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Eine Syrerin aus Vossenack berichtet: „Die Lage ist so schlecht, dass sie niemand ertragen kann“

Eine Syrerin aus Vossenack berichtet : „Die Lage ist so schlecht, dass sie niemand ertragen kann“

Rana Abu Amna ist gebürtige Syrerin und lebt heute in Vossenack. Als am Dienstag erneut die Erde bebte, telefonierte sie gerade mit ihrer Familie: „Die Leute sind ohne Hoffnung.“

„Die Lage in Syrien ist so schlecht, dass sie kein Mensch ertragen kann“, sagt Rana Abu Amna. Schon vor dem Erdbeben hätten die Menschen in Syrien am untersten Limit gelebt. „Und dann kommt auch noch diese Katastrophe“, sagt die gebürtige Syrerin, die 2004 nach Deutschland kam. „Am liebsten würde ich sofort zu meiner Familie nach Syrien reisen“, sagt sie. Zuletzt sei sie im Sommer dort gewesen.

Und der Blick in ihre Heimat schmerzt Rana Abu Amna, die als Lehrerin an der Sekundarschule Nordeifel arbeitet und in Vossenack lebt, sehr: Schon vor dem Erdbeben habe es nur selten Strom gegeben, Benzin und Diesel waren knapp und sogar das Brot würde schon lange rationiert. „Und jetzt nach dem Erdbeben sind die Preise für Lebensmittel nochmal extrem gestiegen. Wie sollen die Menschen das schaffen?“, fragt sie.

Rana Abu Amna lebt in Vossenack, ihre Familie im syrischen Erdbebengebiet.
Rana Abu Amna lebt in Vossenack, ihre Familie im syrischen Erdbebengebiet. Foto: MHA/Sarah Maria Berner

Ihre Mutter lebt in Dschabla, einer Stadt an der syrischen Küste, in der bei dem Erdbeben Dutzende Häuser einstürzten, viele weitere als nicht mehr standsicher gelten. Auch Rana Abu Amnas Geschwister wohnen in der Region. „Ihnen geht es zum Glück gut, sie wurden nicht verletzt“, sagt Abu Amna. Aber sie lebten wie alle dort in großer Angst. Erst am Montagabend hatte die Erde in Syrien erneut gebebt, erneut starben Menschen, viele gerieten in Panik und verletzten sich auf dem Weg ins Freie. „Ich hatte gerade meine Familie am Telefon. Es war schrecklich“, erzählt sie. „Meine Schwester hat mittlerweile Angststörungen.“

Im Krieg sei schon so vieles zerstört worden. „Aber dass in wenigen Sekunden so viel auf einmal kaputtgeht, so viel Zerstörung zu sehen ist, so viele Menschen sterben, das hat auch all die geschockt, die schon viele schlimme Bilder gewöhnt sind“, hält die gebürtige Syrerin fest.

Immerhin sei mittlerweile in Dschabla Hilfe angekommen. „Essen und Medikamente sind jetzt da“, gibt sie weiter, was ihre Familie ihr berichtet hat.

Vor allem in den ersten Tagen habe es sie irritiert, wie wenig über Syrien berichtet wurde, wie schleppend die Hilfe dort angelaufen sei. Doch sie habe die Hoffnung, dass Syrien jetzt wieder mehr in den internationalen Blick gerät, dass sich in der Folge des Erdbebens in ihrem Heimatland etwas verändern könnte. „Die Menschen dort haben schon keine Hoffnung mehr“, sagt sie. „Sie sind kaputt und müde.“

Das Leben an der Nullline sei in Syrien bereits Alltag. „Aber jetzt brauchen die Menschen die internationale Hilfe umso mehr, aus eigener Kraft kann Syrien das nicht schaffen“, betont Abu Amna.

Doch die Lage in Syrien ist kompliziert und die internationale Hilfe aus politischer Perspektive ein Drahtseilakt mit Machthaber Assad.

Hilfe organisiert

„Der Krieg dauert jetzt schon seit März 2011 an und er hat leider kein Ende“, hält Abu Amna fest. Sie hat unterdessen auf privatem Weg Hilfe organisiert und ist dankbar für die Unterstützung: Unter anderem hätten Kolleginnen und Kollegen ihr Geld gegeben, dass sie ihrer Mutter nach Syrien gesendet habe. „Sie hat es in Krankenhäusern in Latakia und Dschabla an Menschen verteilt, die es dringend brauchen“, erzählt sie.

(smb)