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Erfolgreiche Kooperation: Nitratbelastung im Dürener Grundwasser sinkt seit Jahren

Erfolgreiche Kooperation : Nitratbelastung im Dürener Grundwasser sinkt seit Jahren

Die Nitratbelastung des Grund- und damit Trinkwassers ist ein Dauerthema vieler Umweltverbände. Eine Ursache: die Stickstoffdüngung der Ackerböden. Im Kreis Düren kooperieren Wasserwerke und Landwirte seit Jahren. Mit Erfolg.

Am Mittwoch ist Weltwassertag, diesmal im Fokus: das Grundwasser. Und wenn von Grundwasser die Rede ist, wird nicht selten in einem Atemzug von der landwirtschaftlich beim Düngen verursachten Nitratbelastung gesprochen. Von der Stickstoffverbindung selbst geht zwar keine große Gefahr aus. Im menschlichen Körper aber kann Nitrat von Bakterien zu Nitrit umgewandelt werden, das die roten Blutkörperchen so verändert, dass sie keinen Sauerstoff mehr transportieren können. Deshalb darf ein Liter Grundwasser maximal 50 Milligramm Nitrat enthalten.

Längst nicht überall wird dieser Grenzwert eingehalten, auch nicht im Kreis Düren. Im Wasserwerk Ellen zum Beispiel, aus dem rund 20 Prozent des Dürener Trinkwassers gefördert werden, bevor es dann am Annakirmesplatz mit anderen Quellen vermischt wird und somit unbedenklich zu den 50.000 Haushalten in Düren und Merzenich gelangt, lag der Wert viele Jahre über 60, erinnert sich Cord Meyer, Geschäftsführer der zuständigen Stadtwerke-Tochter Leitungspartner. Und deshalb haben die Leitungspartner schon vor Jahren reagiert.

Seit 2015 kooperieren die Leitungspartner im Einzugsgebiet des Wasserwerks Ellen mit dem Verbandswasserwerk Aldenhoven, dem Wasserwerk des Forschungszentrums Jülich, der Landwirtschaftskammer Düren und zwölf Landwirten, die sich verpflichtet haben, auf einer Fläche von 120 Hektar, die sich bis nach Binsfeld/Frauwüllesheim erstreckt, rund 30 Prozent weniger Düngemittel und damit Stickstoff auf ihren Feldern aufzubringen als ihnen für den bestmögliche Ertrag und die bestmögliche Qualität zum Beispiel beim Brotweizen empfohlen wird.

Seitdem ist der Nitratgehalt im Ellener Rohwasser stetig gesunken, spricht Cord Meyer von einem Erfolgsmodell. Seit zwei Jahren wird der Grenzwert unterschritten, Tendenz weiter sinkend. „Unser Ziel ist ein Wert von unter 40“, erklärt Meyer.

Die Qualität des Trinkwassers muss in Deutschland ständig kontrolliert werden. Die Stadtwerke Düren unterhalten dazu ein eigenes Labor in Obermaubach. Dort wird auch der Nitratgehalt regelmäßig gemessen.
Die Qualität des Trinkwassers muss in Deutschland ständig kontrolliert werden. Die Stadtwerke Düren unterhalten dazu ein eigenes Labor in Obermaubach. Dort wird auch der Nitratgehalt regelmäßig gemessen. Foto: dpa/Oliver Berg

Ausgleichszahlung

Die Landwirte versuchen derweil ihre Düngestrategie mit Unterstützung der Wasserschutzberater der Landwirtschaftskammer so anzupassen, dass sich die Qualitäts- und Ertragseinbußen in Grenzen halten. Dass dies bei 30 Prozent weniger Dünger nicht in Gänze gelingen kann, liegt auf der Hand. Dafür erhalten die teilnehmenden Landwirte eine Ausgleichszahlung, die abhängig vom Reststickstoff im Boden ist, der jährlich im Spätherbst vor Beginn der regenreicheren Winterzeit gemessen wird, erklärt Wasserschutzberater Reinhold Fichtner. Die Stadtwerke-Tochter lässt sich dies jährlich einen höheren fünfstelligen Betrag kosten, der auf die Wasserentnahmegebühr angerechnet werden kann und somit nicht auf den Endkunden umgelegt werden muss, betont Cord Meyer.

182 Landwirte kooperieren

Neben der Kooperation rund um das Wasserwerk Ellen gibt es acht weitere im Kreis Düren, bei denen insgesamt 182 Landwirte mit den lokalen Wasserwerken zusammenarbeiten. Überall nehmen die Berater der Kammer regelmäßig Bodenproben, erstellen eine jährliche Nährstoffbilanz und beraten die Landwirte. Denn beim Düngen kommt es auf die richtige Dosierung an, betont Fichtner, selbst früher Landwirt. „Und die hängt von vielen Faktoren ab: Pflanzenart, Wetter, Regen, Restbestände im Boden – um nur einige zu nennen.“

Eine wichtige Rolle spielt bei der Verringerung der Nitratbelastung auch der Anbau sogenannter Zwischenfrüchte, bestimmter Pflanzenarten, die besonders viel Stickstoff aufnehmen können und ausgesät werden, wenn die Felder im Spätsommer abgeerntet sind. Auch dabei werden die teilnehmenden Landwirte von den Wasserversorgern finanziell unterstützt. Denn: Gespeichert in den Pflanzen kann der Stickstoff im Boden nicht in Nitrat umgewandelt und vom Herbst- und Winterregen ins Grundwasser gespült werden. „Das ist seit vielen Jahren die beste Maßnahme, da sie auf allen Feldern gleich gut funktioniert, berichtet Landwirt Karsten Milz aus Niederzier-Krauthausen.

Die Trinkwasserversorger finanzieren aber nicht nur das Testprojekt und den Zwischenfruchtanbau, sondern auch die Arbeit der Wasserschutzberater. „Das lohnt sich für beide Seiten“, ist Wolfgang Küpper, Prokurist beim Verbandswasserwerk Aldenhoven überzeugt, denn am Ende werde die Qualität des Trinkwassers immer besser.