Ein Arzt aus Langerwehe hilft in Peru : Sprechstunde in 4000 Metern Höhe
Langerwehe/Urumbamba Dr. Christian Hofmann ist Allgemeinmediziner aus Langerwehe. Für drei Wochen hat er seine Tochter nach Peru begleitet, um auf über 3000 Metern die medizinische Grundversorgung zu gewährleisten.
Urumbamba ist ein kleines Dorf auf rund 3000 Metern Höhe in den peruanischen Anden. Urumbamba hat 2700 Einwohner und liegt zwischen Cusco und der berühmten Inka-Stadt Machu Picchu.
Für drei Wochen war das Bergdorf nun Heimat und Wirkungsstätte des Langerweher Mediziners Dr. Christian Hofmann (60). Dessen Tochter Elena ist 25 Jahre alt, ebenfalls Humanmedizinerin und studiert derzeit noch Zahnmedizin in Bonn. „Meine Tochter“, erzählt Hofmann, „engagiert sich im Verein „Herzen für eine neue Welt“ und der wiederum unterstützt Hilfsprojekte in Peru.“
Als Hofmanns Tochter sich entschieden hat, in den Semesterferien zwei Monate nach Südamerika zu gehen, um dort als Zahnärztin zu arbeiten, stand für den Allgemeinmediziner schnell fest, sie für drei Wochen zu begleiten. „Ich habe vor 30 Jahren schon einmal eine Zeit lang in Afrika gearbeitet. Solche Einsätze haben mich immer interessiert.“
Genau wie in Afrika sei auch die medizinische Versorgung der Menschen in Peru absolute Basisarbeit gewesen. „Man muss innerhalb kurzer Zeit zum Teil weitreichende Entscheidungen treffen. Und das ohne Technik. Man hat nur ein Stethoskop, seine Hände und seine Erfahrung.“ Darüber hinaus sei es unmöglich, Patienten mal eben in ein Krankenhaus zu überweisen. „Die nächste Klinik ist 100 Kilometer entfernt und für die Menschen nur sehr schwer zu erreichen.“
Die Menschen, die Hofmann in den Anden behandelt hat, waren überwiegend Bauern. „Wir sprechen von indigenen Völkern mit einer eigenen Sprache, aber auch einer ganz eigenen Kultur. Die Leute sind sehr arm.“ Während die Zahnärzte meist in den wenigen zentralen Gesundheitszentren praktiziert haben, ist Hofmann zu seinen Patienten in die Bergdörfer gefahren. „Die meisten Leute, die ich behandelt habe, haben auf mehr als 4000 Metern Höhe gewohnt. Das war schon sehr außergewöhnlich.“
Christian Hofmann hatte eine Dolmetscherin dabei, die auch Quechua, die Sprache der Menschen in den Bergdörfern, beherrscht. „Meine Patienten hatten zu einem Großteil Infekte, Grippe und Darmparasiten. Hofmann: „Das liegt daran, dass sie sehr häufig Wasser aus Bächen und Flüssen trinken.“
An eine Patientin kann sich der Mediziner aus Langerwehe besonders gut erinnern. „Die Frau lag ganz alleine in einem Raum ohne Fenster und Strom in einer kleinen Hütte und hatte wahnsinnige Schmerzen, weil sie starkes Rheuma hatte, was mit Medikamenten aber sehr gut behandelt werden konnte. Eine Nachbarin hat dann bei der Medikamentenvergabe geholfen. Nach ein paar Tagen konnte sie schon wieder leichte Strickarbeiten übernehmen.“
Die Medikamente, die Hofmann in Peru gebraucht hat, hat er dank der großzügigen Unterstützung einer Apotheke selbst mitgenommen. „Meine Tochter und ich hatten beide Medikamente für mehrere Tausend Euro im Koffer. Und wir konnten den Menschen damit sehr gut helfen.“ Die Dankbarkeit der Patienten in der Gegend um Urumbabu sei unglaublich groß gewesen.
„Wahnsinnig froh“
„Viele Menschen waren wahnsinnig froh, dass sie überhaupt eine Behandlung bekamen. Gleichwohl war es natürlich wichtig, zunächst das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.“ Die Zahnärzte, berichtet Hofmann weiter, hätten aber teilweise deutlich mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen.
„Leider war es sehr häufig so, dass kranke Zähne einfach gezogen werden mussten. Die Inkas glauben aber, dass es den Menschen Lebenskraft nimmt, wenn sie einen Zahn gezogen bekommen. Und sie glauben, dass die bösen Geister kommen, wenn sie viel Blut verlieren. Einige Patienten sind auch wieder weggegangen, weil sie sich partout den Zahn nicht ziehen lassen wollten.“
Dr. Christian Hofmann und die anderen Mediziner aus Deutschland haben zum Teil mit Ärzten aus Peru zusammengearbeitet und ihr Wissen weitergegeben. „Bisher war es so, dass junge Mediziner nach dem Studium sofort in die großen Städte gegangen sind, um dort zu arbeiten. Einfach, weil sie dort die Möglichkeit haben, mehr Geld zu verdienen. Mittlerweile gibt es aber ein Programm der Regierung, dass die jungen Ärzte für ein Jahr in den Bergen arbeiten müssen, bevor sie ihre Facharztausbildung machen dürfen.“
Dr. Christian Hofmann hat die Zeit in Peru genossen, auch weil er an den Wochenenden Zeit hatte, das Land näher kennenzulernen. „Es ist sehr beeindruckend“, sagt er. „Besonders gefallen hat mir aber die unglaubliche Freundlichkeit und die Herzlichkeit der Peruaner.“