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Apotheker warnen: Medikamentenknappheit wird sich verschärfen

Apotheker warnen : Medikamentenknappheit wird sich verschärfen

Apotheker und Mediziner aus dem Kreis Düren rechnen mit einer Verschlimmerung des Arzneimittelmangels aufgrund des Coronavirus.

„Man sieht den Kunden schon an, wenn sie hier reinkommen, dass das ihr verzweifelter achter Versuch ist, ein bestimmtes Medikament zu bekommen“, sagt Robert Breuer, Mitarbeiter der Anna-Apotheke. Er und seine Kollegen müssen derzeit rund 15 Prozent der Kunden, die mit einem Rezept zu ihnen kommen, unverrichteter Dinge wieder nach Hause schicken oder ihnen Medikamente von ständig wechselnden Herstellern mitgeben. Für ältere Patienten sei die häufige Umstellung auf ein Präparat in anderer Farbe, Größe oder Form verwirrend. „Mittlerweile gibt es nicht nur Produktionsengpässe bei den Blutdruckpräparaten, sondern auch bei Ibuprofen, anderen Schmerzmitteln oder Antidiabetika“, sagt Breuer. „Das wird immer schlimmer.“

Während bei Schmerzmitteln mit einem vergleichbaren Präparat oder einer anderen Dosierung vielleicht eine Alternative für den Kunden gefunden werden kann, sind die Patienten, die Blutdruckmedikamente benötigen, nicht so flexibel. Bevor sie den Wirkstoff ändern können, ist ein weiterer Arzttermin nötig, damit erneut gemessen, probiert und auf Verträglichkeit getestet werden kann.

Besonders von der Medikamentenknappheit betroffen ist die Wirkstoffgruppe der so genannten Sartane. „Da gibt es immer wieder Lieferschwierigkeiten“, weiß Breuer zu berichten. Und das trifft nicht wenige Apothekenkunden, da schätzungsweise 20 Prozent der Blutdruckpatienten mit Sartanen behandelt werden. Wie groß die Nachfrage ist, zeigt ein konkretes Beispiel: Als die Anna-Apotheke von einem bestimmten blutdrucksenkenden Arzneimittel zwölf Packungen geliefert bekommen hat, dauerte es kaum drei Tage, bis davon die letzte über den Ladentisch ging. Von einem anderen Medikament hatte die Anna-Apotheke noch genau eine Packung da, als ein Patient anrief und verzweifelt danach fragte. Er musste anschließend aus 10 Kilometern Entfernung mit dem Bus kommen, weil er das Medikament sonst nirgends hat auftreiben können.

Ein Ende dieser schlechten Versorgungslage sei nicht absehbar, meint Robert Breuer. „Global werden fast alle Wirkstoffe in China oder Indien produziert“, berichtet er. Es gebe nur sehr wenige Produktionsstätten, sodass man gleich auf dem heimischen Markt spüre, wenn es bei einer Produktionsschwierigkeiten oder Schadstoffbelastungen gebe.

Dr. Wolfgang Deiters von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein hält die aktuelle Situation für ein „überschaubares Problem“, geht aber davon aus, dass in Folge des Coronavirus Lieferungen aus China immer knapper werden und bald ausbleiben. Als niedergelassener Hausarzt hält er engen Kontakt mit den Apotheken, um den Patienten zu verschreiben, was verfügbar ist. Das Ausmaß der Medikamentenknappheit werde sich aber weiter verschärfen.

(asc)