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Container für Flüchtlinge: Bürgermeister ärgert sich über anonymes Schreiben und klärt auf

Container für Flüchtlinge : Bürgermeister ärgert sich über anonymes Schreiben und klärt auf

Die Wohncontainer für Flüchtlinge in Nideggen sollen bald stehen. Ein anonymes Schreiben sorgt nun für Unruhe. Aber der Bürgermeister hält deutlich dagegen.

Regelmäßig wendet sich Bürgermeister Marco Schmunkamp mit Videobotschaften an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Nideggen. In seinem jüngsten Video findet er sehr deutliche Worte – zu einem komplexen Thema, vor allem aber zu einem Schreiben, das in Nideggen die Runde macht. Der anonyme Absender: „Ihre Nachbarn“.

Vor allem, weil das Schreiben keinen bekannten Urheber hat, hat es den Bürgermeister „sehr, sehr aufgeregt“ – ebenso wie einige Bürger, die es im Internet kritisierten, dass jemand anonym Stimmung mache.

Doch zunächst zum Hintergrund: Am Rand von Nideggen, hinter dem Schulzentrum und gegenüber der Grundschule, sollen zeitnah Wohncontainer für 50 geflüchtete Menschen aufgestellt werden, Wohn-, Sanitär- und Verpflegungscontainer. Der Rat, also die gewählten Vertreter der Bürgerinnen und Bürger, und der Bürgermeister hatten sich für die Container und die Nutzung besagter Fläche ausgesprochen. Und wie Marco Schmunkamp betont, habe man sich sehr viele Gedanken gemacht.

In dem anonymen Schreiben wird nun dazu aufgerufen, beim Kreis Düren Widerspruch gegen das Vorhaben einzulegen. Doch das ist laut Schmunkamp so überhaupt nicht möglich. Es bestehe lediglich die Möglichkeit, gegen die Baugenehmigung zu klagen, wenn diese vom Kreis erteilt wurde. Dabei geht es etwa um Brandschutzauflagen und Abstandsflächen.

In erster Linie haben den Bürgermeister aber Menschen angesprochen, die Sorgen haben, wenn junge Männer dort unterkommen, die fürchten, dass es zu einer Gewaltzunahme kommen könnte.

Schmunkamp spricht in diesem Zusammenhang von einer Vorverurteilung und davon, dass es unter Flüchtlingen ebenso problematische Personen geben könne wie im Rest der Bevölkerung.

„Bitte die Eier haben“

Vor allem aber ärgert sich Schmunkamp darüber, dass mit dem anonymen Schreiben Stimmung gemacht wird. In seiner Videobotschaft sagt er wörtlich, dass man dann doch „bitte die Eier haben“ solle, seinen Namen zu nennen, damit sich die Stadt auch mit dem Absender in Verbindung setzen könnte, um alle Fragen zu beantworten. „So habe ich das auch mit anderen Menschen, die Sorgen oder Fragen haben, gemacht“, betont Schmunkamp.

In seiner Videobotschaft unterstreicht er noch einmal, dass die Plätze in den Containern nicht zusätzlich entstehen sollen, sondern dafür dienen, dass die Mehrzweckhalle, in der 70 Menschen untergebracht werden könnten, wieder für ihre eigentliche Nutzung frei wird. Für Schmunkamp liegen die Vorteile auf der Hand: Das Konfliktpotenzial in den Containern sei unter den Bewohnern deutlich geringer, da dort etwas mehr Privatsphäre etwa für Frauen mit Kindern gegeben sei. Die Container seien schlicht menschenwürdiger. Und auch das gesellschaftliche Konfliktpotenzial sieht der Bürgermeister mit den Containern reduziert, da die Mehrzweckhalle dann wieder für Sport genutzt werden könne.

Schmunkamp sagt in seiner Videobotschaft, dass nicht nur alleinstehende Männer, sondern auch Frauen und Kinder in den Containern untergebracht werden sollen, Menschen aus vielen verschiedenen Nationen. Sie würden von einem Hausmeister und Sozialbetreuer begleitet, wie es auch in der Mehrzweckhalle der Fall sei. Aus Sicht der Stadt und des Rates habe nur diese Fläche so schnell und effizient hergerichtet werden können.

Mit der Signatur „Ihre Nachbarn“ fühlen sich in der tatsächlichen Umgebung von Mehrzweckhalle und Containerstandort aber offenbar nicht alle Nachbarn angesprochen: „Ich weiß nicht, von wem es kommt und ob es die entsprechenden Personen dann überhaupt interessiert, aber ich teile hiermit mit, dass ich nicht der Meinung ,meiner Nachbarn‘ bin“, kommentiert eine Anwohnerin bei Facebook. „Und ich wünsche selbigen, dass sie niemals in einer Situation landen, die auch nur entfernt der unserer unfreiwilligen Mehrzweckhallen-Bewohner, ähnelt.“