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Der Neffelbach soll zwischen Sievernich und Disternich zurück zur Natur

Erftverband plant Renaturierung : Der Neffelbach soll zurück zur Natur

Der Neffelbach zwischen Sievernich und Disternich wirkt auf Laien wie ein normaler Bach. Spezialisten wie Ruth Haltof vom Erftverband sehen das jedoch anders. Nun wird eine Renaturierung geplant.

Schließlich haben sie ein Auge dafür, was an dem Gewässer bereits alles von Menschenhand geändert wurde. „Für mich sieht das total künstlich aus“, sagt die Diplom­ingenieurin mit Blick auf eine Stelle, an der der Bach schnurgerade verläuft, sehr langsam fließt und beide Ufer symmetrisch wie bei einem Trapez angelegt sind. Damit zumindest ein Teil des Neffelbachs zukünftig wieder mehr so aussieht, wie er ohne Einwirkung der Menschen hätte aussehen können, plant der Erftverband derzeit eine Renaturierung.

Die wohl entscheidendste Veränderung wird aus der Vogelperspektive ersichtlich. Noch fließt der Bach in seinem begradigten Bett, zukünftig wird er unzählige Kurven schlagen. Solche Mäander, erklärt Ruth Haltof, geben dem Gewässer seinen natürlichen Windungsgrad zurück – „so wie es eigentlich sein sollte“, sagt die Expertin.

Vor rund einem Jahrhundert hat man massiv Gewässer umgebaut und begradigt. Dafür kann es unterschiedliche Gründe gegeben haben: Vielleicht mussten Mühlräder angetrieben oder Überschwemmungen vermieden werden, denkbar ist auch, dass der mäandrierende Bach zu viel Platz wegnahm, der für die Landwirtschaft benötigt wurde.

 In etwa so könnte der zukünftige Verlauf des Neffelbaches zwischen Sievernich und Disternich aussehen.
In etwa so könnte der zukünftige Verlauf des Neffelbaches zwischen Sievernich und Disternich aussehen. Foto: Erftverband

Diese Änderungen am Neffelbach sorgen dafür, dass er heute – salopp gesagt – keine guten Noten bekommt. Bei der sogenannten Gewässerstrukturgütekartierung wird bewertet, wie naturnah das Bett und die Umgebung eines Gewässers sind. Auf einer Skala von 1 (unverändert, naturnah) bis 7 (vollständig verändert, übermäßig geschädigt) wird der Neffelbach mit 4 bis 5 bewertet. Er ist also deutlich bis stark verändert und damit merklich beeinträchtigt.

Zukünftig soll der Neffelbach so naturnah wie möglich werden, nicht nur mit vielen Mäandern, sondern auch mit verschiedenen Ufern, mal steil, mal flach, die unterschiedlich stark vom Wasser überströmt werden. Am Ufer sollen mehr Bäume und Büsche wachsen als jetzt, die für Schatten sorgen, und dafür, dass Holz und Laub in den Bach fallen. In Summe soll so eine Vielzahl an Lebensräumen entstehen, die für möglichst viele Tier- und Insektenarten gute Bedingungen bieten.

Natürlich stehen nicht allein Flora und Fauna im Fokus. Alle Veränderungen dürfen nur dann gemacht werden, wenn der Hochwasserschutz für Sievernich weiterhin gewährleistet ist.

 Ruth Haltof ist Ingenieurin beim Erftverband.
Ruth Haltof ist Ingenieurin beim Erftverband. Foto: Anne Schröer

Was die Kosten angeht, so rechnet Christian Gattke, beim Erftverband Abteilungsleiter Flussgebietsbewirtschaftung, mit rund 500.000 Euro. Das Land fördere in der Regel zu 80 Prozent, der Eigen­anteil des Erftverbandes werde dann abgeschrieben und solidarisch veranlagt, erläutert Gattke.

Diese Renaturierungsmaßnahme ist auf 600 Meter begrenzt, da anliegende Grundstücke in Privatbesitz sind. Dass die Strecke angesichts des 40 Kilometer langen Neffelbaches relativ kurz erscheint, tut für Haltof aber nichts zur Sache: „Alles, was man schafft, ist ein Schritt in die richtige Richtung.“

Außerdem gehe von einem renaturierten Bereich eine gewisse Strahlkraft aus, die sich positiv auf andere Teile des Gewässers auswirke. So lautet der Plan, der frühestens ab Herbst 2021 umgesetzt werden soll.