4,8 Millionen Euro investiert : Neue UV-Licht-Anlage tötet Legionellen in Kläranlage Düren
Düren Beim Menschen würde es binnen kürzester Zeit einen schweren Sonnenbrand verursachen: Hochkonzentriertes UV-Licht, mit dem der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) seit Ende 2018 den Kampf gegen die Legionellenbelastung im Ablauf des gereinigten Wassers in die Rur aufgenommen hat.
„Erfolgreich“, wie WVER-Vorstand Dr. Joachim Reichert und der Leiter der Bereichs Gewässergüte/Labor, Dr. Frank Jörrens, am Dienstag erklärten. Mit Blick auf die Auswertung erster Messergebnisse hat die 1,4 Millionen Euro teure Anlage laut WVER den von der Bezirksregierung Köln in einer Ordnungsverfügung geforderten durchschnittlichen Wirkungsgrad von 95 Prozent erreicht.
Das heißt: An den Tagen, an denen erhöhte Legionellenwerte die Kläranlage Düren erreicht haben, wurden die stäbchenförmigen Bakterien nahezu komplett eliminiert: am 14. Januar zu 99,8, am 21. Januar zu 98,4 und am 4. Februar bei einer weitaus geringeren Belastung zu 88,5 Prozent. Die WVER-Verantwortlichen gehen davon aus, dass Anlieger der Rur, insbesondere Landwirte, schon in Kürze wieder Wasser unter Druck versprühen dürfen. Das ist seit Frühjahr 2018 untersagt.
Seinerzeit wurden im Ablauf der Kläranlage Düren zum wiederholten Male Legionellen-Werte weit oberhalb der erlaubten Grenzwerte gemessen. Das Einatmen der Bakterien über feinsten Wassernebel – explizit also nicht das Trinken – kann zu Lungenentzündungen und unter ungünstigen Umständen sogar zum Tod führen. Das Vorkommen von Legionellen im Abwasser, das die Kläranlage Düren erreicht, ist laut Joachim Reichert vor allem der hohen Temperatur des industriell geprägten Abwassers geschuldet, das den Bakterien mit Werten von bis zu 27-28 Grad optimale Lebensbedingungen bietet.
Mit der Abwasservorbehandlung der Papierfabrik Schoellershammer wurde der vermeintliche Verursacher zwar gefunden, der auch entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen hat. Trotzdem sei es nicht auszuschließen, dass es auch in Zukunft zu Legionellen-Belastungen im Abwasser kommen könnte, begründet Reichert die mit der Bezirksregierung abgestimmte Großinvestition. Mögliche Quellen könnten alle großen Warmwassernetze sein, nicht nur die Papierfabriken, sondern auch Senioreneinrichtungen und Krankenhäuser.
Die UV-Behandlung wurde am Ende der Abwasserreinigung, der sogenannten Filtrationsanlage, eingebaut. „Am Zulauf ist das Wasser so trüb, dass nicht einmal hochkonzentriertes UV-Licht es durchdringen könnte“, erklärt Frank Jörrens. Erst wenn nach der biologischen Reinigung auch die letzten Schwebstoffe herausgefiltert sind, ist das Wasser klar genug für die Lichtbehandlung, die neben Legionellen auch anderen Bakterien den Garaus macht und damit einen spürbaren Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität am Unterlauf der Rur Richtung Jülich liefert. Details will der WVER in Langzeitstudien noch ermitteln, hat Joachim Reichert angekündigt.
Allerdings ist das UV-Verfahren alles andere als billig. Allein der Stromverbrauch verursacht jährliche Kosten von knapp 200.000 Euro, dazu kommen Wartungs- und Instandhaltungskosten von rund 130.000 Euro im Jahr. Wie bei einer Sonnenbank müssen die UV-Röhren regelmäßig ausgewechselt werden, der WVER rechnet mit einer Lebensdauer von anderthalb Jahren. Daher arbeitet der Verband derzeit an einem Schnelltest-Verfahren für Legionellen, das Aussagen zur Belastung des Abwassers schon innerhalb eines Tages liefert. Dann könnte die neue Anlage zielgerichteter eingesetzt werden. Denn es ist bei Weitem nicht so, dass sich ständig Legionellen im Abwasser befinden. Im November/Dezember wurden zum Beispiel überhaupt keine Bakterien festgestellt.
Bis ein solcher Schnelltest entwickelt ist, wird aber das komplette Abwasser „bestrahlt“ – im Durchschnitt 2300 Kubikmeter in der Stunde, 20 Millionen Kubikmeter im Jahr.
Im Zusammenhang mit dem Einbau der UV-Bestrahlungsanlage, die aus zwölf Einzelmodulen besteht, hat der Wasserverband in den vergangenen Monaten die aus den frühen 90er Jahren stammende Filtrationsanlage während des laufenden Betriebs komplett saniert. Rohrleitungen, Klappen und Filterdüsen wurden erneuert, so dass sich zu den 1,4 Millionen noch weitere 3,45 Millionen Euro gesellen.
Die Erneuerung der Filtrationsanlage ist Teil umfangreicher Sanierungsmaßnahmen, die in den kommenden Jahren bei der Kläranlage Düren anstehen, um die aus den 70er und 90er Jahren stammende Bausubstanz zu erhalten.