Hochwasserschutz im Kreis Düren : Rückhaltebecken und Renaturierung als Schutz vor Wassermassen
Kreis Düren Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) will Millionen in den Hochwasserschutz investieren. Wir stellen die Projekte im Kreis Düren vor.
Das Hochwasser im vergangenen Jahr, aber auch die immer häufiger auftretenden lokalen Starkregenereignisse, die Rinnsale oder ansonsten trockene Gewässerläufe gefährlich anschwellen lassen, haben den Hochwasserschutz beim Wasserverband Eifel-Rur (WVER) stärker in den Fokus gerückt. Entstanden ist ein Maßnahmenpaket, das immer weiterentwickelt wird, aktuell aber 19 Projekte zur Renaturierung von Gewässern oder baulichem Hochwasserschutz umfasst. Mehr als 20 Millionen Euro wird der Wasserverband in den kommenden Jahren im Kreis Düren investieren – in der Städteregion Aachen und dem Kreis Heinsberg kommen viele weitere Millionen hinzu.
Dabei gilt es, die Vielzahl an Maßnahmen entsprechend ihrer Priorität abzuarbeiten, so hat eine Maßnahme an einem Ort ohne Hochwasserschutz Vorrang gegenüber der Optimierung eines vorhandenen Schutzes. Darüber hinaus ist es vom Aufwand der Planungen und Genehmigungsprozesse sowie von Eigentumsverhältnissen und der Zusage für Fördermittel abhängig, wann und wie schnell Projekte umgesetzt werden können. Viele Projektskizzen stehen nicht erst seit vergangenem Jahr in den Ordnern. Auch der Aufwand der Projekte unterscheidet sich erheblich: Während am Rand von Kreuzau drei neue Regenrückhaltebecken errichtet werden sollen und in Düren ein einbetonierter Bach mitten in der Stadt mehr Platz bekommen soll, reicht es anderenorts, größere Durchlässe zu schaffen, damit Wasser ungehindert abfließen kann. Während manche Projekte schon sehr konkret sind, stehen andere erst ganz am Anfang.
Gürzenicher Bach
Fangen wir mit dem wohl spektakulärsten Projekt an, das für den Dürener Stadtteil Gürzenich auch städtebauliche Auswirkungen hat, und mit umfangreichen Baumaßnahmen und längerer Bauzeit verbunden ist: Der Gürzenicher Bach, der auch im Juli 2021 überlief und vor allem im Bereich der Schillingsstraße für vollgelaufene Keller sorgte. Der Bach soll teilweise renaturiert werden, um ihn leistungsfähiger zu machen, außerdem müssen im Bereich des unterirdischen Verlaufs größere Rohre gebaut werden.
Drover Bach
Ebenfalls umfangreich sind die Hochwasserschutzmaßnahmen für die Gemeinde Kreuzau im Bereich des Drover Baches, der in der Vergangenheit schon mehrfach Hochwasser geführt hat. In Boich, Thum und Kreuzau sollen drei neue Hochwasserrückhaltebecken errichtet werden, so dass insgesamt fünf Rückhaltebecken das Wasser des Drover Baches aufstauen. „Wir sprechen hier von einer 6,5-fachen Volumenvergrößerung“, erklärt Projektingenieur Christophe Croisier. Statt 28.400 Kubikmetern Wasser könnten künftig 183.000 Kubikmeter aufgehalten und die Orte damit besser geschützt werden. Der Bau des größten Rückhaltebeckens in Kreuzau könnte bis 2024 beginnen.
Rinnebach
Weitere Baustelle des WVER in der Gemeinde Kreuzau ist der Rinnebach, der in Obermaubach auch im vergangenen Jahr Schäden verursacht hat. Laut Croisier sind zwei zu kleine Durchlässe dort Kern des Problems: Das Wasser passt nicht hindurch und sucht sich seinen Weg über die Straße. „Wir werden die Durchlässe vergrößern und statt runder Kanalprofile eckige einbauen, so dass die Durchlässe leistungsstärker werden“, erklärt Croisier.
Birgeler Bach
Im Bereich des Birgeler Baches bei Gey steht die Volumenvergrößerung eines Regenrückhaltebeckens an. „Das ist ein Beispiel für eine Maßnahme, wie wir mit relativ kleinen Veränderungen einen bestehenden Schutz verbessern können“, erklärt WVER-Gebietsingenieurin Maria Landvogt.
Laacher Graben
Ein eher unbekanntes Gewässer ist der Laacher Graben in Derichsweiler, ein meist trockener Graben, der grob gesagt in Richtung Badesee führt. Dort steht aber nicht unmittelbar eine Maßnahme an: Dort soll auf lange Frist allerdings geprüft werden, ob die hydraulische Leistungsfähigkeit reicht, ob er also das Wasser, das kommen könnte, aufnehmen kann.
Meroder Bach
Mit Blick auf den Meroder Bach ist ein Konzept in Arbeit, in dem das Einzugsgebiet des Gewässers und des Schlichbaches im Fokus steht, um langfristig zu untersuchen, welche Maßnahmen zum Schutz von Merode und D’horn sinnvoll sein könnten.
Wehebach
Ähnlich ist die Lage in Luchem, wo der WVER mit Blick auf den Wehebach, der über die Inde in die Rur mündet, Gespräche führen will, „wo Handlungsbedarf besteht und welche Maßnahmen entwickelt werden können“, wie Dr. Antje Goedeking erklärt.

Frenzer Fließ
Der Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens bei Frenz ist Teil des Masterplans für Inde und Vicht. Das Frenzer Fließ führt in Trockenperioden zumeist kein Wasser. Wegen des leicht abschüssigen Geländes kann das an sich unscheinbare Fließ bei starken Regenfällen jedoch eine stark ausgeprägte Wasserführung besitzen, die im Unterlauf für Probleme sorgt. Somit muss eine Rückhaltung des Fließes erfolgen, damit die Frenzer Burg sowie die Ortslage Inden besser geschützt werden. Die Rückhaltung erfolgt, indem ein Acker am Rande des Frenzer Fließes zu einem Hochwasserrückhaltebecken eingedeicht und im Fall starker Wasserführung eingestaut wird. Die Maßnahme soll in den nächsten drei bis zehn Jahren umgesetzt werden.
Inde
Ebenfalls Teil dieses Masterplanes ist die hydraulische Prüfung des Indedeiches bei Lamersdorf. „Dort prüfen wir, ob wir dem Fluss am besten mehr Raum geben, indem wir den Deich zurückverlegen, was auch ökologische Aspekte hat. Alternativ könnten wir den Deich erhöhen, um die Leistungsfähigkeit zu steigern“, erklärt Landvogt. In ein bis drei Jahren soll diese Maßnahme umgesetzt sein.
Merzbach
In Linnich-Welz steht die Renaturierung des Merzbaches an, für die der WVER auch schon Flächen erworben hat. Mit einer Renaturierung wird ökologischen Aspekten Rechnung getragen, gleichzeitig wird dem Gewässer so mehr Raum zur Ausbreitung geboten.
Rurdorfer Wehr
Der Malefinkbach fließt von Titz nach Tetz, dann parallel zur Rur, in die er hinter Linnich mündet. Seinen Namen hat der Bach in der Regel gar nicht verdient, weil er oftmals gar kein Wasser führt. „Wenn es aber doch mal zu viel regnet, kann sich das zwischen Titz und Tetz ändern“, erklärt Dr. Antje Goedeking, die den Unternehmensbereich Gewässer leitet. Daher richte der WVER den Blick auch dorthin, um zu prüfen, ob es sinnvolle Hochwasserschutzmaßnahmen in diesem Bereich gibt.
Trockengewässer bei Broich
In Jülich-Broich haben drei kleine Gewässer, die ebenfalls meistens gar kein Wasser führen, bei Starkregenereignissen schon zu Problemen geführt, wenn sich in drei kleinen Gräben das Wasser sammelt, die Rurtalbahn kreuzt und letztlich in eine Verrohrung fließt, die das Wasser in die Rur bringt, in Extremfällen dafür aber keine ausreichende Kapazität hat. Der Plan des WVER: Die kleinen Gewässer sollen oberhalb von Broich zusammengeführt werden und in einem leistungsstarken Rohr unterirdisch durch Broich fließen. Derzeit werden Gespräche für den notwendigen Grunderwerb geführt.
Krauthausen-Jülicher-Mühlenteich
Der Krauthausen-Jülicher-Mühlenteich wird in Niederzier-Selhausen abgeschlagen, fließt durch Jülich-Altenburg und dann über den Ellebach in die Rur. Im Bereich Altenburg rückt der WVER den Hochwasserschutzdamm in den Fokus und plant dessen Neubau, damit dieser das Wasser des Mühlenteiches weiterhin sicher führen kann.
Ellebach
Auch den Ellebach in der Gemeinde Niederzier hat der WVER im Blick und will ihn in Zusammenarbeit mit der Gemeinde genau in den Fokus rücken, um zu schauen, wo gegebenenfalls Hochwasserschutzmaßnahmen nötig sind und welche dies sein können.
Rur im Bereich Merken/Huchem-Stammeln
Im Bereich Merken/Huchem-Stammeln soll die Rur in einem 1,1 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem „Merkener Steg“ und der Einmündung des „Langen Grabens“ im Bereich Huchem-Stammeln umgestaltet werden. Der Lauf des Flusses soll durch Verschleifungen, also entgradigtem, mäandrierendem Verlauf, um 300 Meter verlängert werden. Dies ermöglicht den Abriss des sogenannten „Köttenicher Wehres“, das ein Wanderungshindernis für Gewässerlebewesen darstellt. Das Rurbett soll aufgeweitet, Schotterbänke sollen angelegt werden. Durch die Maßnahme soll ein sogenannter „Strahlursprung“ entstehen, das heißt die verbesserte Ökologie hat dann positive Auswirkungen in der Rur auf den oberen, aber vor allen Dingen unteren Bereich des Flusses, da sich Gewässerlebewesen, die im renaturierten Flussbereich eine neue Heimat finden, nach oberhalb, aber vor allen Dingen auch nach unterhalb bewegen können.
Lendersdorfer Mühlenteich
Der Lendersdorfer Mühlenteich wird bereits in Kreuzau nahe dem Hoesch Design-Gelände abgeschlagen und fließt in Merken wieder in die Rur. Bisher ist es hier nicht zu Problemen gekommen, mittel- bis langfristig soll der Deich des Mühlenteiches bei Merken aber genau untersucht und seine erforderliche Höhe überprüft werden.
Dürener Mühlenteich
Im Bereich des Dürener Mühlenteiches, der in Birkesdorf wieder in die Rur fließt, ist es vor einigen Jahren bei Regen – der Mühlenteich wird für die Straßenentwässerung genutzt – mal zu Problemen im Stadtteil Birkesdorf, wo ein Zuviel an Wasser eigentlich in die Rur geleitet werden soll. Der WVER will prüfen, ob der Mühlenteich entlastet werden kann, in dem ein Teil des Wassers früher wieder in die Rur eingeleitet werden kann. Dafür ist eine Machbarkeitsstudie angedacht, in deren Rahmen genaue Berechnungen der Wassermengen notwendig sind.