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CDU-Kandidat Daniel Scheen-Pauls: Das ungleiche Duell der „Kümmerer“

CDU-Kandidat Daniel Scheen-Pauls : Das ungleiche Duell der „Kümmerer“

Im Südkreis Aachen trifft der junge CDU-Landtagskandidat Daniel Scheen Pauls (29) aus Simmerath-Strauch auf den etablierten Genossen Stefan Kämmerling. Der Newcomer will dem SPD-Politiker die Rolle des „Kümmerers“ streitig machen.

Von wegen Gnade der späten Geburt: Manchmal wünscht sich Daniel Scheen-Pauls, er sähe etwas älter aus. Zu oft für seinen Geschmack wird der Kandidat der CDU für den Wahlkreis Aachen IV – also den Südkreis der Städteregion mit den Eifelkommunen Simmerath, Monschau und Roetgen plus die Städte Stolberg und Eschweiler – auf sein Alter reduziert. Deshalb legt er sich derzeit mächtig ins Zeug: Seit Mitte März ist der 29-Jährige von seinem Job als Projektmanager des regionalen Verkehrsunternehmens AVV freigestellt – und hat seitdem täglich seinen Wahlkreis bereist.

Scheen-Pauls weiß: Im Vergleich zu seinem SPD-Kontrahenten Stefan Kämmerling aus Eschweiler ist er vielen Wählerinnen und Wählern noch unbekannt. „Ich will, dass die Menschen mich persönlich kennenlernen. Denn sonst heißt es gerne: Der sieht ja noch so jung aus. Der ist bestimmt erst gerade von der Schule gekommen. Der ist ein ewiger Stundent und wechselt jetzt vom Hörsaal in die Politik. Der hat noch nichts geleistet im Leben.“ Im persönlichen Gespräch sei das schnell korrigiert.

Denn mitunter gerne gepflegte Vorurteile gegen junge Politiker kann der CDU-Ortsvorsteher aus dem Simmerather Örtchen Strauch locker entkräften: Er steht seit dem 18. Lebensjahr voll im Berufsleben und hat sich nach der Ausbildung zum Industriekaufmann stets in seiner Freizeit berufsbegleitend weitergebildet. Zunächst legte er die Prüfung zum staatlich geprüften Betriebswirt ab und absolvierte anschließend ein dreieinhalbjähriges Bachelorstudium der Betriebswirtschaft. Nach seinem Wechsel von der Aseag zum AVV wurde er dort jüngster Projektleiter des Unternehmens.

Berufserfahrung wichtig für Politiker

„Ich finde es auch wichtig, dass Menschen vor dem Einstieg in die Politik einen Beruf erlernen, in den sie immer wieder zurückkehren können“, sagt Scheen-Pauls. Nur so seien Politiker wirklich unabhängig. „Sonst schielen sie viel zu sehr auf ihre Wiederwahl und lassen sich davon unter Umständen bei ihren Entscheidungen leiten.“ Auch sei die im Beruf erworbene Erfahrung von großem Vorteil in der Politik: „Eine Lehre ist wichtig, weil man so lernt, sich in einem Gefüge einzuordnen. Wer direkt vom Hörsaal in die Politik wechselt, dem fehlen einfach solche Erfahrungen.“

In seiner Partei gilt der junge Simmerather als Experte für alle Fragen moderner Mobilität, nun sollen auch die 110.000 Wahlberechtigten zwischen Monschau-Kalterherberg und Eschweiler-Lohn von seinen Fähigkeiten erfahren. Ein durchaus schwieriges Unterfangen für einen Newcomer, der über die Landesliste mit Platz 90 nicht abgesichert ist. Denn der Wahlkreis ist groß und im Vergleich zu anderen nicht gerade homogen: Zwischen den konservativ geprägten ländlichen Kommunen der Eifel und den traditionell „roten Arbeiterhochburgen“ an Inde und Vicht gibt es immense Unterschiede in der politischen Tradition.

Daniel Scheen-Pauls ist in der CDU seit drei Jahren aktiv, bei der Kommunalwahl 2020 wurde er in den Simmerather Rat gewählt, wo er seither als Ortsvorsteher den Kümmerer für sein Heimatdorf Strauch gibt. Für ihn ist das die logische Fortsetzung seines Berufs in der Politik: „Als Ortsvorsteher bist du im Grunde auch ein Projektmanager. Du bist derjenige, der im Sinne der Bürger die Probleme des Dorfs anpacken muss.“ Diese Rolle würde der 29-Jährige nun gerne auf die gesamte Region ausweiten – mit Dienstort Düsseldorf. „Bei allen Unterschieden zwischen Stadt und Land. zwischen Landwirten in der Eifel und den vom Strukturwandel betroffenen Facharbeitern in Stolberg und Eschweiler, so eint uns doch alle ein Ziel: Ein gutes Leben zu haben.“

Das gute Leben – es ist das Leitmotiv der Kampagne des Christdemokraten. „Im Kern haben wir doch alle ähnliche Probleme, etwa beim Thema Bauen“, sagt Scheen-Pauls. Denn egal, ob in der Eifel oder andernorts – an Grundstücken für junge Familien mangele es überall, ebenso an der Sicherheit in Zeiten von Krieg, steigenden Preisen und womöglich bald auch wieder steigenden Zinsen. Hier hat der CDU-Politiker nicht zuletzt die von der Flut betroffenen Menschen in Stolberg und Eschweiler im Blick, die ihre zerstörten Eigenheime oder Geschäftshäuser oft noch nicht wieder herrichten konnten und jetzt schon wieder vor einem Berg schier unlösbarer Probleme stehen. „Die Gelder kommen, aber sie kommen zu langsam bei den Betroffenen an.“ Die seien nun mit enorm steigenden Preisen und dem anhaltenden Handwerkermangel konfrontiert. „Trotz aller Probleme spüre ich bei meinen Gesprächen mehr Zuversicht als Frust – und das bewegt mich sehr“, sagt der Kandidat.

Beim Thema Mobilität stößt der Christdemokrat in allen besuchten Ortschaften auf ähnliche Probleme: eine mehr oder weniger ausgeprägte Unzufriedenheit mit dem öffentlichen Nahverkehr. Bei dem Thema will der Projektmanager seine berufliche Expertise einbringen. „Selbst wenn wir flächendeckend einen kostenlosen Busverkehr einführen würden – ein Bus, der nicht kommt, wird niemandem helfen.“

Bisweilen ist es für den Kandidaten allerdings schwierig, die Menschen überhaupt für landespolitische Themen zu interessieren. Zu sehr dominiert der Krieg in der Ukraine mit seinen dramatischen wirtschaftlichen und damit auch sozialen Folgen die Schlagzeilen und damit auch die Diskussionen vor Ort. „Dies ist ein besonderer Wahlkampf. Man spürt die Verunsicherung in fast jedem Gespräch.“ Die Rolle des Kümmerers füllt Scheen-Pauls so schon gerne im Wahlkampf aus – eine Rolle, die Stefan Kämmerling allerdings schon seit Jahren gleichermaßen pflegt. Das ungleiche Duell wird also spannend.