Zum Tag des Wassers : Vom verborgenen Einsatz für gutes Trinkwasser
Kreis Düren Wasser ist in aller Munde: Die Trockenheit der vergangenen Sommer und die niedrigen Pegelstände der Stauseen, absinkendes Grundwasser und dessen Belastung mit Nitraten. Auch Mikroplastik im Trinkwasser oder die Vermüllung der Meere sind regelmäßig Thema. Heute, am Tag des Wassers, soll der Blick vor die eigene Haustür beziehungsweise auf den eigenen Wasserhahn gerichtet werden.
Man sollte meinen, dass inzwischen in Europa jeder Mensch Zugang zu sauberem Trinkwasser hat. Im Zusammenhang mit einer EU-Richtlinie, die zum Jahreswechsel verabschiedet wurde, wurde festgestellt, dass dies nicht der Fall ist. Eine halbe Million Menschen hat diesen Zugang nicht. Auch deshalb hat das EU-Parlament beschlossen, dass mehr öffentliche Trinkbrunnen und Wasserspender in öffentlichen Gebäuden errichtet werden sollen.
Im Kreis Düren gibt es dafür bereits einige Beispiele: in Nörvenich und Düren auf dem Marktplatz sowie in Kreuzau (Untermaubach). Wie viele weitere demnächst aufgestellt werden, ist noch offen. Beschlüsse auf EU-Ebene müssen zunächst in nationales Recht umgegossen werden – und bis zur Umsetzung können ein paar Jahre vergehen.
Die Wasserversorger in der Region unternehmen unabhängig davon große Anstrengungen, die Bevölkerung auf Dauer mit reinem Trinkwasser zu versorgen – was der breiten Öffentlicheit möglicherweise gar nicht klar ist. Dazu gehören Verbesserungen in der Aufbereitungstechnik, die Erschließung neuer Wasservorkommen etwa durch Brunnenbau und das Speichern von Reserven.
„Das Bewusstsein für den Wert des Trinkwassers ist in Westeuropa und damit auch auf lokaler Ebene, kaum ausgeprägt“, sagt Jürgen Schulz, Leiter der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke Düren. Auch wenn in unseren Breitengraden der Klimawandel spürbar sei und dieser zunehmend Auswirkung auf die Wasserwirtschaft habe. „Es ist selbstverständlich, dass der Wasserhahn zu jeder Zeit aufgedreht werden kann und die Wasserabgabe nicht rationiert werden muss. Zudem muss das Wasser nicht abgekocht oder aufbereitet werden.“
Die lokalen Wasserversorger im Kreis Düren, die Stadtwerke Düren, der Wasserleitungszweckverband Neffeltal mit Sitz in Vettweiß, Concordia in Kreuzau, der Wasserleitungszweckverband Langerwehe, die Stadtwerke Jülich und andere, ziehen zur Gewährleistung dessen an einem Strang. „Wir arbeiten an konkreten Strategien, um ausreichend Trinkwasser in bester Qualität langfristig bereitstellen zu können“ sagt Jörg Kemmerling, Betriebsleiter des WZV Neffeltal. Hauptaufgabe ist, dass externe Einflüsse wie Klimaveränderung, Veränderungen bei den Wasserquellen und Verbrauchsverhalten nicht zu einer plötzlichen Verknappung führen.
Interessanterweise hat sich der Wasserverbrauch deutlich verändert: Während er zwischen 1990 bis 2010 um fast 20 Prozent zurückgegangen ist, stellen die Versorger nun wieder einen deutlichen Anstieg fest. „Diese Entwicklung war so nicht vorhersehbar und hat sich in den letzten Jahren auch aufgrund der klimatischen Veränderungen noch verstärkt“, sagt Jürgen Schulz. Dabei steige sowohl die Gesamtmenge im Verlauf eines Jahres als auch der Spitzenbedarf an sehr heißen Tagen deutlich an: „Hier müssen die SWD bis an die Grenzen der Kapazität der Versorgungsanlagen gehen, um den Bedarf bereitzustellen“, sagt Schulz. Die Abgabespitze liegt in der Abendzeit gegen 22 Uhr und nicht selten um 50 Prozent über der eines durchschnittlichen Tages. Gründe dafür sind unter anderem, dass dann nochmal der Garten gewässert und eine Dusche genommen wird.
Zu den Maßnahmen der Versorger gehören beispielsweise derzeit die Erneuerung einer mehr als sieben Kilometer langen Hauptwasserleitung (Investitionssumme: mehr als sieben Millionen Euro) und Errichtung eines neuen Hochbehälters in Ginnick mit einer Investitionssumme von 2,2 Millionen Euro. Der 4000-Kubikmeter-Behälter soll die Versorgungssicherheit verbessern und löst den in die Jahre gekommenen Wasserturm, welcher lediglich ein Volumen von 400 Kubikmeter hat, ab.
Zunehmende Sorge bereiten den Versorgern die spürbar nachlassenden Niederschlagsmengen. Sowohl die Wehebachtalsperre, die mehr als 50 Prozent des Dürener Trinkwassers liefert, als auch die Grundwasserspeicher beider Versorger, füllen sich nicht mehr in dem Maße, wie in der Vergangenheit üblich und notwendig. „In den vergangenen Hitzesommern sind wir mit einem blauen Auge davongekommen und konnten mit geeigneten Maßnahmen auf die sich verringernden Pegel reagieren“, bestätigt Cord Meyer, Geschäftsführer der Stadtwerke-Düren-Tochter Leitungspartner GmbH, die die Dürener Strom-, Gas-, Wasser und Wärmenetze betreibt und pflegt.
Die Grundwassergewinnungsanlagen, die die Versorger betreiben, liegen im Kreis Düren in einer Ackerbauregion. Die Intensivierung der Landwirtschaft und die Nitratbelastung des Grundwassers sind hier nach wie vor ein Thema. „Dieser Stoff lässt sich nicht einfach abfiltrieren, weshalb die Versorger auf eine Vermeidungsstrategie setzen.
Dazu wurden vor etwa 25 Jahren mehrere sogenannte landwirtschaftliche Kooperationen im Kreis Düren gebildet, die das Ziel haben, die Landwirte zu beraten und eine gewässerschonende Bewirtschaftung zu vermitteln“, erläutert Schulz. Deswegen beschäftigen die Wasserversorger im Kreis Düren zwei Gewässerschutzberater.
Diese sind bei der Landwirtschaftskammer angestellt und stehen im ständigen Austausch mit den Landwirten. Hat diese Arbeit Früchte getragen? „Wir sehen uns hier auf einem guten Weg. Von einer Entspannung der Situation kann allerdings keine Rede sein. Alle vereinbarten Maßnahmen sind freiwillig und werden von uns anteilig bezuschusst“, sagt Jörg Kemmerling. „Natürlich haben die Landwirte Sorge bei einer Verringerung des Düngeeinsatzes auch weniger Erträge in Kauf nehmen zu müssen“, ergänzt Cord Meyer.
Der Einsatz von Dünger könne aber optimiert werden, so dass dieser für die Pflanzen besser verfügbar sei. Daneben gebe es auch sehr wirksame biologische Maßnahmen, die helfen, überschüssigen Stickstoff im Boden zu binden und diesen für die Fruchtfolge nutzbar zu machen.
Ob das Wasser den Qualitätsanforderungen gerecht wird, wird in einem eigenen Labor in Kreuzau-Obermaubach überprüft. Pro Jahr werden über 3700 Wasserproben aus dem eigenen Dürener und Merzenicher Netz, aber auch für andere Versorger analysiert. „Das alles und mehr ist notwendig, um die Region mit hochwertigem Trinkwasser 365 Tage lang rund um die Uhr zu versorgen“, sagt Meyer.