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Tag der alten Dinge im Kreis Düren: Wegwerfen? Denkste!

Tag der alten Dinge im Kreis Düren : Wegwerfen? Denkste!

Den Tag der alten Dinge am heutigen Donnerstag nimmt die Redaktion zum Anlass, um sich einmal bei zwei Initiativen umzusehen, die sich genau um diese liebgewonnenen Sachen bemühen.

Reparieren statt wegwerfen – dieses Motto hat in einer Gesellschaft, in der neue Dinge immer schneller verfügbar sind, immer weniger Bestand. Dennoch bestehen zahlreiche Initiativen im Kreis Düren, die sich genau dafür einsetzen. Unsere Redaktion hat sich einmal bei zwei von ihnen umgesehen.

Im Repair-Café der Evangelischen Gemeinde zu Düren herrscht am Freitagnachmittag geschäftiges Treiben: An mehreren Tischen sitzen Handwerker, die Menschen dabei helfen, liebgewonnene Sachen wieder in Schuss zu bringen. Luise Kurtz beobachtet dies zufrieden: „Seit etwa fünf Jahren bieten wir das kostenfrei gegen eine Spende an“, berichtet die Seniorenbeauftragte. Allerdings nur mit Anmeldung, „sonst würden uns die Menschen die Tür einrennen“, weiß Kurtz.

Eine Übersicht darüber, wie viele Menschen kommen, sei auch wichtig, damit die Handwerker Bescheid wissen, was sie reparieren sollen und dementsprechend das richtige Werkzeug einpacken. Meistens sind es Elektriker, aber auch ein Schreiner für Holzarbeiten ist anwesend. Bei einem von ihnen am Tisch sitzt am Freitagnachmittag Renate Ehrig. Dieses Mal hat sie einen Schwibbogen mitgebracht. „Mein Toaster ist mir hier auch schon repariert worden. Das umweltschonende und nachhaltige Konzept gefällt mir, außerdem sind die Herren wahnsinnig geduldig mit einem und nett.“

An den anderen Tischen kümmern sich die Handwerker um eine große Stehlampe und einen CD-Player. „Letztes Mal hat jemand einen mit vielen Erinnerungen verbundenen Plattenspieler mitgebracht, der nur noch unzuverlässig funktionierte, aber leider nicht mehr zu reparieren war“, erinnert sich Luise Kurtz. Das komme vor, wenn die Dinge so alt seien, dass die Ersatzteile heutzutage nicht mehr zu beschaffen sind.

Keine Konkurrenz

Um Kaffeevollautomaten, Fahrräder, Handys, Computer und Fernseher kann sich das Repair-Café nicht kümmern – es will keine Konkurrenz zu Reparaturläden sein.

Das Angebot werde eher von älteren Menschen genutzt, räumt Luise Kurtz ein. Diese würden ihre Sachen vielleicht mehr schätzen. Generell werde in der Gesellschaft viel zu viel weggeschmissen, was beim genaueren Hinsehen eigentlich noch brauchbar sei, ist die Seniorenbeauftragte überzeugt.

Das Repair-Café der Evangelischen Gemeinde zu Düren findet immer am letzten Freitag im Monat von 16 bis 18 Uhr im Haus der Evangelischen Gemeinde, Wilhelm-Wester-Weg 1, statt. Anmeldung bei Luise Kurtz unter 02421/188-174 oder per Mail an luise.kurtz@ekir.de.

Kleidung zum kleinen Preis

Taschen, Modeschmuck, Schuhe, Jeans, Wintermäntel oder Blazer: Im Kleiderlädchen in Jülich gibt es alles, was das Modeherz begehrt – Secondhand. Seit 47 Jahren bietet die Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Frauen dort Kleidung zum kleinen Preis an. „Damals, als wir angefangen haben, haben alle zu uns gesagt: In Jülich wird keiner Secondhand kaufen“, erinnert sich die erste Vorsitzende Giny Marquardt zurück. Die 83-Jährige ist von Beginn an dabei. „Über zu wenig Kundschaft oder fehlende Spenden konnten wir uns noch nie beschweren.“

 Giny Marquardt (links) und Ingrid George im Kleiderlädchen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Jülich. Seit 47 Jahren sind die beiden dabei.
Giny Marquardt (links) und Ingrid George im Kleiderlädchen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Jülich. Seit 47 Jahren sind die beiden dabei. Foto: MHA/Alina Hasky

Für zwei bis zwölf Euro verkaufen Marquardt, die 2. Vorsitzende Ingrid George sowie 15 weitere Frauen dort zweimal in der Woche die Kleidungsstücke. Auf Spendenbasis erhalten sie die Kleidung. „Wir schauen schon kritisch auf die Ware und sortieren aus“, erklärt Marquardt. Dreckige oder gar kaputte Teile geben sie in den Kleidercontainer. „Es kommt auch vor, dass wir Neuware erhalten“, erklärt George.

Geschäfte spenden ebenfalls

Auch Geschäfte spenden überschüssige Stücke teilweise an das Kleiderlädchen. Dort werden diese saisonal verkauft: „Ein Dauerbrenner in dieser Saison waren dicke Winterjacken“, sagt George. Alles, was im Laden nicht verkauft wird, wird weitergegeben. „Beispielsweise in die Ukraine oder auch damals an die Flutopfer“, erklärt Marquardt.

Die Einnahmen spendet die Arbeitsgemeinschaft an Organisationen oder soziale Einrichtungen. „Wir besprechen in einer Versammlung alle gemeinsam, wo und an wen das Geld gehen soll“, erklärt George den Prozess. „Wir versuchen, so viel wie möglich Frauengruppen und Kinder zu unterstützen“, fügt Marquardt hinzu.

Die Pandemie hat dem kleinen Laden keinen Dämpfer verpasst. „Natürlich war da alles anders, aber die Menschen sind dennoch zu uns gekommen“, freut sich George. Zeitweise haben sie sogar eine Art Click and Collect auf die Beine gestellt. Für ihren Laden wünschen sich die Ehrenamtlerinnen, dass die Kundschaft auch in Zukunft bleibt. „Wir wollen auf jeden Fall die 50 Jahre voll machen“, sagt George.