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Von Düren in die USA und zurück: Warum ein Rosenkranz nach über 70 Jahren zurückkehrt

Von Düren in die USA und zurück : Warum ein Rosenkranz nach über 70 Jahren zurückkehrt

Nach mehr als 70 Jahren findet ein Rosenkranz den Weg zurück nach Düren. Ein amerikanischer Militärseelsorger hat ihn zum Ende des zweiten Weltkrieges in der Rurstadt von einer Krankenschwester bekommen. Jetzt hat die Gebetskette einen Platz im Stadtmuseum gefunden.

Auf den ersten Blick ist es ein ganz normaler Rosenkranz. Er hat 59 Perlen aus dunklem Holz, die an einer langen Messingkette aufgefädelt sind, ein Kreuz und zwei kleine Plaketten. Aber dieser Rosenkranz, wie ihn so oder so ähnlich auf der ganzen Welt Zigtausende Katholiken jeden Tag nutzen, ist viel mehr als eine bloße Gebetskette. Er ist Mittelpunkt einer Geschichte, die gleichsam von unendlich viel Leid, aber mindestens genauso viel Hoffnung erzählt. Jetzt hat dieser Rosenkranz eine neue Heimat im Dürener Stadtmuseum gefunden. Wobei – dieses spezielle Gebetsinstrument stammt auch aus der Kreisstadt. Es befand sich nur in den vergangenen 70 Jahren in Ohio in den USA.

Nicht einfach zu rekonstruieren

Die Geschichte des Rosenkranzes genau zu rekonstruieren, war für Anne Krings und Sarah Hoener vom Stadtmuseum gar nicht so einfach. Ein US-amerikanischer Militärpfarrer hat die Gebetskette am Ende des Zweiten Weltkrieges, nämlich im März 1945, in Düren von einer Krankenschwester bekommen und mit in seine Heimat genommen hat.

Zu dem Rosenkranz gehörten ein Foto mit einem alten Gebäude und der Aufschrift „Children’s Ward Saint Joseph Düren“ und ein kleines Schild. Auf dem steht geschrieben „This rosary was found by a nurse in the American 1st army 67th Evacuation Hospital. It was pulled from the rubble of the Children`s Ward Saint Joseph Hospital. Düren, Germany 1945“. Das heißt auf Deutsch soviel, dass eine Krankenschwester eines amerikanischen Feldlazaretts den Rosenkranz in Düren gefunden hat.

Anne Krings, Leiterin des Dürener Stadtmuseums erklärt: „Wir wissen, dass das Evacuation Hospital eine mobile, amerikanische Feldlazarett-Einheit war, die sich vom 10. bis zum 24. März in Düren aufgehalten hat.“ In dieser Zeit, ergänzt Krings, hätten Ärzte, Sanitäter und Krankenschwestern die beim verheerenden Angriff auf Düren am 16. November 1944 stark beschädigten Räume des Krankenhauses an der Roonstraße genutzt.

„Die Aufschrift Childrens Ward Saint Joseph Hospital könnte auf das Kinderheim St. Josef hinweisen, dass damals noch an der Waisenhausstraße stand“, sagt Krings. „Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Rosenkranz von einer Dürener Ordensschwester stammt, die im Krankenhaus an der Roonstraße gearbeitet hat.“

Anne Krings erklärt, warum sie dieser Ansicht ist: „Zum einen ist der Rosenkranz sehr groß und sehr schwer. Das deutet darauf hin, dass er einer Ordensschwester gehört haben könnte. Zum anderen hat er eine Plakette des Ordens der Elisabethinnen.“ Dieser Orden war und ist hauptsächlich in der Krankenpflege tätig. „Und damals“, sagt Krings, „waren die Elisabethinnen auch für die Pflege im Krankenhaus an der Roonstraße zuständig. Es spricht viel dafür, dass der Rosenkranz von dort kommt. Ob das wirklich so war, lässt sich aber vermutlich nicht mehr klären. “

Fakt ist jedoch, dass der Militärseelsorger, der den Rosenkranz mit in die USA genommen hat, in einer seiner ersten Gottesdienste über die besondere Geschichte dieses Stücks gepredigt hat. „Eine Frau aus seiner Gemeinde“, erzählt Krings, „hat Rosenkränze gesammelt und sich besonders für diesen interessiert.“ Der Geistliche hat dieser Frau den Kriegs-Rosenkranz aus Düren geschenkt. „Die Dame hat ein Leben lang damit gebetet“, erzählt Anne Krings, „auch als sie später gegen eine Krebserkrankung gekämpft hat. Und irgendwann hat sie dann den Wunsch geäußert, dass der Rosenkranz zurück nach Düren kommt.“

Nach dem Tod der Frau hat ihr Mann versucht, Kontakt nach Deutschland aufzunehmen. „Das ist ihm mit Hilfe eines Bekannten, der bei einem Radiosender arbeitet, gelungen“, sagt Krings. „Jetzt ist der Rosenkranz bei uns.“ Es habe zunächst auch Überlegungen gegeben, ihn im Stadtarchiv aufzubewahen. „Die Geschichte dieses Rosenkranzes“, betont Anne Krings, „ist sehr emotional und auch sehr bewegend. Deswegen passt er auch so gut in unseren Erinnerungsraum. Wir sind sehr froh, ihn dort ausstellen zu können.“

Dieses spezielle Zimmer, ergänzt die Museumsleiterin, sei ein Ort der Stille und der Ruhe. „Dort findet man keine Stücke mit einem hohen materiellen Wert. Aber eben sehr Wohl Exponate mit einem enormen emotionalen Gewicht.“ Unter anderem gibt es in dem Erinnerungsraum eine Vitrine mit Gegenständen, die nach dem Angriff 1944 aus den Trümmern gezogen wurden.

Ein Video als Dank

Demnächst wollen Anne Krings und ihre Kollegen aus dem Stadtmuseum ein kleines Video aufnehmen und Fotos vom neuen Platz des Rosenkranzes machen. „Das wollen wir als kleinen Dank möglichst bald  dem Ehemann der früheren Besitzerin schicken, weil er sich so dafür eingesetzt hat, dass der Rosenkranz wieder zurück nach Düren kommt. Für mich ist das eine unglaublich friedenstiftende und versöhnliche Geste.“