Düren : Sogar ein Interview mit Johnny Depp: Preisgekrönte Schülerzeitung
Düren Wer Markus Voth nach seinen Plänen für die Sommerferien fragt, der bekommt eine Gegenfrage als Antwort: „Privat oder für die Schülerzeitung?“ Privat schaut der 17-Jährige mal, was sich ergibt, und nimmt einige Termine als freier Mitarbeiter für diese Zeitung wahr. Für die Schülerzeitung „Altenteich“ des Stiftischen Gymnasiums wird er schon am Layout für die nächste Ausgabe arbeiten. Eine 60-seitige Ausgabe gab es in diesem Jahr bereits.
Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren wird es in nun anlässlich des Schulfestes im September eine zweite geben. Das Thema: „Die Welt im Wandel“. In der jüngsten Ausgabe ging es um „Die Welt der Bücher“, zuvor um „Mensch und Medien“ und „Zukunft“. Mit den hochwertig produzierten Ausgaben hat das zwölfköpfige Redaktionsteam schon mehrere Preise gewonnen — erst vor Kurzem den Preis der Rheinischen Sparkassen für die beste Schülerzeitung.
Mut zu kritischen Themen
Das sei bisher der nennenswerteste Preis gewesen, sagt Voth, weil NRW-weit mehr als 100 Schülerzeitungen ins Rennen gegangen waren. Die Jury lobte besonders den Mut der Nachwuchsredakteure, sich auch mit kritischen Themen auseinanderzusetzen, und nicht davor zurückzuschrecken, auch lange Texte in der Schülerzeitung abzudrucken. Kritisch sehen Voth und sein Kollege Julius Stockheim (15) aber auch einige Punkte: „Das ist Meckern auf hohem Niveau, aber wir sollten noch besser Korrekturlesen, damit weniger Rechtschreibfehler drin sind“, sagt Stockheim.
„Außerdem laufen wir Gefahr, mit den langen Texten ohne Bilder die jungen Leser zu verlieren.“ Damit meint er speziell die Fünftklässler. Die finden sich aber nicht nur in der Leserschaft, sondern auch in der Redaktion wieder. Die Nachwuchsjournalisten kommen von der Unter- bis zur Oberstufe aus allen Jahrgängen. Da gebe es durchaus konstruktive Meinungsverschiedenheiten, aber „wir sind ein gutes Team“, meint Stockheim.
Das einzige erwachsene Gesicht in der Runde ist das von Lehrer Matthias Lochner. Er gründete 2014 eine Journalismus-AG am Stiftischen Gymnasium und hauchte ein Jahr später der „Altenteich“ mit einigen Interessierten neues Leben ein. Dabei hat Lochner offiziell den Titel „Berater“.
Als Markus Voth und Julius Stockheim dessen Aufgaben beschreiben, fällt auch das Stichwort „Management“. Die wöchentlichen Treffen, montags in der siebten Stunde, organisiert zum Beispiel der Lehrer, er ist immer ansprechbar, wenn die Schüler Tipps bei der Themensuche, dem Schreiben oder der Recherche brauchen. „Herr Lochner ist Teil des Teams“, sagt Voth und Stockheim ergänzt: „Ohne ihn würden wir es nicht schaffen.“
Jetzt schafft es die „Altenteich“-Redaktion schon seit drei Ausgaben, die Zeitung regelmäßig erscheinen zu lassen. Seit 2010/11 war die Redaktion verwaist, erst durch den Neustart von Lochner und der neuen Redaktion kam wieder Leben in die Schülerzeitung. Sowohl inhaltlich als auch vom Erscheinungsbild haben sie das Blatt erneuert, einzig der Titel „Altenteich“ ist geblieben.
Ideen für die Zukunft gibt es schon einige: Die 2000 Euro, die die Redaktion beim jüngsten Wettbewerb gewonnen hat, gehen in ein Medienzentrum. Die Schüler wünschen sich leistungsstarke Computer für das Layout sowie die Bearbeitung von Bildern und Videos. Letzteres gehört auch zu den Zukunftsplänen: Die Schüler stellen sich vor, neben den Texten sogenannte QR-Codes in der Printausgabe abzudrucken. Wer diese mit dem Smartphone einscannt, gelangt online direkt zu einem zum Text passenden Video. Voth: „Das ist ein Bereich, den wir noch ausbauen wollen.“
Für die kommende Ausgabe, an der Voth schon layoutet, hat Julius Stockheim mit Hilfe seines Vaters ein paar namhafte Interviewpartner gewinnen können. Wahrscheinlich im September wird dann in der „Altenteich“ von seinen Gesprächen mit Christian Wulff, Harald Schmidt und Johnny Depp zu lesen sein. „Ja, der echte Johnny Depp“, fügt Stockheim noch grinsend an.
Neben diesen Persönlichkeiten wollen sie den Fokus aber auf das Titelthema legen und den Wandel in Politik, Wirtschaft und Arbeitswelt beleuchten. „Wir wollen uns mit aktuellen Themen auseinandersetzen, nicht nur mit schulinternen“, sagt Voth. Nicht nur schulintern dürften seiner Ansicht nach auch die Leser der 2,50 Euro kostenden Ausgabe sein. Voth: „Wir hätten gern auch auswärtige Leser.“ Und Stockheim ergänzt: „Ja, es wäre cool, wenn das nicht nur auf die Schule begrenzt wäre.“