Heu- und Strohspenden nach der Flut : Von Cuxhaven mit dem Traktor in die Eifel
Vossenack Von Vossenack aus werden von der Flut betroffene Bauern- und Reiterhöfe sowie private Tierhalter mit Heu, Stroh und Silage versorgt. Die spontane Aktion hat ungeahnte Ausmaße angenommen.
In dem ehemaligen Pelletwerk am Rande von Vossenack stapeln sich Heu- und Strohballen bis unter die Hallendecken, auf dem Außengelände liegen reihenweise Silageballen. Gerade ist ein Lkw aus der Nähe von Leipzig eingetroffen, voll beladen mit Strohballen.
Mehr als 100 Bauernhöfe sollen nach Angaben der Landwirtschaftskammer NRW in weiten Teilen unter Wasser gestanden haben, hinzu kommen etliche weitere Betroffene. Flut und Hochwasser haben Getreidefelder ruiniert und Wiesen für die Heu- und Silageernte überschwemmt – auch bei Landwirten, deren Höfe nicht unmittelbar betroffen waren.
Für Familie Kaulen – die in Vossenack den Bosselbacher Hof mit Reitanlage, Ferienwohnungen und einem Café betreibt – lag es nach der Katastrophe nah, ihre Hilfe auf Mensch und Tier auszurichten. Obwohl zwei Ferienwohnungen vom Hochwasser stark beschädigt wurden, schlossen sie sich einem Aufruf an und erklärten sich bereit Futterspenden anzunehmen, um als Notfutterdepot für betroffene Tierhalter bereit zustehen. Welche Ausmaße diese Aktion bekommen würde, war da kaum zu erahnen.
Aus Fulda kamen schon am Sonntag nach dem Hochwasser mehrere Lkws an, die es zu verladen galt. Kurz darauf waren so viel Heu, Stroh und Silage aus allen möglichen Ecken des Landes herbeigebracht worden, dass keine weiteren Spenden mehr angenommen werden konnten. Die Aktion entwickelte sich für die Geschwister Swen und Nina Kaulen zu einem Vollzeitjob neben ihrer eigentlichen Tätigkeit. Denn trotz Annahmestopps kamen immer weiter Spenden. „Die konnten wir ja kaum wieder nach Hause schicken“, sagt Swen Kaulen. Und auch eine Lkw-Ladung mit Kleidung, Spielwaren, Koffern und vielem mehr habe man dann doch angenommen, die Feuerwehr erklärte sich kurzerhand zu einer großen Sortieraktion bereit.
Überhaupt fanden sich schnell helfende Hände aus dem Dorf zusammen, wie Swen und Nina Kaulen berichten. Auch ohne Thomas Krampen wäre die Aktion nicht möglich gewesen. „Wir dürfen die ganze Anlage des ehemaligen Pelletwerks nutzen. Anders wäre es ja auch gar nicht möglich, solche Mengen Heu und Stroh trocken zu lagern“, zeigen sich die Kaulens ebenso dankbar, wie für die Hilfe von Christian Nießen beim Abladen der Laster und einem Disponenten, der koordinierend unterstützt hat.
Die Kaulens wissen, dass die Aktion, die sie angestoßen haben, sie noch lange begleiten wird: „Die Höfe, die besonders betroffen sind, haben jetzt noch gar keine Möglichkeiten, größere Mengen abzunehmen und zu lagern.“ Der Bedarf nach Heu, Silage und Stroh wird ohnehin noch länger bestehen: Auf Wiesen und Äckern, die jetzt betroffen sind, können ja frühestens im nächsten Jahr wieder Gras oder Getreide geerntet werden.
Besonders beeindruckt zeigt sich Swen Kaulen von einem Mann, der mit seinem Traktor und der beladenen Karre von Cuxhaven einen ganzen Tag lang nach Vossenack gefahren sei, um seine Futterspende abzugeben.
Ob Milchviehhalter oder Pferdehof: Wer von der Flut betroffen ist und Futter braucht, kann sich bei Swen Kaulen melden – und davon haben große Betriebe wie zum Beispiel ein Pferdehof bei Leverkusen ebenso schon Gebrauch gemacht, wie Privatleute, denen der Wintervorrat an Futter für zwei Ziegen im Hochwasser abhanden gekommen ist.