr entsteht für uns in der Nordeifel dadurch, dass wegen der ständigen Verlängerung der Wegezeiten noch mehr junge Leute und Betriebe abwandern und die Ansiedlung von Arbeitsplatz und Perspektiven bildenden Wirtschaftsbetrieben unmöglich wird.

Schließlich und endlich ist es für uns nicht hinnehmbar, dass die politisch Verantwortlichen die Problemlage kennen und den Menschen keinerlei Perspektiven aufzeigen. Darum stehen wir in Briefverkehr mit den für unsere Gegend zuständigen Abgeordneten in Land- und Bundestag. Wir begrüßen ausdrücklich die jüngste Initiative des Landtagsabgeordneten Stefan Kämmerling, innerhalb der Städteregion einen runden Tisch zur Lösung der Problematik um die B258 einzurichten.

Was wäre in Roetgen besser? Eine Ampel oder ein Kreisverkehr?

Thoma: Wir sehen uns auch auf der Seite der Roetgener Bürger, die an und mit den Beschwernissen der B258 leben müssen. Für Roetgen sehen wir derzeit die Lösung: Bau einer Umgehungsstraße, ähnlich wie das um den Ort Hürtgenwald-Gey im Kreis Düren vor einigen Jahren sehr gut realisiert wurde. Der irgendwo entstandene Disput „Ampel oder Kreisverkehr“ oder gar nichts dient nur dazu, die Eifeler gegeneinander auszuspielen.

Welche Bedeutung hat das Breitband-Internet im ländlichen Raum?

Thoma: Die Abdeckung unserer Gegend mit einer modernen Breitbandversorgung ist selbstverständ lich genau wo wichtig wie überall in Deutschland. Dass wir dabei soweit ins Hintertreffen geraten sind, ist symptomatisch für unsere gesamte Infrastruktur.

Zuerst werden die Ballungsräume bedient, und wenn die Nordeifeler Bevölkerung sich nicht massiv zu Wort meldet, passiert nicht viel. Altes Beispiel: Trotz des jahrzehntelangen Einsatzes der IG Kanal haben wir immer noch sehr unterschiedlich hohe Kanalgebühren in Stadt und Land.

Erhoffen Sie sich eine Verbesserung des Nahverkehrs durch den neuen Bushof in Imgenbroich?

Thoma: Hoffen kann man immer, denn zumindest tut sich etwas. Aber wenn die Leute aus Kalterherberg, Rohren und Höfen schon eine dreiviertel Stunde brauchen, ehe sie mit einem öffentlichen Verkehrsmittel in Imgenbroich sind, und der Schnellbus eventuell in Roetgen an einer Baustellenampel zehn Minuten warten muss und ab Gut Kalkhäuschen wieder 14 Minuten im alltäglichen Stau verbringt, dann wird es schwer, eine zeitliche Alternative zum Individualverkehr zu realisieren.

Welche Maßnahmen wären aus Ihrer Sicht nötig, um die Eifel besser an die Stadt Aachen anzubinden?

Thoma: Aus dem Einbahnbetrieb muss ein Austausch zwischen dem Zentrum Aachen und dem Süden der Städteregion gemäß dem Grundsatz unseres föderalen Staatswesens geschaffen werden. Um die Nordeifel verkehrsmäßig zeitgemäß an das Zentrum anzubinden, ist aus unserer Sicht der Neubau einer Umgehungsstraße von der Flora bis zum Bahnhof Konzen, von Roetgen-Süd nach Münsterbildchen sowie der mehrspurige Ausbau der Straße von Gut Kalkhäuschen bis zur Autobahn und nach Siegel notwendig.

Weiterhin ist es erforderlich, dass der ständige Abzug von Verwaltungen und Körperschaften umgekehrt wird. Wenn es in den vergangenen 40 Jahren möglich war, öffentliche Aufgaben für den Monschauer Raum in Aachen zu erledigen, dann können auch Aachener Angelegenheiten in Monschau bearbeitet werden. Uns ist es eine Herzensangelegenheit, darauf hinzuwirken, dass die Aachener Hochschulen, die ständig unter Platzproblemen leiden, sich in den frei werdenden Monschauer Schulkapazitäten niederlassen. Das wäre ein wirklicher Austausch.

Woran scheitert das?

Thoma: Bis ins Kleinste lässt sich das zurzeit nicht mit Bestimmtheit sagen, jedoch zwingen sich gewisse Gegebenheiten als mögliche Ursachen auf. 1.Die Eifelgemeinden Simmerath-Monschau-Roetgen stellen in der Städteregion nur noch gut sechs Prozent der Einwohner. Dadurch ergeben sich Ungerechtigkeiten bei Schlüsselzuweisungen etc., ohne dass direkt eine Person dafür verantwortlich gemacht werden kann.

2. Die drei Eifelgemeinden Simmerath-Monschau-Roetgen geraten zu oft in Reibereien und sprechen nach außen nicht mit einer Stimme, was in der Städteregion unumgänglich ist, wenn man die sechs Prozent der Bevölkerung angemessen vertreten will.

3. Die Eifeler sind sehr bodenständig und rechtschaffen, sie wählen meist mit dem Herzen und weniger mit der Ratio. Kandidaten einer gewissen Partei konnten sich zu oft ihrer Stimmenmehrheit in der Nordeifel sicher sein, ohne sich dafür ins Zeug legen zu müssen.