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Dürener Hilfsaktion für Ukraine: Strenge Kontrollen zeugen von großer Sorge

Dürener Hilfsaktion für Ukraine : Strenge Kontrollen zeugen von großer Sorge

Die Ukraine hat sich während der Wochen des Kriegszustands verändert. Das berichtet der Dürener Gastronom Gerhard Suhr, der jetzt zum zweiten Mal eine große Hilfslieferung in das Land gebracht hat.

„Ich bin gerade der glücklichste Mensch der Welt“, sagte Gerhard Suhr in dem Moment, als ihn eine Nachricht aus der Ukraine erreichte. Genauer gesagt aus Stryj, der Dürener Partnerstadt in dem osteuropäischen Land. Die Nachricht lautete, dass der Lastwagen mit den Hilfsgütern aus Düren in Stryj angekommen ist. Am Karfreitag war der Lastwagen losgefahren, am Dienstagmittag war er da. Als eine Art Nachzügler des Konvois, den der Dürener Gastronom Suhr zum zweiten Mal für die Ukraine organisiert hatte.

Im Gegensatz zum ersten Teil des zweiten Konvois hatte der Lastwagen bewusst einen Umweg genommen, um die streng bewachten großen Grenzposten zu vermeiden, weil die Ladung da wohl sehr lange kontrolliert worden wäre. „Einige Lastwagenfahrer haben erzählt, dass sie seit einer Woche im Stau vor der Grenze stehen“, berichtete Suhr aus der fünf Kilometer langen Schlange vor der Grenze. Deswegen der kurvige und mühsame Umweg, der sogar durch die Karpaten führte.

Suhr saß am Steuer einer der drei Dreieinhalbtonner, die vor dem Lastwagen losgefahren waren. Jetzt berichtete er nach seiner Rückkehr am Ostersamstag, wie sich das Land nach dem russischen Überfall innerhalb eines Monats verändert hat. Ende März war der Dürener Gastronom schon einmal mit einem Hilfstransport nach Stryj gefahren. Das Land sei jetzt noch viel stärker abgeriegelt als im März.

Päckchen aufgerissen

Die Kontrollen, die er über sich habe ergehen lassen müssen, seien fast schon exzessiv gewesen. „Die Ukrainer haben Angst, dass mit den Hilfstransporten Dinge ins Land geschmuggelt werden, die den russischen Angreifern helfen“, berichtet Suhr. Sechsmal sei er kontrolliert worden, als der in die Ukraine wollte, dreimal von polnischen Grenzschützern, dreimal auf der ukrainischen Seite. „Sogar die Päckchen, in denen die Corona-Schnelltests waren, haben sie aufgerissen“, berichtete Suhr.

Die Hilfsgüter, die in Düren gesammelt werden, gehen an eine Schule in Stryj. Unterricht finde dort nicht mehr statt, berichtete Suhr. Die Schule sei zu einem zentralen Versorgungsplatz geworden, in dem Menschen auch untergebracht werden. Die Kantine ist zu einer Großküche geworden, die auch die Menschen der Umgebung mitversorgt. Außer Nahrung gibt es dort Kleidung. Dahin gehen alle Spenden, die Suhr und seine Helfer transportieren, unter anderem auch eine Spülmaschine für eine Großküche und mehrere Waschmaschinen.

„Auch die Schule ist mittlerweile streng bewacht. Da kommt man nicht mehr einfach rein.“ Das Militär kontrolliere jeden auf den Hauptstraßen, in den Nebenstraßen liege diese Aufgabe bei den Freiwilligenbataillonen. Ab 22 Uhr deutscher Zeit setzt zudem eine Ausgangssperre ein. „Ab dann ist einfach alles verboten“, sagte Suhr.

Luftalarm miterlebt

Kampfhandlungen oder russisches Militär habe er keine gesehen. Dafür viele Menschen vor den Grenzen, die mittlerweile auf dem Weg zurück in ihre Heimat seien. Viele davon Männer, die ihre Familien außer Landes gebracht haben und jetzt zurückkehren. Dreimal habe er einen Luftalarm miterlebt, Angriffe allerdings nicht. Die russischen Raketenangriffe auf Lwiw, wo Suhr sich mit seinen Ansprechpartnern aus Stryj getroffen habe, seien zwei Tage später geschehen. „Das hinterlässt ein sehr schlechtes Gefühl“, sagte der Dürener.

Aufgewogen werde das von der Dankbarkeit und der Freundlichkeit der Ukrainer, die er vor Ort erlebe. „Die Menschen versuchen, ein normales Leben zu führen. Trotz der Umstände.“ Deswegen überlegt Gerhard Suhr aktuell auch, im Mai einen weiteren Hilfskonvoi aufzustellen. Aktuell konzentriert er sich auf das Benefizkonzert „Ein Herz für Stryj“ in Düren, das am Samstag um 14 Uhr auf dem Kaiserplatz beginnt. Der Gastronom fungiert dabei als Organisator.