Bei Baumpflanzaktion am Forst : Zobels Kriegsvergleich in Hambach empört nicht nur im Netz
Morschenich Bei einer Baumpflanzaktion am Hambach Forst kritisierte Waldführer Michael Zobel die „Zerstörung“ mit einer fragwürdigen Äußerung - dafür erntete er heftig Kritik. Es geht um einen Kriegsvergleich, den Zobel auf Nachfrage der Redaktion relativierte.
Fast 900 Menschen beteiligten sich am Samstag an der Baumpflanzaktion am Hambacher Forst und dem friedlichen Protest. Waldführer Michael Zobel hatte dazu eingeladen und dort auch gesprochen. Ein Teil seiner Äußerungen allerdings erntete heftige Kritik vor allem in den Sozialen Medien, nachdem unsere Zeitung darüber berichtet hatte. Es geht um einen Kriegsvergleich, den Zobel auf Nachfage der Redaktion in dieser Woche relativierte.
Der Waldführer hatte die bergbaubedingten Umsiedlungen kritisiert, die zur Auflösung von Dörfern und Dorfgemeinschaften sowie dem Abriss von Gebäuden wie dem Immerather Dom geführt haben. „Diese massive Zerstörung ist vergleichbar mit dem Zweiten Weltkrieg oder den aktuellen Zuständen in Syrien“, hatte Zobel öffentlich gesagt und dafür einen Proteststurm im Netz geerntet.
Auf Nachfrage der Redaktion erklärte der Waldexperte am Dienstag, dass das einzelne Zitat aus dem Zusammenhang gerissen sei. Diesen Satz gesagt zu haben, leugnete er nicht. In einem Newsletter schrieb er dann am Mittwochmorgen: „Ich habe nicht gesagt, dass ich die Zustände rund um die Tagebaue mit der Lage in Syrien oder zum Ende des Zweiten Weltkrieges gleichsetze. Sondern: Die Bilder der Zerstörung in Orten wie Manheim und Immerath erinnern an Bilder, die wir ansonsten nur aus Kriegsgebieten kennen.“
Der Dürener Historiker Dr. Horst Wallraff, tätig für das Stadt- und Kreisarchiv, hat zu Zobels Kriegsvergleich eine dezidierte Meinung: „Das ist historischer Blödsinn.“ Damit sei Zobel „weit über das Ziel hinaus geschossen“, lautet Wallraffs persönliche Meinung. Aber ein solcher Vergleich sei auch wissenschaftlich schwierig zu erklären, weil hier Äpfel mit Birnen verglichen würden. Horst Wallraf: „Das Motiv spielt doch eine entscheidende Rolle. Und ein kriegerisches Bombardement ist doch etwas anderes als das Motiv, Energie zu gewinnen.“
Aus Sicht des Dürener Historikers füge sich die aus seiner Sicht unpassende Äußerung an eine wachsende Liste „ahistorischer Vergleiche“, „das werden immer mehr“.