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Übung am Staubecken: Wasserverband probt für den Ernstfall

Übung am Staubecken : Wasserverband probt für den Ernstfall

Vor fünf Jahren brach der Hauptabwasserkanal in Düren ein. Für künftige Notfälle ist der WVER nun besser gerüstet.

Fast fünf Jahre ist es her, dass sich in der Renkerstraße zunächst ein kleines Loch auftat, das schnell zur Großbaustelle des Wasserverbands Eifel-Rur (WVER) wurde. Im Mai 2018 kam es zu einem Kanalbruch im Hauptsammler 11, der das kommunale und industrielle Abwasser aus Nideggen, Kreuzau und Hürtgenwald zur Kläranlage nach Merken führt. Die Sanierung war ohnehin beschlossene Sache, doch die Havarie offenbarte, dass der Hauptsammler an dieser Stelle stärker beansprucht worden war als angenommen.

1,7 Kubikmeter Abwasser strömen in der Regel pro Sekunde Richtung Merken – 1,7 Kubikmeter pro Sekunde, die sich nach dem Bruch zunächst ganz andere Wege suchten, bis mit Hilfe des THW und vielen Schläuchen provisorisch ein Bypass gelegt werden konnte. Ein solches Szenario soll sich nicht mehr wiederholen.

Im Übungseinsatz wurde ein „Bypass“ von rund 150 Metern verlegt. Die sieben Pumpen in drei verschieden Leistungsklassen können dank des modularen Schlauchsystems im Ernstfall das Abwasser auch über größere Strecken umleiten.
Im Übungseinsatz wurde ein „Bypass“ von rund 150 Metern verlegt. Die sieben Pumpen in drei verschieden Leistungsklassen können dank des modularen Schlauchsystems im Ernstfall das Abwasser auch über größere Strecken umleiten. Foto: Stephan Johnen

Um im Falle einer erneuten Havarie ohne Zeitverluste und direkt mit der benötigten Kapazität eingreifen zu können, hat der WVER sieben Pumpen in drei verschieden Leistungsklassen angeschafft und setzt damit eine Vorgabe der Bezirksregierung Köln um. Diese Hochleistungspumpen können je nach Bedarf gestaffelt eingesetzt werden, um das anfallende Abwasser auf seiner gesamten Strecke im Falle eines Kanalbruchs an der Schadstelle vorbeizuführen.

„Ein solcher Bruch sollte nicht mehr eintreten, wir befahren und beschwimmen den Hauptsammler regelmäßig“, erklärt Thomas Meurer, Bereichsleiter des WVER für die Abwasseranlagen Ost. Doch für den (hoffentlich!) nur statistischen Fall eines weiteren Schadens muss der Wasserverband selbst in der Lage sein, schnell wieder den Abwasserfluss zu kontrollieren und größere Schäden zu vermeiden. Aus diesem Grund stehen die angeschafften mobilen Pumpen 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche in Bereitschaft – und dürfen an keinen anderen Baustellen oder zu anderen Zwecken verwendet werden.

Um eine 24-Stunden-Einsatzbereitschaft gewährleisten zu können, hat der WVER eine Kooperation mit dem Technischen Hilfswerk (THW) abgeschlossen. Pumpen, Material und Zubehör sind bei den Ortsvereinen Euskirchen und Simmerath der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen gelagert und werden im Ernstfall von den Einsatzkräften des THW in Betrieb genommen. Auch der WVER hat entsprechend Mitarbeiter für den Aufbau und den Betrieb der Anlagen ausgebildet, die ebenfalls in Bereitschaft stehen.

Am Staubecken und Heimbach-Hasenfeld fand nun eine große Übung statt, um die THW-Einsatzkräfte und WVER-Mitarbeiter zu schulen und die Pumpen einem zehnstündigen Praxistest zu unterziehen.

Einsatzbesprechung: die THW-Gruppenführer Michael Förster (Euskirchen, links) und Maurice Willms (Simmerath, Mitte) mit WVER-Bereichsleiter Thomas Meurer.
Einsatzbesprechung: die THW-Gruppenführer Michael Förster (Euskirchen, links) und Maurice Willms (Simmerath, Mitte) mit WVER-Bereichsleiter Thomas Meurer. Foto: Stephan Johnen

„Im Ernstfall ist es unsere Aufgabe, die Pumpen innerhalb kürzester Zeit in Betrieb zu nehmen und die Lage zu stabilisieren“, sagt Thomas Meurer vom WVER. Lässt sich ein potenzieller Schaden vor Ort schnell reparieren, können die Pumpen auch etwas länger in Betrieb bleiben, ansonsten ist es das Ziel, mit gewerblichen Anbietern umgehend passgenaue und wirtschaftliche Lösungen zu finden, damit die „Not-Pumpen“ wieder in Bereitschaft gehen können und zur Verfügung stehen. Rund 1,1 Millionen Euro haben die Pumpen samt Spezialequipment gekostet.

„Der Hauptsammler 11 ist rund 14 Kilometer lang, führt durch ganz unterschiedliches Terrain mit völlig unterschiedlichen Aufgabenstellungen und Herausforderungen. Ein halbes Jahr lang haben wir mit dem THW geplant und ein Einsatzkonzept erarbeitet“, berichtet Thomas Müller. Die Kooperation mit den Experten vom THW ermögliche die Einbeziehung der Expertise der Fachgruppe verbunden mit der schnellen Einsatzbereitschaft. „Mit dem THW als Bundesbehörde haben wir auf der gesamten Strecke auch nur einen einzelnen Ansprechpartner, was die Kommunikation beschleunigt“, fügt Meurer hinzu.

„Innerhalb kürzester Zeit läuft das System – die Pumpen sind technisch auf einen Dauerbetrieb ausgelegt“, erklärt THW-Gruppenführer Michael Förster aus Euskirchen. Etwa 20 Einsatzkräfte würden benötigt, um die „Pumpen ins Wasser zu bringen“. Mit einer kleinen Mannschaft kann danach der Betrieb gesichert werden, Öl und Diesel nachgefüllt sowie Luftfilter und Verschleißteile ersetzt werden. Mindestens einmal im Jahr wird es in Zukunft gemeinsame Übungen geben. Im Idealfall bleibt es dabei – und die Pumpen werden bis zum Abschluss der Sanierung des Hauptsammlers keinen Einsatz erleben.

Im Falle eines künftigen Kanalbruchs kooperiert der Wasserverband mit dem THW.
Im Falle eines künftigen Kanalbruchs kooperiert der Wasserverband mit dem THW. Foto: Stephan Johnen