Mobilitätskonzept für Vettweiß : Wird die Gereonstraße zu einer Tempo-30-Zone?
Interaktiv Vettweiß Die Vorschläge im Mobilitätskonzept gefallen der Vettweißer Politik nicht. Die Ingenieure sollen nachbessern.
Es ist eine von wenigen Maßnahmen, die das Büro für Verkehrs- und Stadtplanung Rödel & Pachan aus Kamp-Lintfort im Mobilitätskonzept für den Kfz-Verkehr anregt: Die Gereonstraße im Hauptort soll zu einer Tempo-30-Zone umgewandelt werden, weil wegen der zahlreichen Umfahrungsstraßen keine Notwendigkeit mehr bestehe, dort 50 km/h fahren zu müssen. Wenn der Durchgangsverkehr den Hauptort nicht belaste, würden sich viele Chancen bieten, betonen die Diplom-Ingenieure Thomas Rödel und Kai Pachan im jüngsten Verkehrsausschuss.
Ansonsten konzentrieren sie sich schwerpunktmäßig auf die Bereiche Fahrrad, ÖPNV und Fußweg. Genau das gefällt der Vettweißer Politik nicht: Im ländlichen Raum sei es nun einmal Fakt, dass das Auto ein essenzielles Mittel für die Menschen sei, betont Arnold Fraussen (CDU).

„Die Gemeinde ist sehr gut ausgestattet mit einem überörtlichen Straßennetz, das weitestgehend verträglich an den Orten vorbeiführt – außer in Kelz“, entgegnet Thomas Rödel. Die Aufgabe der Ingenieure sei nicht, eine Pro- und Contra-Liste für eine Ortsumgehung in Kelz zu erstellen. Er betont: „Wir sollen ein Mobilitätskonzept erstellen, kein Verkehrskonzept.“ Dies sei per Definition vom Land und von Fördermittelgebern nachhaltig zu gestalten. Kai Pachan gibt einen interessanten Einblick: „Bei unserem ersten Konzept für eine Kommune hatten wir eine Ortsumgehung vorgeschlagen, weswegen uns im Nachhinein Fördermittel gestrichen worden sind.“
Sie betonen aber auch: „Wir haben an relevanten Knotenpunkten Verkehrszählungen vorgenommen, so dass Sie eine solide Datenbasis mit Videomaterial auf aktuellem Stand haben. Mit dieser können Sie Anträge bei Baulastträgern wie Straßen NRW stellen, wenn Sie beispielsweise Querungshilfen fordern möchten.“
Günstige Topografie
Thomas Rödel und Kai Pachan heben hervor: Der Radverkehr stelle für Vettweiß einen wichtigen Baustein für künftige Mobilität dar, nicht zuletzt wegen der günstigen Topografie mit wenigen Steigungen – ausgenommen von Ginnick. „Es hilft, wenn man beispielsweise nicht in der hügeligen Eifel ist, auch wenn das mit E-Bikes mittlerweile kein allzu großes Problem mehr ist.“
Für das Konzept haben die Ingenieure Vor-Ort-Termine in allen Ortsteilen wahrgenommen, Informationsabende veranstaltet, Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern in das Konzept aufgenommen und Kameras sowie Radaranlagen aufgebaut. Sie unterscheiden bei den Ortsteilen zwischen Quell- und Zielbereichen: Wo kommen die Menschen her und wohin gehen sie, um ihre Kinder in Kitas zu bringen und einzukaufen?
Auch Städte außerhalb des Gemeindegebiets wurden berücksichtigt: „Von Sievernich aus fährt man eher nach Zülpich zum Einkaufen“, heißt es. Zwischen den Quell- und Zielpunkten soll ein Fahrradnetz geschaffen werden. „Wir haben insgesamt 26 Maßnahmen für den Radverkehr entwickelt“, erläutert Thomas Rödel.
Keine Maßnahmen nötig
Außer individuellen Problemen in jedem Ort sei besonders aufgefallen, dass keine durchgängig nutzbaren Fußverkehrsanlagen wie Bürgersteige vorhanden sind. „Für Rollatoren, Kinderwagen und Rollstühle ist eine Nutzungsmöglichkeit kaum gegeben“, stellt Thomas Rödel fest.
Für den ÖPNV hingegen kommt Kai Pachan zu dem Schluss, dass keine Maßnahmen wie neue Linien nötig seien: „Gemessen an der Lage im ländlichen Raum, der Einwohner- und Arbeitsplatzzahl sowie sonstigen Rahmenbedingungen ist das ÖPNV-Angebot in Vettweiß gut.“ Erschließungslücken kleinerer Natur könnten mit Fahrradboxen ausgeglichen werden.
Einer ausreichenden Taktung rund um die Uhr an allen Tagen widerspricht nicht nur Günter Jurreit (SPD) daraufhin deutlich. Kai Pachan räumt ein: „Sie haben recht, das ÖPNV-Angebot bricht natürlich in den Abendstunden und am Wochenende weg.“
Wegen all der Anmerkungen aus den Fraktionen hat sich der Ausschuss – anders als in der Beschlussvorlage vorgesehen – dafür ausgesprochen, ein verbessertes Konzept erst in einer nächsten Sitzung zu beschließen.