Wasserversorgung bis 2027 : So soll es der Papierindustrie im Kreis Düren ergehen
Kreis Düren/Düsseldorf Die Zukunft vieler Arbeitsplätze im Kreis Düren war Thema in Düsseldorf. Fachpolitiker hatten im Landtag über die Wasserversorgung der Industrie an der Rur zu entscheiden. Arbeitnehmervertreter verfolgten die Sitzung zunächst mit Sorgen.
Der NRW-Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz musste am Donnerstag für sechs Jahre unter anderem festlegen, wie viel Wasser aus verschiedenen Fließgewässern entnommen werden darf. Das wird im Bewirtschaftungsplan 2022 bis 2027 für die nordrhein-westfälischen Anteile von Rhein, Weser, Ems und Maas festgeschrieben. Unmittelbar betroffen ist davon auch die Rur.
Der Bewirtschaftungsplan wird zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie alle fünf Jahre erneuert. Gerade für Stadt und Kreis Düren, zu deren DNA besonders die Papierindustrie mit fast 10.000 Arbeitsplätzen so essenziell gehört wie zu kaum einer anderen Region in Deutschland, ist die Sicherstellung der Wasserversorgung der Wirtschaft von immenser Bedeutung. Das sahen am Donnerstag die Ausschussmitglieder in Düsseldorf ganz ähnlich. Die Landespolitiker berücksichtigten in ihrer Entscheidung ein Gutachten von Professor Holger Schüttrumpf, Leiter des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen.
Das Gutachten „Ermittlung des Wasserbedarfs von Industrieunternehmen und Kommunen entlang der Kall und der Rur aus natürlichen Wasservorkommen im Bereich von Zerkall bis Linnich“ bietet aus Sicht der Umweltpolitiker die Grundlage für eine zukunftsfähige Regelung des Bewirtschaftungsplanes. In dem Gutachten werden die Wassermengen dargestellt, die die Industrieunternehmen und Kommunen jetzt und perspektivisch benötigen. Gleichzeitig betonten die Ausschussmitglieder in der Landeshauptstadt, dass die Situation des Kreises Düren als besonders vom Strukturwandel betroffene Region unbedingt berücksichtigt werden müsse.
Der am 1. Dezember verabschiedete Bewirtschaftungsplan, der bis Ende Dezember an die Europäische Union übermittelt wird, bietet den Unternehmen eine Verbesserung ihrer Planungssicherheit.
Im Vorfeld der Sitzung hat es bei den betroffenen Betrieben entlang der Rur und auch deren Betriebsräten große Sorgen gegeben, dass der nordrhein-westfälische Umweltausschuss sich anders positionieren könnte – aus ökologischen Gründen, beispielsweise, weil die Rur als Zielartengewässer für den Wanderfisch Lachs gilt. Das ist nun nicht geschehen. Dazu heißt es wörtlich in dem neuen Bewirtschaftungsplan: „Für die Zielartenkulisse der Rur und ihrer Zuflüsse wird die Wiederansiedlung des Lachses unter Berücksichtigung der besonderen Erfordernisse des Strukturwandels in der Region (Folgen des zeitnahen Endes des Braunkohletagebaus) umgesetzt. Die Region im Kreis Düren ist von einer Industrietradition geprägt, die auf der Verfügbarkeit von Wasser aus Oberflächengewässern in ausreichender Menge und Qualität fußt. Diese Bedarfe finden besondere Berücksichtigung in Zusammenhang mit Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit und der Ökologie der Zielartengewässerkulisse.“
Die Kreis-Dürener Landtagsabgeordneten Dr. Patricia Peill (Nörvenich) und Dr. Ralf Nolten (Kreuzau/beide CDU) hatten sich dafür eingesetzt, dass die Papierindustrie im Kreis infolge des neuen Planung nicht benachteiligt wird. Peill erklärt: „Wir sind so stark vom Strukturwandel betroffen wie kaum eine andere Region in NRW und nur sehr wenige in der ganzen Republik. Da ist es sehr wichtig, dass wir dieses Signal für unsere heimische Industrie gesetzt haben.“
Wie groß die Sorge bei den Unternehmen vor der Entscheidung des Umweltausschusses war, wurde auch daran deutlich, dass Ulrich Titz, Vorsitzender des DGB-Kreisvorstandes Düren-Jülich und der Ortsgruppe Düren der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie, mit zwei Betriebsratsvorsitzenden (mehr waren aufgrund der Pandemie nicht zugelassen) im Landtag an der Sitzung teilnahm.
Matthias Simon, Geschäftsführer der Kanzan Spezialpapiere GmbH aus Düren und Vorsitzender des Vereins Industrie, Wasser, Umweltschutz, würdigte den besonderen Schulterschluss aller Akteure für den Erhalt der Firmen und der Arbeitsplätze – von der Stadt über den Kreis bis zu Gewerkschaften und Abgeordneten.
Wassergüte und Wehrumbau
Der Kreuzauer Landtagsabgeordnete Ralf Nolten freute sich über den „ausgewogenen Kompromiss“, der im Bewirtschaftungsplan gefunden werde. Einerseits würden Arbeitsplätze gesichert, andererseits die Wiederansiedlung des Lachses in der Rur gefördert. Der Plan schreibe nämlich auch Maßnahmen fest, die die Wassergüte weiter verbessern. Eine Arbeitsgruppe des Wasserverbandes Eifel-Rur habe außerdem die Forderung aufgestellt, dass von Landesseite beträchtliche Fördergelder notwendig seien, um die Wehre in der Rur umzubauen. Sie sind die wohl größten Hindernisse für den Wanderfisch.