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Kleiner Waffenschein im Kreis Düren immer beliebter

Zahl der Anträge deutlich gestiegen : Kleiner Waffenschein im Kreis Düren immer beliebter

Immer beliebter wird der Kleine Waffenschein, der in Deutschland zum Führen von sogenannten Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen (SRS-Waffen) berechtigt: Insgesamt 2014 Menschen mit einem Kleinen Waffenschein hat die Dürener Kreispolizeibehörde im vergangenen Jahr gezählt.

148 Scheine sind neu beantragt worden. Im Jahr 2018 wurden 129 Scheine neu ausgestellt; seit 2016 steigen die Zahlen. Das gab Melanie Arenz von der Polizeipressestelle bekannt, betont aber gleichzeitig, dass die Zahlen keinen Rückschluss auf die Gesamtzahl der Waffenscheinbesitzer zulassen, da die Auswertung beispielsweise nicht den Wegzug von Menschen oder Sterbefälle berücksichtigt. Der Anstieg an beantragten Scheinen seit 2016 ist nach Angaben der Waffenbehörde der Kreispolizei landesweit zu verzeichnen und wird mit den Ereignissen aus der Kölner Silvesternacht 2015/2016 erklärt.

Axel Bolk von der Gewerkschaft der Polizei Kreisgruppe Düren findet die Entwicklung fragwürdig, da Menschen die Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen nicht nur erwerben, sondern auch in der Öffentlichkeit mit sich führen dürfen. „Die meisten sagen, dass sie die Waffe zum Schutz brauchen, aber das Beispiel USA zeigt ja, dass die Bevölkerung nicht sicherer ist, nur weil dort jeder eine Waffe mit sich tragen darf.“ In Deutschland weiche das subjektive Sicherheitsempfinden stark von den tatsächlichen Zahlen ab. „Die Gewaltdelikte vor allem im öffentlichen Raum sind rückläufig“, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Dürener Polizeigewerkschaft.

Die große Gefahr bei SRS-Waffen bestehe darin, dass sie aussehen wie echte Waffen, stellt Bolk fest. Menschen würden sich in deutlich größere Gefahr begeben, wenn sie sie einsetzen, denn es führe – egal ob bei Angreifer oder Polizei – zu einer Überreaktion und berge Eskalationspotenzial.

Mit Schreck- und Reizstoffwaffen ist nicht zu spaßen, denn sie können zu erheblichen Verletzungen führen: Wegen der Reizstoffladung, die beim Benutzen der Waffe abgefeuert wird, tränen einem die Augen. „In Extremfällen führt es zum Verlust des Augenlichts“, führt Bolk aus. Bei Schreckschusswaffen wiederum seien Knalltraumata, Verbrennungen der Haut und Schäden am Ohr sowie an den Augen möglich.

Und was wäre eine denkbare Lösung? In der Vergangenheit wurde vorgeschlagen, den Verkauf von SRS-Waffen an das Vorlegen des Kleinen Waffenscheins zu koppeln. Denn bisher dürfen Personen ab 18 Jahren zur Selbstverteidigung innerhalb des eigenen Besitztums SRS-Waffen auch ohne den Schein im Fachhandel kaufen. Es wird lediglich der Personalausweis verlangt, um die Volljährigkeit festzustellen. Danach wird nicht mehr überprüft, ob diese Waffen tatsächlich niemals mit in die Öffentlichkeit genommen werden oder wurden. Polizeigewerkschafter Bolk sagt aber: „Mit Gesetzen alleine kriegen wir das nicht in den Griff.“

Er schlägt stattdessen vor, die Waffen nicht so herzustellen, dass sie mit echten Waffen zu verwechseln sind. Dann würde eventuell das Interesse daran sinken. Der 59-Jährige kann sich vorstellen, dass sie vor allem bei jungen Männern oft nur ein Statussymbol sind.