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Lesung mit Olaf Müller: Tote Biber schlafen nicht

Lesung mit Olaf Müller : Tote Biber schlafen nicht

Der gebürtige Dürener Olaf Müller war dieses Mal zu Gast im Rahmen der Reihe „Lesung und Gespräch“. Die Veranstaltung fand in der Aula des Stiftischen Gymnasiums statt.

Ein bisschen erinnert der Beginn einer Kulturveranstaltung mittlerweile an die Sicherheitsanweisungen vor jedem Flug. Inhalt der Unterweisung sind nicht Notausgänge, Leuchtmarkierungen und Schwimmwesten, sondern Laufwege, Abstandsgebote sowie allgemeine Hygieneregeln. Während im Flieger die Masken herunterfallen, haben in der Pandemie die Besucher ihre aber schon auf der Nase. Und dennoch: „Es ist schön, dass wir wieder Kultur genießen können“, begrüßte Initiator Dr. Achim Jaeger die Zuhörer in der Aula des Stiftischen Gymnasiums zur Veranstaltung „Lesung und Gespräch“.

Gast des Abends war der gebürtige Dürener Olaf Müller, Leiter des Kulturbetriebs Aachen, der einige Kapitel aus seinem neuen Kriminalroman „Tote Biber schlafen nicht“ vortrug und die Zuhörer mit auf Spurensuche nahm: vom Aachener Karneval über eine Leiche auf Burg Vogelsang, über den Segelflugplatz in Bergstein bis ins Dürener Kreishaus - mitten hinein in die Klüngelei rund um Immobiliendeals und ins Zentrum der Frage, wem eigentlich die Eifel gehört.

Der Tod eines Immobilientycoons, aufgeknüpft an der Victor-Neels-Brücke, sorgt für einige Aufregung – und lässt Pläne von Politikern zur Tourismusbelebung wackeln. Der unwiderruflich ausgeschiedene Monopoly-Spieler hatte Investoren an der Hand, bevor er mit einem Strick um den Hals am Brückengeländer baumelte. Es war der Beginn einer kurzweiligen Reise quer durch alle Kapitel mit einem Reiseführer, der seine Kenntnisse von Land und Leuten und der lokalen Gepflogenheiten geschickt mit den laufenden Ermittlungen verknüpfte und beizeiten mit pointierten Spitzen auf die Schippe nahm. Es ist nicht automatisch davon auszugehen, dass manche auftauchende Figur aus der Politik frei erfunden ist...

Der erste Tote des Abends war übrigens – wie könnte es anders sein – ein Biber.

Ein toter Nager vor der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften in Halle. Vor der Tür eine rote Blutspur im Schnee, die in die Eifel führt, über dem Dach stahlblauer Himmel. Eine Postkartenidylle. Fast. Wäre da nicht dieser tote Biber. Übrigens der 13. in Folge während einer Expertenkonferenz zum Thema „Resilienz und Achtsamkeit in der europäischen Biberpopulation“. Kaum verwunderlich, dass sich ein führender Biber-Experte Europas in die Gesellschaft der Opfer einreiht.

Jeder Tote – und davon gibt es im Roman so einige – führte zu einer anderen Verquickung, zu einem anderen Schauplatz, zu einem anderen, düsteren Geheimnis aus der Vergangenheit. Wer sich am Ende der Lesung die Frage stellte, was Erbsensuppe im Kloster Mariawald, Pilates, „Body-Gedöns“, Waldbesetzer im Hambacher Forst, Feriendörfer in Heimbach, ehemalige SS-Lagerkommandanten und tote Biber eigentlich verbindet, dem sei die Lektüre des ganzen Romans empfohlen. Der Autor selbst hatte schließlich zu Beginn der Lesung augenzwinkernd verkündet: „Ich verrate mehr als den Klappentext, aber auch nicht alles.“

„Deine Geschichten sind voll von Geschichte, auch von problematischer Geschichte“, bedankte sich Achim Jaeger für den kurzen Einblick in das neuste Buch Olaf Müllers. „Was ich mache, nennt sich Regionalkrimi“, erklärte Müller. Doch er wolle stets auch gesellschaftliche Themen in seine Krimis einbauen, kritisch zurückblicken. Geschichten mit Geschichte verbinden.