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Bedarf steigt weiter: Woran der Ausbau von Kitaplätzen im Kreis Düren hakt

Bedarf steigt weiter : Woran der Ausbau von Kitaplätzen im Kreis Düren hakt

Mit jedem Baugebiet wächst der Bedarf an Betreuungsplätzen im Kreis. Oft sind Häuser fertig, aber der Kita-Ausbau lässt auf sich warten.

Ein Satz in den Verwaltungsvorlagen des Jugendhilfeausschusses im Kreis Düren kommt einem Mantra gleich: „Die Geburtenrate befindet sich auf einem hohen Niveau und die Eltern benötigen mit zunehmender Tendenz Betreuungsplätze für Kinder ab der Vollendung des ersten Lebensjahres.“ Wenn diese Formulierung genutzt wird, steht der Ausbau von Betreuungsplätzen auf der Tagesordnung. Der Bedarf wächst – und der Ausbau hinkt dem Trend weiter hinterher. Dafür gibt es Gründe.

Jedes Jahr finden bezüglich des Kita-Bedarfs Abstimmungsgespräche zwischen dem Kreis Düren und den Kommunen statt. Zwei Bürgermeister, die besonders betroffen sind, weil in ihren Gemeinden große Baugebiete entstehen, sind Joachim Kunth (CDU) aus Vettweiß und Peter Münstermann (SPD) aus Langerwehe. Mit einer Betreuungsquote von 41,9 Prozent (Vettweiß) und 46,8 Prozent (Langerwehe) bei Unter-Dreijährigen liegen die beiden Kommunen im Kreisvergleich im Mittelfeld. Schlusslicht im laufenden Kindergartenjahr ist Linnich mit 33,6 Prozent, Spitzenreiter Inden und Kreuzau mit 56,3 Prozent. Der Kreisdurchschnitt beträgt 47,1 Prozent. Zur Berechnung der Versorgungsquote wurden die Tagespflegeplätze hinzugezogen. Die Quote sagt jedoch nicht aus, inwieweit der tatsächliche Bedarf gedeckt wird.

Ein Blick auf die Gemeinde Vettweiß: Der Kreis Düren hat als Träger der Jugendhilfe anerkannt, dass in Kelz mit dem Neubaugebiet „Am Königsfeld“ ein Bedarf entstanden ist und die Kita Knirpsenland auf drei Gruppen erweitert werden soll. Aktuell sind in der zweigruppigen Einrichtung alle 37 Plätze belegt. Joachim Kunth geht davon aus, dass die dafür vorgesehene Containeranlage spätestens im Herbst dieses Jahres bezugsfertig sein wird.

Nichtdestotrotz müsste für die Zukunft über weitere Lösungen nachgedacht werden: „Vielleicht ist eine Dependance auf dem alten Sportplatz in Kelz denkbar“, überlegt Kunth. Im Rahmen des Sportstättenkonzepts, das zurzeit für Vettweiß erstellt wird, habe sich gezeigt, dass die Vereine sowieso den Standort am Mühlenweg favorisieren. Auch die katholische Kindertagesstätte St. Gereon im Hauptort in Trägerschaft von Profinos soll für das kommende Kita-Jahr eine dritte Gruppe bekommen. „Dort wird schon fleißig gebaggert“, sagt Kunth zufrieden. Perspektivisch seien auch für Froitzheim weitere Gruppen notwendig.

Auch Peter Münstermann sieht für Langerwehe großen Bedarf. „Deswegen planen wir für unsere Neubaugebiete Martinusquartier und Neue Töpfersiedlung direkt Kindertagesstätten mit“, sagt der Bürgermeister. In der bestehenden Einrichtung in Heistern wiederum sei der Bedarf deutlich höher, als er zurzeit abgedeckt werden könne. „Mittelfristig brauchen wir dort mindestens zwei Gruppen mehr“, ist Münstermann überzeugt. Die Gemeinde wollte einen Anbau realisieren, kam aber dann nicht mehr dazu, weil die Politik entschieden hat, die Kitas in eigener Trägerschaft an den Kreis Düren zu übergeben, womit die Kreismäuse Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) am Zug wäre.

Inzwischen haben außer Titz alle Kommunen im Kreis Düren ihre Einrichtungen an die kreiseigene AöR übertragen. Auch die kommunalen Anteile an dem Betrieb der Kitas in Merzenich (421.000 Euro im laufenden Kita-Jahr) und Niederzier (582.000 Euro) übernimmt inzwischen der Kreis Düren. Refinanziert wird dies über die Jugendamtsumlage, die mit jedem Kita-Neubau steigt, vor allem dann, wenn die Kreismäuse den Betrieb übernehmen, weil dann auch die Trägeranteile zu zahlen sind. Die Stadt Düren betreibt ein eigenes Jugendamt und ist selbst Trägerin von Kindertagesstätten.

Grundstückssuche schwierig

Vielerorts werden die Bedarfe kurzfristig mit Container-Lösungen gedeckt. Unter anderem auch in Linnich, wo die Kita Zaubermäuse für dieses Kindergartenjahr bereits von zwei auf vier Gruppen erweitert werden musste. Eigentlich ist dort ein Festbau vorgesehen, aber die Grundstückssuche gestaltet sich laut Kreisverwaltung äußerst schwierig. In Aldenhoven wählt man einen ungewöhnlichen Weg: Die viergruppige Kita Wichtelburg in Siersdorf soll aus der sogenannten „mobilen Einheit“ in die Deutschordens-Kommende, den mittelalterlichen ehemaligen Sitz des Deutschen Ritterordens, ziehen. Damit sollen zwei zusätzliche Gruppen entstehen.

Auch in der Stadt Düren will man in den kommenden Jahren weitere Kitaplätze schaffen und sieht aktuell 14 zusätzliche Gruppen mit 411 weiteren Plätzen vor. Dabei wurde explizit darauf geachtet, wo neue Baugebiete entstehen. Bisher sind dies jedoch größtenteils Zahlenspiele, denn manches Projekt ist mit einem Fragezeichen versehen. In Lendersdorf, Rölsdorf und Düren-Nord gehen die neuen Gruppen hingegen zum neuen Kita-Jahr in Betrieb.

Im Jahr 2027 will die Stadt Düren eine Versorgungsquote von 38,06 Prozent für die Unter-Dreijährigen erreicht haben. Statistisch betrachtet steht der restliche Kreis besser da.