1. Lokales
  2. Düren
  3. Merzenich

Stimmungsumschwung in Merzenich: Mobility Hub oder klassisches Gewerbegebiet?

Stimmungsumschwung in Merzenich : Mobility Hub oder klassisches Gewerbegebiet?

Nachdem der Vorschlag für einen Rastplatz mit Wasserstoff-Produktion und -Tankstelle, Hotel und vielem mehr zunächst überwiegend positiv aufgenommen wurde, mehren sich in Merzenich nun kritische Stimmen.

Erst hochgelobt und nur am Rande von kritischen Stimmen begleitet, könnte das Vorhaben eines Mobility Hubs in der Nähe der Autobahnauffahrt A4, Merzenich, doch noch durchkreuzt werden. Innerhalb weniger Wochen scheint es einen Stimmungsumschwung gegeben zu haben. Hat das mit den Einwänden eines Bürgers zu tun, der in der Zwischenzeit Zahlen und Fakten zum Thema Wasserstoff-Produktion und -Nutzen vorgelegt hat?

Rückblick: Als interkommunales Gewerbegebiet gedacht wurde das Projekt Mitte Februar im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Strukturwandel der Gemeinde Merzenich als Mischung aus Rastplatz und Logistikzentrum vorgestellt: mit einer Tankstelle mit fossilen Brennstoffen und Gas, E-Ladepunkten und Wasserstoff, Lkw-Parkplätzen, -Werkstätten und -Waschstraße, einem Logistikzentrum sowie 200 Wasserstoffleihfahrzeugen. Rund 15 Hektar stehen zur Verfügung. Den Stein ins Rollen hatte die CDU-Fraktion gebracht, die mit den Investoren vorab Gespräche geführt und einen entsprechenden Antrag gestellt hatte.

In der jüngsten Ratssitzung hatte dann ein Bürger die Möglichkeit, in einer Sitzungsunterbrechung seine Sicht der Dinge vorzutragen. Seine Präsentation ist im Ratsinformationssystem der Gemeinde Merzenich zu finden (https://tinyurl.com/2p8pd3yt).

Nicht effizient

Die Kurzfassung von Karl-Heinz Büchels Einwänden: Wasserstoff ist im Vergleich zu Elektro-Mobilítät nicht effizient. Wenn man gegenrechne, wie viel man erst einmal in die Produktion von Wasserstoff stecken müsse, käme man nur auf einen Wirksamkeitsgrad von 67 Prozent. Das sei also die falsche Stoßrichtung in der Frage nach emissionsfreier Mobilität. Die geringen Neuanmeldungen von Wasserstoff-Autos würden belegen, dass das kein Markt sei. Und die Photovoltaikanlagen, die auf den Dächern des Mobility Hubs installiert werden sollen, würden in der Menge nicht ausreichen, um Wasserstoff in der geplanten Größenordnung zu produzieren.

Büchel postet auf seiner Facebook-Seite regelmäßig Beiträge zu Neuerungen in der E-Mobilität. Er ist Ingenieur, war in der Anlagenentwicklung tätig und fährt seit dem Jahr 2016 selbst ein E-Auto, wie er im Nachgang zur Sitzung gegenüber unserer Zeitung erzählte. Man kann also sagen, er ist informiert und hat privat eine gewisse Präferenz.

Bürgermeister Georg Gelhausen (CDU) betonte, es handele sich bei der Projektskizze um einen ersten Aufschlag. Und: Das Vorhaben würde sich nahtlos in Pläne des Kreises Düren (Stichwort Wasserstoff-Initiative) einreihen.

Bedenken geäußert

Günther Schmitz (CLF) gab zu Bedenken, die Deutsche Bahn erwäge ein drittes Gleis, das könne eine Verkehrsanbindung an das angedachte Gewerbegebiet erschweren. Vera Boltersdorf (Grüne) erinnerte an den Beschluss, nur 50 Prozent der Fläche zu bebauen. Sie stellte außerdem die Frage, wie gefährlich die Lagerung des Wasserstoffs sei und zweifelte an, dass tatsächlich 500 Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Gerd Hartmut Krings (Die Linke) kritisierte, die Eingriffe in die Natur seien zu groß, das Vorhaben nicht nachhaltig. Jürgen Zeyen (SPD) meinte, es sei nur ein Investor gehört worden, dabei sei die Nachfrage nach Gewerbeflächen hoch. „Es gibt bestimmt noch andere Interessenten. Wir hätten gern Alternativen. Nur weil das ein CDU-Antrag ist, muss man das jetzt nicht durchboxen.“

Die SPD sehe höchstens 50 statt der präsentierten 500 Arbeitsplätze, dafür aber eine große Anzahl an Parkplätzen in der Projektskizze, schreibt die Fraktion außerdem in einer Mail an die Redaktion nach der Sitzung. Im Juli 2018 seien maximal 50 Prozent der Fläche freigegeben worden, um die Bewohner der Straße Auf der Heide vor Emissionen zu schützen, betont auch die SPD. Dr. Maria Schoeller (CDU) äußerte sich ebenso wie Dirk Becker (CDU) erstaunt darüber, dass die SPD den Antrag in der Beratung zuerst befürwortet hat. Am Ende wurde ein zweigeteilter Beschluss gefasst: Das Vorhaben soll zwar weiter verfolgt werden, es soll aber auch nach Alternativen Ausschau gehalten werden.