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Aus endgültig besiegelt: MVZ-Praxis Niederzier schließt Ende März

Aus endgültig besiegelt : MVZ-Praxis Niederzier schließt Ende März

Viele Niederzierer müssen sich endgültig einen neuen Hausarzt suchen. Das MVZ Rur im Ort schließt jetzt definitiv zum 31. März seine Pforten, eine Nachfolge wurde nicht gefunden.

Die Hoffnung war ohnehin gering. Dr. Horst Kinkel, ärztlicher Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Rur, hatte zwar Mitte Februar versichert, alles zu tun, um doch noch eine Lösung für den von der Schließung bedrohten MVZ-Standort Niederzier zu finden, optimistisch aber war er schon damals nicht. Jetzt steht endgültig fest: Die Hausarztpraxis mit mehr als 1200 Patienten wird definitiv zum 31. März geschlossen.

Trotz aller Bemühungen sei es nicht gelungen, eine Ärztin oder einen Arzt als Nachfolger für den Standort Niederzier zu finden. „Wir müssen die Praxis daher zum 31. März endgültig schließen“, bedauert MVZ-Geschäftsführerin Kathleen Büttner-Hoigt. Patientinnen und Patienten werden gebeten, sich an die umliegenden Ärzte zu wenden, zudem bestehe die Option der weiteren hausärztlichen Versorgung in der MVZ-Praxis Langerwehe.

Nur ist die Praxis in Langerwehe gut zwölf Kilometer entfernt und für mobilitätseingeschränkte Patienten ohne eigenen Pkw nur mit einigem Aufwand mit Bus und Bahn zu erreichen. Und zahlreiche Hausärzte im Umkreis haben die Wartezimmer so voll, dass sie keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Das mussten viele Niederzierer in den vergangenen Wochen nach Bekanntwerden der Schließungspläne bereits leidvoll erfahren. Der Ort mit fast 3800 Einwohnern und dem Seniorenzentrum Sophienhof verfügt ab April nur noch über einen Allgemeinmediziner.

Nachdem sich die lange Jahre im MVZ Niederzier tätige Ärztin im vergangenen Herbst aus privaten Gründen an den Niederrhein verabschiedet hatte, konnte die MVZ-Leitung die Praxis in den vergangenen Monaten zwar noch mit einer Übergangslösung offen halten. Die Möglichkeit einer solchen Zwischenlösung ende jedoch Ende März, hatte Horst Kinkel schon vor Wochen angekündigt.

Situation wird sich verschärfen

„Es ist kein Einzelfall, dass auch nach jahrelanger Suche oft kein Praxisnachfolger gefunden wird“, bedauert der ärztliche Leiter. Grund hierfür sei, dass die Übernahme einer Praxis nicht mehr mit den heutigen Arbeitsvorstellungen junger Ärztinnen und Ärzte in Einklang zu bringen ist.

Ein Arzt mit einem eigenen Praxissitz müsse beispielsweise in der Woche eine Erreichbarkeit von 48 Stunden sicherstellen und mindestens 26 Stunden Sprechstundenzeit in der Woche anbieten. Hausbesuche, Verwaltungsarbeit, die Pflicht zur eigenen Fortbildung und Personalmanagement sind nur einige Dinge, die darüber hinaus zu regeln sind. Zudem besteht ein finanzielles Risiko, das mancher junge Arzt scheut. „Nur zehn Prozent aller Medizinstudenten kann sich überhaupt eine Tätigkeit als Hausarzt vorstellen“, berichtet der Mediziner.

Und weil mehr als 30 Prozent der niedergelassenen Ärzte im Raum Düren älter als 60 Jahre sind, werde sich das Problem der fehlenden patientennahen Hausarzt-Versorgung in Zukunft noch verschärfen, befürchtet die MVZ-Rur-Leitung. Aktuell seien bereits mehrere Hausarztsitze vakant.