Millionen-Investitionen beginnen : Bierbrauer haucht Kloster Mariawald neuen Geist ein
Heimbach Wolfgang Scheidtweiler ist Bierbrauer. Doch beileibe nicht nur das. Er ist nun die treibende Kraft bei der Neuaufstellung des Klosters Mariawald, in das Millionen investiert werden. Die Abtei soll auch noch ein Ort der Spiritualität bleiben.
Die Mitglieder des Heimbacher Stadtrates waren sichtlich beeindruckt, als der 75-jährige Wolfgang Scheidtweiler seine Vorstellung fast beendet hatte. „Daneben sanieren wir auch ein paar Schlösser“, erklärte der Handwerksmeister, Ingenieur, Investor, Hotelier, Projektierer und: Retter vieler alter Immobilien.
Als „Unternehmer mit Herz“ wird der Mann aus Pforzheim, der in Bad Godesberg geboren wurde, häufiger bezeichnet, wenn über die geretteten Altgebäude und Firmen berichtet wird. Sicher an die 20 Hotels haben der 75-Jährige und seine Familie übernommen, saniert und wieder in die Erfolgsspur gebracht, auch mehrere kleine Brauereien. Und Bier spielt künftig auch in der Abtei Mariawald eine Rolle.
Bis 1956 haben die Trappisten in Heimbach Bier gebraut, diese Tradition soll wieder aufleben. Einen Triple-Bock wird es geben, die ersten Tests „schmecken hervorragend“, erklärte Scheidtweiler dem Heimbacher Rat im Palas der Burg Hengebach. Das ist eine Neuerung, die zum bestehenden gastronomischen Angebot in Mariawald dazu kommt. Ausgebaut, fast verdoppelt, wird es ohnehin – das ist schon länger klar. Die Erbsensuppe bleibt natürlich, Tagesgerichte und vieles mehr folgen, selbstredend auch vegane Angebote.
Wie im Kloster Steinfeld im Kreis Euskirchen hätte es Wolfgang Scheidtweiler am liebsten gehabt, dass der Orden geblieben wäre. In Steinfeld war das seine Bedingung, um sich zu engagieren und ein Gästehaus zu errichten. In Heimbach war das nicht mehr möglich. „Schade, dass der Orden gegangen oder gegangen worden ist. Zwei bis drei Brüder waren ja gar nicht so alt und wollten noch bleiben. Und dann wurden Hausverbote von den Oberen ausgesprochen“, berichtet der umtriebige, aber in seinen Werten fest verwurzelte Unternehmer.
Er hat darauf hin einen neuen Orden gesucht, wollte die Petrus-Bruderschaft, die „den lateinischen Ritus pflegt“, gewinnen. Das habe aber das Bistum verboten, weil es ein vergleichbares Angebot schon in Monschau gibt und zwei Standorte zu viel gewesen wären. Jetzt setzt Scheidtweiler auf einen Dekan aus Essen, der sich bei ihm gemeldet habe, „weil er aus dem Apparat raus wollte“. Der Geistliche wird zum 1. September im Kloster Mariawald einziehen „und dann täglich eine Messe mit Eucharistie feiern“. Das Bistum glaube nicht, das dieses Angebot nachgefragt werde, berichtete Scheidtweiler frank und frei, „aber das wollen wir doch mal schauen!“
Grundsätzlich möchte der Unternehmer nach eigenen Worten nicht verhindern, dass die Abtei wieder von einem Orden genutzt werden könnte. Deswegen hat er die Immobilie nicht gekauft, sondern in Erbpacht erworben, das eröffnet einen Weg zurück.
Seine soziale Einstellung zeigte Scheidtweiler laut Bürgermeister Jochen Weiler (CDU) auch bei einer kurzfristigen Anfrage der Stadt Heimbach. Er habe sofort zugestimmt, 20 Zimmer des Klosters vorübergehend als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen.
Im Herbst/Winter beginnen dann nach den jetzigen Plänen die Zimmersanierungen, zunächst von 40 bis 50 Räumen. Weil sie sich in einem früheren Kloster befinden, solle deren „Geist“ bleiben. Aber wenn man die Beschreibung von Scheidtweiler hört, klingt das schon recht luxuriös: „Eichendielenböden, 2,10 Meter lange Betten, kein Kunststoff. Wir reißen die Kunststofffenster raus und ersetzen sie durch Holzfenster aus Schwarzwald-Kiefer, Bäder in Naturstein – das sind unsere Standards.“
Geothermie und Solarmodule
Eine Geothermieheizung und Solarmodule (auf den Scheunen), die fast das gesamte Anwesen mit Strom versorgen können, sind ebenfalls geplant. Fünf Millionen Euro werden laut Investor fließen, die auch den Gastronomie-Ausbau mit Biergarten und Terrasse umfassen sowie die Brauerei, die im Tiefhof von Mariawald eingerichtet werden wird. Ein junger Auszubildender des Brauwesens soll schon in diesem Monat nach Heimbach kommen und die künftige Herstellung vorbereiten.
Scheidtweiler glaubt an den Standort: „Sie sind in einer herrlichen Landschaft hier. Und da oben zu wohnen, ist einfach schön.“ Der Stadtrat Heimbach glaubt an den Investor, der auch den laut Bürgermeister „wichtigen spirituellen Ort“ samt seiner Würde bewahrt. Es gab Applaus – und eine erkennbare Vorfreude auf den Mariawalder Triple-Bock.