Verdis „Nabucco“ im Haus der Stadt : Von Hass und Krieg bis hin zur Liebe
Düren Hass, Krieg, Religion, Grausamkeit, Liebe, Eifersucht, Tod, Gier, Wahnsinn. Das sind die schwergewichtigen Leitmotive in Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“, die im Haus der Stadt in einer ganz klassischen Inszenierung zu sehen war.
Unter der musikalischen Leitung von Veaceslav Obrucikov spielten und sangen Orchester, Chor und Solisten der moldawischen Nationaloper. Die Oper „Nabucco“ verhalf Verdi 1842 zum Durchbruch in der Opernwelt. Sie erzählt vom Leid des Krieges und des besiegten und vertriebenen Volkes Israel und setzt dessen Freiheitswillen ein musikalisches Denkmal, das am eindrücklichsten in dem bekannten Chorstück „Flieg’, Gedanke/Va, pensiero“, den die gefangenen Hebräer singen, die sich nach ihrer Heimat Jerusalem sehnen, zum Ausdruck kommt.
Gleichzeitig gewährt dieser Musiktheaterabend einen Einblick in das Innenleben eines Herrschenden – und zwar gleich in gedoppelter Form. Nabucco, der König von Babylon (Petru Racovita), leidet unter extremer Selbstüberschätzung, die ihn in die Annahme führt, er könne sich selbst zum Gott ernennen. Ein Wahnsinn, von dem er zum Schluss unter anderem durch die Liebe zu seiner Tochter Fenana (Victoria Istratuc) geheilt wird. Gespiegelt wird seine Machtgier und Vermessenheit durch die Figur der Abigaille, die Nabucco als seine Tochter aufgezogen hat, die jedoch – wie sich im zweiten Akt herausstellt – der Sprößling einer Sklavin ist. Über die genauen Hintergründe des Verhältnisses zwischen Sklavin und Babylonenherrscher gibt die Oper keine Auskunft.
Abigaille ist jedoch durchdrungen von tiefer Eifersucht. Sie ist eifersüchtig auf ihre Schwester Fenena, die nicht nur Vaters Liebling ist, sondern auch noch mit dem Hebräer Ismaele durchbrennen will, den auch sie liebt. Als ihr Vater dem Wahnsinn verfällt, ergreift sie die Herrschaft, die auch sie mit Vermessenheit und Grausamkeit ausfüllt – mit dem Ziel, die Umstände gänzlich zu ihren Gunsten zu verbessern.
Gespielt und gesungen wird diese wichtige Rolle von der französischen Sopranistin Olga Perrier, die es versteht, den Charakter der Abigaille begreifbar zu machen und vor dem Klischee oder der Eindimensionalität zu bewahren. Sie verfügt neben ihren stimmlichen auch über beachtliche schauspielerische Fertigkeiten. Olga Perrier gastierte schon in Opernhäusern in Frankreich, Italien, Schottland und Südkorea und gewann internationale Wettbewerbe.
Die Zuschauer bedankten sich mit stehenden Ovationen und lang anhaltendem Applaus für den ersten Opernabend in der laufenden Spielzeit im Theater Düren.