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„Schaut immer wieder krass aus“: Anton Hofreiter mit „Vize“ Oliver Krischer am Tagebau

„Schaut immer wieder krass aus“ : Anton Hofreiter mit „Vize“ Oliver Krischer am Tagebau

Anton Hofreiter ist beileibe nicht zum ersten Mal im Rheinischen Revier. Als der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag am Samstag mit seinem „Vize“, dem Dürener Oliver Krischer, aber die wenigen Stufen zum versteckt im Wald hinter den Tagesanlagen gelegenen Aussichtspunkt hochgestiegen ist, entfährt ihm beim Blick in den Tagebau Hambach dennoch ein „Es schaut immer wieder krass aus“.

Seit einer Woche ist der Münchner im Rheinland unterwegs, um die lokalen Kandidaten seiner Partei im Kommunalwahlkampf zu unterstützen.

„Es ist erschreckend, wie sehr sich der Klimawandel bereits bemerkbar macht. Ich habe noch nie so viele tote Fichten wie in diesen Tagen gesehen“, erklärt der 50-Jährige. Am Tagebau Hambach aber geht es nicht ums Waldsterben, auch wenn so mancher Grüner RWE vorwirft, dem Hambacher (Rest)Forst das Wasser abzugraben. Hofreiter lässt sich von Oliver Krischer die aktuellen Probleme im Zusammenhang mit dem Ende des Jahrzehnts auslaufenden Tagebau erklären. „Dass nunmehr eine Milliarde Tonnen Braunkohle in der Erde bleiben, ist natürlich ein Riesenerfolg“, betont Krischer mit Blick auf den Kohlekompromiss. Dass RWE jetzt aber noch rund fünf Quadratkilometer gewachsener Landschaft abbaggern will, um die Tagebauböschungen für den geplanten Restsee abzuflachen, sei ein Hohn. Als Krischer berichtet, dass andere Lösungen aus Sicht von RWE unmöglich seien, schüttelt Hofreiter nur den Kopf.

Das Symbol bleibt

„RWE-Chef Rolf Martin Schmitz hat mal in einer Talkshow neben mir gesessen und erklärt, auch der Hambacher Forst sei nicht mehr zu retten“, erzählt der Fraktionschef. Längst aber ist klar, das Symbol der Anti-Braunkohle-Bewegung bleibt, zumindest die letzten verbliebenen Hektar, die sich noch im Eigentum von RWE befinden, die Krischer am liebsten aber in einer Stiftung sehen würde – auch um die immer noch angespannte Situation in dem seit Jahren von Linksautonomen besetzten Waldgebiet zu beruhigen.

Zum Thema Böschungsgestaltung erneuert der Dürener seine Forderung, den benötigten Abraum aus dem noch nicht rekultivierten Teil der Sophienhöhe, der sogenannten überhöhten Innenkippe, zu nehmen. Er wirft RWE vor, das Areal rund um Kerpen-Manheim nur aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen abbaggern zu wollen.

Bevor es den kleinen grünen Wahlkampftross weiter nach Morschenich-Alt zieht, stoppt er noch in Sichtweite der Kohleverladung des Tagebaus. Der Gleisanschluss sei ideal, um aus dem Areal rund um die Tagesanlagen und den einstigen Baggermontageplatz ein Industrie- und Gewerbegebiet zu machen, nur müsse jetzt konsequent mit der Planung begonnen werden, fordert Krischer.

Was die Zukunft von Morschenich-Alt betrifft, spricht der Dürener von einer weltweit einmaligen Situation, ein nahezu komplett umgesiedeltes Dorf, das nun doch nicht mehr abgebaggert wird. Aus Sicht der Grünen müsse jedem Alt-Morschenicher, der das will, eine Rückkehr ermöglicht werden, auch wenn die Bausubstanz in den vergangenen Jahren natürlich gelitten habe. „Darüber hinaus kann ich mir dort gut einen Ort der Begegnung vorstellen“, erklärt Krischer, an dem die Geschichte der Braunkohle aufgearbeitet wird. Er lobt ausdrücklich Merzenichs Bürgermeister Georg Gelhausen, einen CDU-Politiker, „auch wenn das für uns Grüne natürlich ungewöhnlich ist“. Gelhausen habe sich schon früh Gedanken zur Zukunft des Ortes gemacht und Debatten angestoßen. Anton Hofreiter hört auch in Morschenich interessiert zu, bevor es für ihn weiter zum nächsten Wahlkampftermin geht.