Volleyball-Halbfinale : Powervolleys hoffen auf volle Fan-Unterstützung
Interview Düren Nach mehr als zwei Jahren ist das heutige Halbfinalspiel der SWD Powervolleys gegen den VfB Friedrichshafen die erste Partie seit mehr als zwei Jahren ohne Corona-Beschränkungen. Wie groß wird der Fan-Faktor?
Heute könnte der letzte Ritt der SWD Powervolleys Düren in der laufenden Bundesliga-Saison anstehen. Im Halbfinale um die deutsche Volleyball-Meisterschaft muss das Team sein Heimspiel gegen den VfB Friedrichshafen am Mittwoch ab 19 Uhr gewinnen, um das Aus zu verhindern. Im Interview ziehen Geschäftsführer Benjamin Kaulen und Erich Peterhoff, Hauptsponsor sowie Mitglied des Aufsichtsrats der Bundesliga, eine erste Bilanz.
Wie blicken Sie auf das Spiel am Mittwochabend? Wenn Düren zum dritten Mal verliert, ist die Saison vorbei.
Benjamin Kaulen: Es ist natürlich nicht egal, wie das Spiel ausgeht. Das ist eine K.-o.-Situation: Gewinnen oder Saisonende. Aber wir werden nicht hingehen und eine bis dahin erfolgreiche Saison an den drei letzten Spielen messen, falls wir ausscheiden.
Erich Peterhoff: Klar haben wir die Hoffnung, dass wir endlich mal wieder den Sprung in das Finale schaffen. Wir sind als Zweiter in die Playoffs gestartet und haben bis dahin überzeugt. Aber man muss auch sehen, dass Corona die Saison aller Teams beeinflusst hat. Friedrichshafen war auch unter der Saison betroffen, wir leider im März mit dem gesamten Team. Das hat uns etwas Niveau gekostet. Trotzdem waren die zwei Halbfinalspiele auf des Messers Schneide. Wenn wir das dritte Spiel gewinnen, dann ist wieder alles möglich. Außerdem muss ich zugeben, dass ich als Vertreter der Bundesliga keine Lust habe, den Spielern des eigenen Teams heute die Bronzemedaillen um den Hals zu hängen, weil sie ausgeschieden sind.
Wäre der erste Finaleinzug seit 2007 nicht der nächste logische Schritt?
Kaulen: Wir haben uns immer Schritt für Schritt verbessert. Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir unsere Altschulden endgültig abgebaut haben. Wichtig ist, dass wir uns sportlich und organisatorisch immer weiter verbessern. Wenn das Team da jetzt zusätzlich noch Erfolge draufsetzt, die über unsere gesteckten Ziele hinausgehen, dann haben wir natürlich nichts dagegen. Unser Ziel war das Halbfinale, das haben wir erreicht.
Peterhoff: Sollte es mit dem Finale doch noch klappen, dann haben wir uns sportlich für die Champions League qualifiziert. Um das umzusetzen, bräuchten wir noch mehr Unterstützung, um unsere Region in Europa zu vertreten.
Wie blicken Sie auf die bisherige Saison zurück, die zweite, die von der Corona-Pandemie massiv beeinflusst wurde?
Peterhoff: Wir spielen wieder eine erfolgreiche Corona-Saison. Vor den Playoffs lagen wir auf dem zweiten Platz. Uns gelingt es, junge Spieler zu integrieren; unsere Trainer machen da einen sehr guten Job. Das erhöht unser Ansehen als Standort, der Wert legt auf junge Spieler. Das sehen auch die Spieler und ihre Berater.
Kaulen: Ich muss da nur ins erste Halbfinalspiel zurückblicken. Da haben wir mit fünf Spielern, die jünger als 23 Jahre sind, fast noch die Wende geschafft gegen einen VfB Friedrichshafen, der fast nur international sehr erfahrene Spieler aufbietet.
Sieben Spieler aus dem aktuellen Kader haben ihren Vertrag für die nächste Saison bereits verlängert. Wie geht das weiter?
Kaulen: Wir sind ziemlich weit. Wir setzen auf Konstanz und wollen einen Großteil des Kaders zurückbringen. Und wir wollen den Mix aus talentierten und routinierten Spielern beibehalten.
Peterhoff: Natürlich müssen wir den Generationswechsel im Team behutsam weiterführen. Mit den Vertragsverlängerungen für Tobias Brand, Erik Röhrs und Marcin Ernastowicz haben wir drei junge, sehr begehrte Spieler weiter an uns gebunden. Mit Filip John, Eric Burggräf und Ivan Batanov waren drei hoch talentierte Spieler schon vorher fix. Das ist auch ein Signal an unsere Sponsoren. Sie sehen, dass sich solche Spieler entscheiden zu bleiben und sich weiterzuentwickeln.
Jetzt geht die zweite Corona-Saison zu Ende. Wie sind die Powervolleys da finanziell durchgekommen?
Kaulen: Es ist klar, dass wir wieder weniger Zuschauereinnahmen hatten, als wenn es dieses Virus nicht gäbe. Wir kommen ganz gut da durch, weil alle Sponsoren zu uns stehen. Trotzdem war das schade für Sponsoren und Fans, dass weniger Zuschauer zugelassen waren. Der Spagat, den wir jetzt machen müssen, ist schwierig. Wir haben ein starkes Sponsorennetzwerk, das zu uns steht. Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, müssen wir unseren Etat steigern. Ab jetzt wollen wir uns erstmals noch auf das Sportliche konzentrieren.
Peterhoff: Um so besser ist es, dass wir jedes Spiel im Livestream im Bounce House professionell präsentieren konnten. Da müssen wir uns bei den Leuten bedanken, die uns ehrenamtlich und mit viel Engagement helfen, dieses Produkt professionell zu produzieren. Für die Sponsoren ist das auch gut. Unser erstes Halbfinale in der vergangenen Woche haben 30.000 Zuschauer verfolgt. Auf der anderen Seite ist es auch ein zweischneidiges Schwert: Statt in die Halle zu kommen, können sich die Fans zu Hause kostenlos einen professionell produzierten Livestream anschauen. Trotzdem hilft uns dieser neue Kanal sehr weiter.
Das dritte Halbfinale heute ist das erste nach mehr als zwei Jahren Corona, das ohne Einschränkungen stattfindet. Worauf freuen Sie sich?
Kaulen: Erst mal für unser Organisationsteam, vor allem unsere Team-Managerin Annika Bläser. Das Team musste einen viel höheren Aufwand betreiben, um trotzdem weniger Zuschauer in die Halle lassen zu können. Gefühlt gab es jede Woche neue Regelungen. Da hat niemand auf die Uhr geschaut, weil der Aufwand größer war. Das fällt jetzt hoffentlich weg und wir können ein Spiel erleben, wie es vor Corona war.
Peterhoff: Ich bin mal gespannt, wie sich das auf die Zuschauerzahl auswirkt. Ich habe den Eindruck, dass die Vorbehalte nach so einer langen Pandemie-Zeit immer noch groß sind. Vor Corona wäre eine solche Partie wohl ausverkauft gewesen. Vielleicht dauert das jetzt noch ein bisschen. Für unsere Spieler macht das aber einen Unterschied. Das haben sie nach der Partie in der vergangenen Woche erzählt. Wir haben zwar leider 2:3 verloren. Aber die Spieler sagten, dass sie auch dank der Emotionen und der lautstarken Unterstützung der Zuschauer den großen Rückstand im zweiten Satz aufholen konnten. Heute, erstmals wieder ohne Maske, kommt da vielleicht noch ein bisschen mehr. Wir sind guter Dinge.