Würselen : „Das Leid der Tiere muss gestoppt werden”
Würselen Gerne und ausgiebig geht Hardy Gluth in den Feldern zwischen Alsdorf, Würselen und Herzogenrath mit seinem Hund spazieren. Doch was der Diplom-Biologe auf seinen Streifzügen im Laufe der vergangenen Wochen und Monate rund um einen Hof beobachtet hat, ließ den Tierfreund nun nicht mehr ruhen - er schaltete die Behörden ein.
„Obwohl sich an das Haus ein fast parkähnlicher Garten anschließt, werden fast 100 Tiere zum Teil auf engstem Raum gehalten - und das unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen”, beklagt der Lehrer und führt aus: „Eingepfercht zwischen Müll und Europaletten leben geschätzt 25 Schafe. Mindestens zehn humpeln derart, dass sie kaum laufen können. Das Fell ist verklebt mit Kot und Schlamm. Es ist erschreckend, was man dort sieht.”
Auf der Weide seien diese Tiere wie auch ein Pferd, das er bislang nur in einem zwölf Quadratmeter großen Backsteinhäuschen als Dauerbehausung stehen gesehen habe, fast nie. Als Futter gebe es fast nur altes Brot, das durchgeweicht und zum Teil schimmelig auf dem Gelände verstreut herumliege.
„Dass diese Haltung gegen jegliche tierschutzrechtliche Bestimmungen verstößt”, steht für Gluth außer Frage, der die Zustände auf dem Areal anhand von Fotos dokumentiert hat. Da er nach Gesprächen mit dem Besitzer, der auch Hunde, Enten, Katzen und Hühner hält, keine Verbesserung festgestellt habe, hat er sich nun an das Veterinäramt der Städteregion gewandt: „Es geht mir um die Tiere. Es ist höchste Zeit, dass das Leid gestoppt wird, die Tiere artgerecht gehalten und endlich auch medizinisch behandelt werden.”
Ganz so dramatisch bewertet die Städteregion die Lage indes nicht. Zwar müsse eine unsachgemäße Lagerung von Müll und Nahrungsmitteln beanstandet werden, die Ratten und andere sogenannte Schadnager angelockt habe, sagt Pressesprecher Detlef Funken. Doch die gehaltenen Tiere hätten etwa keinen Zugang zu den Brotresten gehabt, die in Plastiksäcken gelagert worden seien. Funken: „Die Weidefläche war vom Müll abgezäunt. In dieser Hinsicht hat keine unmittelbare Gefahr für die Tiere bestanden.”
Nachdem Gluth die Behörde am Montag von seinen Beobachtungen in Kenntnis gesetzt hatte, war Dr. Peter Max Heyde, Chef des städteregionalen Veterinäramtes, am Mittwoch mit dem Würselener Ordnungsamt und dem behandelnden Tierarzt vor Ort, um die Situation und den Gesundheitszustand der Tiere zu bewerten. Seine Einschätzung: „Die Kriterien, dem Halter die Tiere wegzunehmen, sind nicht erfüllt. Die Situation ist wegen der derzeitigen Wetterbedingungen grenzwertig in Ordnung.”
Das heißt: Bei schlechterem Wetter mit Niederschlag und Frost hätte er wohl härtere Konsequenzen treffen müssen. So habe der Besitzer bis kommenden Mittwoch Zeit, den Witterungsschutz für die Tiere zu verbessern und die Abfälle von dem „hochgradig vermüllten” Areal zu entfernen, durch die die Tiere gefährdet werden. Zudem wurden die Tiere noch gestern vorsorglich entwurmt. Die humpelnden Schafe überdies geimpft.