Jubiläum des bilingualen Zweigs : Seit 50 Jahren spricht man am Burgau-Gymnasium Französisch in Geschichte
Düren Seit 50 Jahren besteht der bilinguale Zweig am Burgau-Gymnasium in Düren, bestimmte Fächer werden also in Französisch unterrichtet. Dabei geht es um mehr, als nur um Spracherwerb.
Internationalität wird am Burgau-Gymnasium gelebt. Auch mit dem bilingualen Zweig. Darin ist die Schule sogar Pionier. Als in Düren vor genau fünf Jahrzehnten damit begonnen wurde, bestimmte Fächer in Französisch zu unterrichten, bestanden in Nordrhein-Westfalen lediglich fünf Gymnasien mit gleichem Angebot.
Inzwischen ist die Mehrsprachigkeit Routine an der Schule, im Jahr 1972 war dies noch nicht der Fall. Die Einführung des bilingualen Zweigs ist eng verknüpft mit dem ehemaligen Schulleiter Nando Mäsch. Im Zuge der europäischen Vereinigung und der zunehmenden Verbundenheit zu Frankreich war es ihm eine Herzensangelegenheit, Sprachbarrieren abzubauen und die Kultur kennenzulernen. Seine Tochter Martina Mäsch-Donike arbeitet heute als Französischlehrerin an der Schule: „Ziel ist es eben nicht, nur die Sprache zu vermitteln, sondern auch die andere Sicht zu entdecken und den eigenen Horizont zu erweitern“, sagt sie.
Zu Beginn übernahmen jedoch keine Lehrpersonen aus Deutschland den bilingualen Unterricht, sondern belgische Lehrer, die am Athénée Royal in Düren unterrichteten. Ein Lehrplan bestand nämlich noch nicht. Dies wurde Anfang der 80er Jahre nachgeholt, als Arbeitsgruppen, zu der Dr. Helga Meusemann, Lehrerin am Burgau-Gymnasium, gehörte, Empfehlungen für die bilingualen Fächer entwickelten.
Der theoretische Unterricht wird kombiniert mit regelmäßigen Schüleraustauschprogrammen, die zunächst nach Lyon und später nach Marseille führten. Inzwischen besteht eine enge Verbindung zu St. Amand-les-Eaux in der Nähe von Dürens Partnerstadt Valenciennes. Bis zu drei Mal in ihrer Gymnasiallaufbahn haben Burgau-Schüler Gelegenheit, an einem Austausch teilzunehmen und eine Woche bei einer französischen Gastfamilie zu verbringen. „Dadurch sind Freundschaften entstanden, die bis ins Erwachsenenalter Bestand haben“, berichtet Meusemann, die bis zum Jahr 2016 den bilingualen Zug geleitet hat.
Dies bestätigt Charlotte Schönau, die aktuell als Schülerin die Q1 besucht: „Ich habe bei meinem Austausch sogar auf Französisch gedacht – ich kam einfach nicht mehr davon los.“ Die Sprache soll ihr auch auf ihrem weiteren Lebensweg helfen, denn sie plant, angewandte Geographie zu studieren und ein Semester im Ausland zu verbringen. Mehrsprachigkeit gehört auch für Julia Geiger aus der Q1 zum Alltag, stammt ihre Mutter doch aus der Ukraine: „Anfangs ist mir das Französische schwer gefallen, aber im Erdkundeunterricht ging es immer leichter.“
Dem Gedanken, dass andere Fremdsprachen leiden könnten, widerspricht Martina Mäsch-Donike vehement: „Wir nehmen auch an Lernstandserhebungen zum Beispiel in Englisch teil.“ Im Ergebnis schnitten bilingual unterrichtete Schüler nicht schlechter ab als die anderen.
Grundsätzlich findet der französische Unterricht in Erdkunde, Politik und Geschichte statt. Zwar richtet man sich darin nach dem deutschen Lehrplan, kann jedoch Originalquellen nutzen – zum Beispiel beim Thema französische Revolution oder anderen historischen Ereignissen. „Dadurch können die Schüler auch eine andere Perspektive auf das Geschehnis einnehmen“, sagt Geschichtslehrer Dennis Fender. Für manche Formulierungen gebe es keine Eins-zu-Eins-Übersetzung.
Mit einer Zusatzprüfung, der „AbiBac“-Prüfung, kann man am Burgau-Gymnasium auch das französische Abitur und die Zulassung für eine französische Hochschule erreichen. Für die beiden Sechstklässler Matti Hauck und Benjamin Scherenlo sind bis dahin noch einige Vokabeln zu lernen. Sie zählen zu den etwa 140 bilingualen Schülern in der Sekundarstufe I. „Wenn man die Sprache lernen will, dann schafft man das auch“, meint Hauck, dessen Eltern regelmäßig mit ihm die Ferien in Frankreich verbringen. Sein Klassenkamerad Scherenlo wollte die Sprache „einfach mal ausprobieren“ und sie habe ihm gut gefallen.
Das Burgau-Gymnasium erfüllt seit fünf Jahrzehnten die erst im März 2002 vom Europäischen Rat beschlossene Förderung der Mehrsprachigkeit: Jeder EU-Bürger sollte mindestens drei Sprachen können. Eigentlich hätte das Burgau-Gymnasium das bilinguale Jubiläum schon gefeiert. Doch die Veranstaltung musste aufgrund der Unwetterwarnung abgesagt werden. Nach den Sommerferien soll sie nachgeholt werden.