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Johannes Schröder gastiert in Merzenich: Das Wohl und Weh eines Deutschlehrers

Johannes Schröder gastiert in Merzenich : Das Wohl und Weh eines Deutschlehrers

Ein Viertklässler Abstand!“ – so lautet die Devise zu Corona-Zeiten an der „Helene-Fischer-Gesamtschule“. Wer zwölf Jahre lang als Deutschlehrer tätig ist, kennt Glanz und Elend des Schullebens und weiß sich und seinen Schülern auch während einer Pandemie zu helfen.

„ Johannes Schröder, Comedian und beurlaubter Lehrer, war in der Merzenicher Weinberghalle zu Gast und gab mit seinem neuen Programm „Instagrammatik“ Nachhilfe im Lachmuskel-Training.

Rhetorisch stark, wie es sich für einen Deutschlehrer gehört, beleuchtete „Herr Schröder“ an diesem Abend Kuriositäten aus dem Schulalltag und ließ dabei keine Gelegenheit für eine wohl platzierten Pointe aus. Erste Lacher gab es bereits, bevor er gegen 20 Uhr die Bühne betrat: Auf einem großen Bildschirm wurde im Vorhinein der Whats-App-Chat seiner Klasse „12a“ gezeigt, in dem sich seine Schüler mit den Nicknamen „Anastasia“, „Vocabu-Larry“ und „Torben-Manuel“ über ein Willkommensgeschenk austauschen. Die Idee: Ein Instagram-Kanal für „Schrödi“, mit allerlei spontan aufgenommenen Fotos und Videos von ihrem Lieblingslehrer.

Erinnerung an die eigene Schulzeit

Kein Problem für Herrn Schröder, der mittlerweile einiges ab kann und auch beim Unterricht per Videokonferenz den Durchblick behält. „Tobias, man sieht das dass ein Pappaufsteller ist! Murat, mach die Shisha aus!“ Doch auch für ihn hält die Digitalisierung Überraschungen bereit, und er gibt zu: „Mal ehrlich, wenn der Lehrer damals den alten Fernseher mit VHS-Rekorder in die Klasse schob, wusste man: Das dauert. Selbst damit waren wir schon überfordert.“ Von der ersten Minute an übertrug Schröder mit seinem strahlenden Grinsen eine lockere, positive Atmosphäre auf die Zuschauer, welche sich im Laufe des Abends gerne an ihre eigene Schulzeit erinnerten. Sein Talent, mit dem Publikum zu interagieren und schlagfertige Dialoge anzuzetteln, kamen gut an.

Sein Hauptfach Deutsch versucht Herr Schröder seinen Schülern schmackhaft zu machen, mit Internet-Memes zu „Friedrich Nische“ oder „Immanuel Hochkant“. „Kennt ihr das Buch ‚Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand‘? Der Titel ist viel zu lang. ‚Opa weg‘ tut‘s auch.“ Viele aberwitzige Wortspiele waren charakteristisch für diesen Abend.

Magische Momente von früher

Zwischendurch sprach Schröder jedoch auch ernstere Themen an, die stets an eine gute Portion Humor gekoppelt waren. So sinnierte er zum Beispiel über die Auswirkungen der Digitalisierung und stellte die Frage, ob wir uns nicht eines Tages zum Analogen zurücksehnen.

„Vielleicht vermissen wir es irgendwann, nachts auf einen Legostein zu treten, Langeweile zu haben oder wünschen uns, wieder Klassenbücher aus Papier zu haben. In der perfekten Smartphone-Welt, in der alles so einfach und schnell funktioniert, geht das Ungeplante, das Zufällige, das Irrationale ein Stück weit verloren. Und dabei sind es doch meist diese Dinge, die uns magische Momente bescheren.“ Wohl jeder, der in seinem Leben jemals die Schule besucht hat, verließ die Weinberghalle an diesem Abend mit einem breiten Grinsen.

(nie)