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Ärztemangel: MVZ-Rur-Praxis Niederzier muss Ende März schließen

Ärztemangel : MVZ-Rur-Praxis Niederzier muss Ende März schließen

Die hausärztliche Versorgung in Teilen des Kreises Düren verschärft sich. Nachdem die MVZ-Rur-Praxis in Merzenich bereits Mitte Januar schließen musste, droht jetzt auch das Aus in Niederzier.

Der sich seit Jahren abzeichnende Ärztemangel ist nun auch in Niederzier angekommen. Ende März schließt das MVZ Rur an der Auestraße. Mehr als 1200 Patienten verlieren ihre hausärztliche Betreuung, darunter auch etliche aus der nur wenige Hundert Meter entfernten Senioreneinrichtung Sophienhof.

Und eine Alternative ist schwer zu finden. Viele besorgte Bürger haben sich bereits bei Bürgermeister Frank Rombey (parteilos) gemeldet, dem aber die Hände gebunden sind. Auch Rombey kann nur an die Verantwortlichen appellieren, alles erdenklich Mögliche zu unternehmen, um die drohende Vakanz noch zu verhindern.

Denn verschärft wird die prekäre Situation im fast 3800 Einwohner zählenden Niederzier noch aufgrund der Tatsache, dass der zweite Hausarzt im Ort den MVZ-Patienten via Facebook schon einmal mitgeteilt hat, dass er keine weiteren Kapazitäten mehr hat und niemanden mehr aufnehme. „Daher bitten wir Sie, von diesbezüglichen Anfragen abzusehen“, lässt er wissen und verweist auf die MVZ-Rur-Praxen und Merzenich und Langerwehe. Nur hat die in Merzenich ihrerseits bereits seit dem 19. Januar geschlossen, weil die dort als Angestellte tätige Ärztin das MVZ Rur verlassen hat.

Bleibt die MVZ-Praxis im gut zwölf Kilometer entfernten Langerwehe. Allerdings ist die für mobilitätseingeschränkte Patienten ohne eigenen Pkw nur mit einigem Aufwand per Bus und Bahn sowie umsteigen in Düren zu erreichen; Fahrzeit für eine einfache Strecke: rund eine Stunde.

Wie schon im Fall der geschlossenen Praxis in Merzenich teilt das MVZ Rur auf Nachfrage auch mit Blick auf Niederzier mit, alles zu versuchen, die entstandene Lücke wieder zu besetzen, wohl wissend, dass dies leichter gesagt als getan ist. „Es gibt einfach viel zu wenig Kollegen, die als Hausarzt auf dem Land tätig sein wollen“, erklärt der ärztliche Leiter des MVZ Rur, Dr. Horst Kinkel auf Nachfrage, und schon gar nicht – wie mit so einer Stelle verbunden – 48 Stunden pro Woche erreichbar sein wollten.

„Problem wird sich verschärfen“

Und der Ärztemangel, befürchtet Kinkel, werde sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. Auf der einen Seite wollten nur zehn Prozent aller Studenten als Allgemeinmediziner tätig werden, auf der anderen sind „im Raum Düren mehr als 30 Prozent aller niedergelassenen Ärzte älter als 60 Jahre“, erklärt der ärztliche Leiter des MVZ Rur. Und mal eben, wie manch einer vielleicht denken mag, Assistenzärzte aus dem Krankenhaus aufs Land zu schicken, sei schlichtweg aufgrund der fehlenden Fachqualifikation der meisten jungen Kollegen überhaupt nicht möglich.

Nach dem Weggang der lange Jahre im MVZ Rur in Niederzier tätigen Ärztin im vergangenen Herbst war es Kinkel dank seiner guten Kontakte in die Dürener Ärzteschaft noch gelungen, eine Interimslösung mit einem Arzt und einer Ärztin zu finden, die sich die wöchentliche Verfügbarkeit teilen, wobei einer der beiden Mediziner schon viele Jahre in Rente ist. „Derartige Übergangslösungen sind aber eigentlich nur für sechs Monate möglich“, erklärt Kinkel. Trotzdem würden natürlich noch Gespräche geführt. „Wir schalten Anzeigen und sprechen Kollegen gezielt an.“ Stand jetzt aber werde das MVZ in Niederzier Ende März schließen. „So leid es mir tut.“

Den Patienten in Niederzier rät Kinkel, sich an die übrigen Hausärzte im benachbarten Merzenich zu wenden. „Die haben uns signalisiert, noch Patienten aufnehmen zu wollen, auch ein Kollege in Eschweiler über Feld hat noch Kapazitäten.“