25-jähriger Dürener angeklagt : Von Dämonen besessen auf die Schwester eingestochen?
Aachen/Düren Ein 25-Jähriger Dürener würgt seine Mutter und geht mit dem Messer auf seine Schwester los. Vor Gericht erzählt er von der Wut auf die eigene Familie – und die Dämonen in seinem Kopf.
Mert K. (25) schaffte es kurzzeitig, den Vorsitzenden des Aachener Schwurgerichts alarmiert aufhören zu lassen. Als er von Richter Roland Klösgen zum Tatablauf und den Gründen seines Einstechens auf seine Schwester wie auch auf den älteren Bruder befragt wurde, verwies er auf seine „Dämonen“, wie er sie bezeichnete.
Vor den beinahe tödlichen Vorfällen in der elterlichen Wohnung in Düren „da konnte ich noch gegen meine Dämonen ankämpfen“, sagte der Angeklagte, dem gefährliche Körperverletzung und unter Umständen versuchter Totschlag zur Last gelegt werden, dies allerdings im Zustand verminderter Schuldfähigkeit, vermutlich eben wegen seiner „Dämonen“.
Es begann Ende Juli 2021 in der Wohnung seiner Mutter, die mit den drei bereits erwachsenen Kindern in Düren an der Neuen Jülicher Straße wohnte. Plötzlich hatte laut der Anklageschrift von Dienstag der mittlere Sohn Mert K. ein Problem mit seiner Mutter. Er habe angefangen, sie zu beschimpfen und am Ende sogar begonnen, sie am Hals zu schütteln und zu würgen. Er sei nicht einverstanden gewesen mit dem neuen Freund der Mutter, der Vater lebte bereits lange nicht mehr in der Wohnung.
Die Tochter hatte die Gewaltattacke bemerkt und rief die Polizei, K. wurde umgehend der Wohnung verwiesen, ihn traf ein Rückkehrverbot. Der anscheinend seelisch labile junge Mann konnte das nicht verkraften, zog sich in die Gartenlaube der Familie zurück. Doch vor der Tür der Laube kam es Anfang August zum nächsten Gewaltausbruch.
Hier traf er wieder auf die Mutter, die im Auto saß, er trommelte auf die Scheibe und soll sie wieder mit einem langen Fleischermesser bedroht und am Ende zumindest ihren Vorderreifen zerstochen haben. Die Mutter ergriff die Flucht, Mert K. ging sodann zur angestammten Wohnung, trotz des polizeilichen Verbotes.
„Ich war so wütend“, versuchte K. seinen Zustand zu beschreiben, weil er doch „jetzt obdachlos“ war. Zu der Wohnung verschaffte er sich Zutritt, indem er die Eingangstür aufbrach. Prompt traf er auf seine jüngere Schwester, die vor ihm weglief und sich in ihrem Zimmer verschanzte. Dessen Tür trat er ein und soll dann versucht haben, auf die schreiende Schwester einzustechen. Die hatte schon das Handy in der Hand, um den Notruf zu tätigen. Erst als der ältere Bruder ihr zu Hilfe kam und selber Blessuren davontrug, gelang es der Schwester, die Polizei zu rufen. Als Mert K. das bemerkte, lief er weg, wurde später festgenommen und in die Psychiatrie gebracht.
Wo er möglicherweise auch dauerhaft bleiben wird. Denn Richter Klösgen fragte ganz genau nach, als er das mit den Dämonen in der Aussage des Angeklagten vernommen hatte. Der hatte behauptet, beispielsweise die Mutter vor der Gartenlaube nicht behelligt zu haben. Auch habe er gar nicht auf die Schwester eingestochen, sondern ihr „nur“ das Fleischermesser vorgehalten.
Wie es denn komme, dass die Schwester Abwehrverletzungen an den Händen und der Bruder eine ausgekugelte Schulter habe, fragte der Vorsitzende. Wisse er nicht, er habe ja „seine Dämonen“ im Griff gehabt, äußerte sich der Angeklagte, der außerdem noch mit einem Drogenproblem kämpft.
„Sprechen die denn mit Ihnen?“,fragte Klösgen nach den Dämonen, „oder geben die sogar Anweisungen?“ Nein, bestritt der Angeklagte, das sei eher bildhaft gemeint gewesen. In der kommenden Woche wird die Psychiaterin Annette Rauch (Aachen) anwesend sein, am dritten Verhandlungstag soll die Familie von Mert K. gehört werden.