Schauspielerei : Unterricht der ganz anderen Art
Düren „Wenn man sich ein Vorbild für die Schauspielerei nehmen möchte, dann sollte man am besten in einem Dokumentarfilm suchen“, sagt Neele Marie Nickel. „Denn das Wichtigste ist, dass man sich nicht beim Schauspielern erwischen lässt.“
Die 18-jährige Schauspielerin stelle diese Kunst bereits in jungen Jahren unter Beweis. Für den 2012 erschienen Film „Fünf Freunde“ stand sie zum ersten Mal vor der Kamera und hat seitdem in insgesamt fünf weiteren Filmen mitgespielt.
Diese Erfahrungen gab die Oberstufenschülerin am Sonntag in einer „Masterclass“ – das ist eine in künstlerischen Fächern beliebte Seminarform mit einem Experten des Fachs - im Komm-Zentrum Düren an junge Nachwuchskünstler weiter. Die Aktion war Teil des „Off Beat Projects“, einem großen Musiktheaterprojekt gefördert vom Land NRW und der EU sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Rhein-Erft, an dem insgesamt 70 Kinder und Jugendliche aller Altersklassen teilnehmen.
Auf den Altersschnitt von 13,1 Jahren ist Achim Sondermann, Projektleiter von Off Beat Culture, besonders stolz: „Wir freuen uns, dass wir auch die älteren Jugendlichen für unser Projekt begeistern können und so eine bunt gemischte Truppe sind.“ Ziel ist eine gemeinsame Aufführung mit dem Titel „The Local Hero“ („Der heimische Held“), die am 9. Juli 2019 Premiere feiern wird.
In mehreren Castings vor prominenter Jury, unter anderem im „Lumen“ in Düren, konnten sich die Jugendlichen für das Projekt vorstellen. Dabei durften sie präsentieren, worauf sie Lust hatten. In der Gruppe sind also unter anderem Sänger, Tänzer, Schauspieler und Beatboxer, aber auch Techniker und Programmierer für die Arbeit hinter der Bühne. In regelmäßigen Workshops mit Coaches für jeden Bereich arbeiten sie seit Oktober vergangenen Jahres an ihren Fähigkeiten.
Die „Masterclass“ ist die erste von dreien, die in Kleingruppen von circa 30 Teilnehmern mit einem Meister des jeweiligen Fachs – Schauspiel, Musik und Tanz – abgehalten wird. Dass Neele Marie Nickel mit dabei ist, freut viele Jugendliche besonders, da sie ihre Filme selbst gesehen haben und im selben Alter sind:„Ich fand es sehr interessant“, sagte die 15-jährige Svenja nach der Fragerunde, die den ersten Teil der „Masterclass“ darstellte. „Man sieht ja schon mal ‚Behind the Scenes‘-Reportagen, aber so ist das doch etwas ganz anderes. Außerdem ist sie nur ein bisschen älter als wir. Wenn jetzt Til Schweiger hier sitzen würde, wäre das nicht so persönlich.“ Auch die 13-jährige Lisa fand den Vortrag spannend, für sie wäre eine Schauspielkarriere aber nichts: „Das wäre mir viel zu stressig!“
In einigen praktischen Übungen zeigte Neele Marie Nickel im zweiten Teil dann vor allem den Unterschied zwischen Theater- und Filmschauspielerei. Während man auf der Bühne große Gesten und starke Mimik braucht, um auch den letzten Zuschauer zu erreichen, sitzt beim Film die Kamera oft quasi im Gesicht. Bei einer Nahaufnahme reichen da schon kleinste Ausdrücke mit Augen und Mund.
Anhand einer Textzeile aus dem projekteigenen Stück, für das die Jugendlichen Anfang des Jahres ihre Rollen bekommen haben, zeigte sie den Unterschied und alle konnten mitmachen. Einige Übungen später war die Hälfte der Jugendlichen theatralisch gestorben – natürlich nur schauspielerisch – und hatte sich an Mimik und Gestik in unterschiedlicher Intensität ausprobiert. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so einen großen Unterschied macht, ob man beim Theater oder beim Film spielt“, sagte die 15-jährige Yasmin.
Auch nach dem praktischen Teil hatten die Jugendlichen noch Zeit Fragen zu stellen, ob nun über den Film-Hund, die Reisen oder die Schule. Neele Marie Nickels Tipp für alle angehenden Schauspieler – wie sie selbst zugibt etwas kitschig: „Glaubt an euch und überzeugt alle, die das nicht tun, vom Gegenteil.“