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Reaktionen zur Absage des Saalkarnevals: Aschermittwoch ist jetzt kurz vor Weihnachten

Reaktionen zur Absage des Saalkarnevals : Aschermittwoch ist jetzt kurz vor Weihnachten

Die Karnevalisten in Düren haben lange gehofft, seit Dienstag steht fest: In dieser Session wird der Sitzungskarneval größtenteils nicht stattfinden. Dies führt bei den Verantwortlichen im Kreis zu unterschiedlichen Reaktionen.

Peter Brings besingt mit 1300 begeisterten Damen in der Hölle von Vettweiß die „superjeile Zick“ – dies war zumindest der Plan der veranstaltenden Karnevalsgesellschaft für den kommenden 14. Januar. Seit Dienstag herrscht jedoch Ernüchterung in Vettweiß und bei den anderen Karnevalisten im Kreis. Die Landesregierung und große Karnevalsverbände teilten mit, dass wegen der Pandemie größtenteils auf Saalveranstaltungen verzichtet werde. Entsprechend enttäuscht reagieren die Jecken im Kreis Düren, aber auch mit einem gewissen Verständnis.

Veröffentlichten das Land und einige Regionalverbände schon am Dienstagmittag die Mitteilung, bestand unter anderem beim Regionalverband Düren noch Klärungsbedarf. Erst für den Abend ist eine Videokonferenz mit den Vertretern der anderen Verbände geplant. Dürens Verbandspräsident Heribert Kaptain zeigte sich jedoch „heftig betroffen“.

Er verbindet mit der Absage die Sorge, dass die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer auf und hinter den Bühnen die Lust am Brauchtum verlieren, „wenn zum zweiten Mal der Stecker gezogen“ wird. „Für diese Menschen, die das Innenleben der Vereine bilden, tut es mir sehr leid“, sagt er.

Die Entscheidung respektiere er zwar, allerdings formuliert er auch eine klare Forderung: „Wenn Politik und Ministerien so beschließen, dann müssen sie uns zumindest so den Rücken stärken, dass unser Brauchtum eine Überlebenschance hat.“ Grundsätzlich hätte er sich gewünscht, dass die Entscheidung nicht so früh gefallen wäre: „Vielleicht wären die Zahlen weiter gesunken.“

Eine Absage des Sitzungskarnevals stößt beim Präsidenten des Festkomitees Dürener Karneval, Wino Ulhas, auf wenig Verständnis: „Wir haben unsere Veranstaltungen nach 2G-plus-Regeln geplant, sind zwei oder drei Mal geimpft – was müssen wir denn noch alles tun?“, fragt er, „irgendwann muss das Leben ja weitergehen.“ Mit seinem Heimatverein, der KG Löstige Ostdürener, feierte er vor wenigen Wochen noch das vier Mal elfjährige Bestehen im Dorint Hotel. „Es war ein schöner Abend, und am Ende war niemand infiziert“, betont er.

Jeden Tag ein bisschen mehr oder weniger Hoffnung auf die Session: So beschreibt Dirk Emunds, Sprecher der KG Maiblömche Lich-Steinstraß im Jülicher Nordwesten, sein Wechselbad der Gefühle. „Vorgestern war ich noch pessimistisch, gestern wieder etwas optimistischer, nachdem ich die Zahlen und die Äußerungen der Politiker gehört hatte“, sagte Emunds im Gespräch mit der Redaktion.

Die Maiblömche veranstalten mit die größten Events im Nordkreis und hatten für sich schon festgelegt, alle Veranstaltungen nach der 2G-plus-Regelung zu veranstalten. Also nur Geimpfte oder Genese mit aktuellem Negativ-Test hätten Zugang bekommen. „Wir hätten in Lich-Steinstraß am Zelt ein Testzentrum eingerichtet“, berichtet Dirk Emunds von den weitreichenden Vorbereitungen, die sich jetzt aus Sicht der KG leider erledigt haben. „Wir wissen aber auch, dass jeder Veranstalter eine große Verantwortung trägt. Und auch nur ein Kranker oder gar ein Todesfall nach einer Karnevalsveranstaltung wäre nicht verantwortbar“, zeigt der Sprecher des Vorstands auch Verständnis für die Absagen.

Die Vettweißer KG wollte in dieser Woche entscheiden, ob die sieben Sitzungen wie vorgesehen über die Bühne gehen können. Mit der Gemeinde hat man sich angesichts der aktuellen Verordnung darauf geeinigt, maximal 1300 Menschen pro Veranstaltung in das Zelt zu lassen. „Natürlich unter 2G-plus-Bedingungen“, ergänzt der 2. Vorsitzende und Literat Marcus Maubach.

Beim 51-Jährigen schlagen nach der Landesentscheidung mehrere Herzen in seiner Brust: „Wenn ich an das Miteinander, den Spaß und die Freude denke, dann tut es weh.“ Allerdings sei ihm auch ein Stein vom Herzen gefallen, denn „gesundheitlich hätte der Schuss gewaltig nach hinten losgehen können“. Ein Ereignis wie vor etwa zwei Jahren in Gangelt, als sich mehrere Menschen mit dem Coronavirus infizierten, will man in Vettweiß vermeiden. Ähnliche Gedanken hegte auch die Führung der Maiblömche Lich-Steinstraß: „Bloß nicht noch mal so was wie im Selfkant!“

Natürlich spielt auch die Wirtschaftlichkeit für die Vettweißer KG eine wichtige Rolle. Künstler vom Kaliber Brings, Kasalla & Co. können nur finanziert werden, wenn eine entsprechende Zahl Karten verkauft wird. Insofern begrüßt Maubach die Initiative der Landes- und Bundesregierung, Künstler und Vereine finanziell zu entschädigen. „Die Unsicherheit war schon im Vorfeld zu spüren, wir hatten in den vergangenen Wochen viele Kartenrückläufer“, schildert Maubach.

„Es geht gerade rund in unseren Informationskanälen“, sagte Daniel Oeben, Vizepräsident der KG Fidele Brüder Linnich-Tetz auf Anfrage. „Wir hatten im Stillen noch gehofft, dass die Session stattfindet, zumal wir viel Arbeit reingesteckt haben. Von daher ist einerseits natürlich schade. Aber es ist auch eine vernünftige Entscheidung“, sagte Oeben. Schärfere Sicherheits- und Hygienekonzepte hätten die KG natürlich auch vor eine Herausforderung gestellt. „Wir hätten Personal einstellen müssen, das können wir selbst gar nicht schaffen“, meinte Oeben mit Blick auf geplante Einlasskontrollen und Überprüfung von Impfnachweisen.

Auch Heribert Kaptain hat auf den stattgefundenen Veranstaltungen bemerkt, dass „der ein oder andere Stuhl leer geblieben ist“. Seine Hoffnung setzt der Verbandspräsident auf den Straßenkarneval. „Outdoor-Veranstaltungen sind nicht der Treiber der Pandemie“, betont er. Deswegen wolle er die Hoffnung nicht aufgeben.

Dies würde für die Tollitäten im Kreis wie den Dürener Kinderprinzen Elias I. und das Prinzenpaar Uwe I. und Lydia II. zumindest ein kleines Trostpflaster bedeuten. Bisher haben die Dürener Narrenherrscher laut Wino Ulhas erst vier Auftritte erleben dürfen: „Üblicherweise sind es bis zu 140 in der Session.“

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung stand zu lesen, dass die Landesregierung den Sitzungskarneval größtenteils abgesagt habe. Eine formelle Absage wie in der Session 2020/2021 wurde jedoch bisher noch nicht ausgesprochen.