Strukturwandelmanager : „Total Bock, die Zukunft zu gestalten“
Kerpen/Merzenich Die ersten Strukturwandelmanager-Stellen sind besetzt. Die Neuland Hambach GmbH erhält mit drei neuen Gesichtern Verstärkung, und die Gemeinde Merzenich hat ihre beiden Stellen ebenfalls schon vergeben.
Voller Tatendrang, gut gelaunt und wie für ihre neue Aufgabe gemacht haben sich gestern am Randes des Hambacher Tagebaus vier junge Menschen präsentiert, die die Gemeinde Merzenich und die Neuland Hambach GmbH dabei unterstützen sollen, die Braunkohle-Vergangenheit der Region hinter sich zu lassen und in die Zukunft zu blicken. Und das auf unterschiedlichen Ebenen: sozial, kulturell, wirtschaftlich und in der Frage der Gestaltung des Tagebau-Umfelds beispielsweise mit Wegen oder Freizeitangeboten.
Im Einzelnen geht es um zwei Strukturwandelmanager-Stellen bei der Gemeinde Merzenich, die mit Anna Hecker und Lennart Schminnes (beim Termin nicht zugegen) besetzt werden. Jede Tagebau-Anrainerkommune erhält eine Förderung des Landes für zwei solcher Stellen. Die Neuland Hambach GmbH hätte sich sechs Stellen mit unterschiedlichen Profilen bewilligen lassen können, hat es aber bei fünf belassen. Konkret sind das bislang in persona Matti Wirth (Strukturwandelmanager), Romina Sauer (Referentin für Fördermanagement) und Claudia Barone (Administration und Verwaltung). Unter dem Strich sind also noch zwei Posten frei.
Übergeordnete Aufgabe
Strukturwandel ist eine übergeordnete Aufgabe infolge des Kohleausstiegs, die an vielen Stellen und Ebenen angedockt ist. Was umfasst also das spezifische Portfolio der genannten neuen Gesichter?
Anna Hecker ist Wirtschaftsgeographin, noch beim Kreis Düren im Amt für Kreisentwicklung und Mobilität tätig und wechselt zum 1. Januar nach Merzenich. Ihre Aufgabe wird es sein, aus der Merzenicher Warte aus zu denken, Projekte zu initiieren und zu netzwerken, „damit die Gemeinde ein Teil der Gesamtkonstruktion wird“. Bürgermeister Georg Gelhausen (CDU) wird sie bereits vorher zu ausgewählten Terminen mitnehmen, etwa zur Präsentation der Bestandsaufnahme, die der LVR in Alt-Morschenich vorgenommen hat, in der alten Kirche St. Lambertus am 26. Oktober. Der „Ort der Zukunft“ wird dann auch ein Schwerpunkt von Anna Hecker sein. Der Transformationsprozess und natürlich auch der „Befriedungsprozess, ohne den keine Zukunft geplant werden kann“, wie Gelhausen sagt.
Ihm sei es wichtig gewesen, dass alle Strukturwandelmanager vom Land unabhängig von der Größe der jeweiligen Stadt oder Kommune dasselbe Gehalt erhalten, damit man sich nicht gegenseitig den Rang ablaufe. Was auch gelungen ist. Merzenich hatte gemeinsam mit Kerpen recht früh mit der Ausschreibung begonnen und war überrascht über die doch recht hohe Anzahl (brauchbarer) Bewerbungen. Zwölf immerhin.
„Schwer auf dem Arbeitsmarkt“
„Es ist im Moment ganz allgemein schwer auf dem Arbeitsmarkt“, sagt auch Boris Linden, Geschäftsführer der Neuland Hambach GmbH. „Aber die Aufgabe ist total attraktiv, das haben wir gemerkt. Es gibt einfach viele junge Leute, die Bock darauf haben, die Zukunft aktiv zu gestalten.“ Und gefunden haben Linden und Gelhausen offenbar auch welche, die die entsprechenden Kompetenzen mitbringen. Matti Wirth ist Landschaftsarchitekt und hat zuvor sowohl als Dozent an der RWTH Aachen (Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur) und der Uni Wageningen als auch als Projektleiter bei der Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) gearbeitet. In ihr sind die Kreise Düren, Euskirchen, Heinsberg, der Rhein-Erft-Kreis und der Rhein-Kreis Neuss, die Städteregion Aachen und die Stadt Mönchengladbach vertreten. Also auch Regionen der Braunkohlegewinnung und -verarbeitung.
Bei der ZRR waren auch Boris Linden vor seinem Wechsel zur SEG Hambach, dem Vorläufer der Neuland Hambach GmbH, tätig, und auch Romina Sauer hat dort Station gemacht. Aus ihrer Zeit bei der IHK Aachen hat sie außerdem Erfahrung in der Drittmittelabwicklung, also Fördergeldern, gesammelt. Antragstellung, Kalkulationen, Nachweise erbringen – das wird auch ihre neue Aufgabe enthalten.
Last but not least: Lennart Schminnes, ebenfalls Wirtschaftsgeograph, stammt aus Gladbach (Vettweiß), ist bei der Stadt Holzminden tätig und wechselt im Januar sozusagen zurück in die Heimat. „In kleineren Verwaltung kann man mehr gestalten als in größeren“, erklärte Gelhausen ein wohl weiteres schlagendes Argument für Merzenich.
Alles in allem lautete die Botschaft: Man kann mit den Stellenbesetzungen mehr als zufrieden sein.