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Dürens neuer Flächenutzungplan: Großen Wurf bei Gewerbeansiedlung verpasst

Dürens neuer Flächenutzungplan : Großen Wurf bei Gewerbeansiedlung verpasst

Das wäre 2022 ein großer Wurf gewesen: die Neuansiedlung eines großen Produktionsunternehmens mit bis zu 2000 Beschäftigten. Aber in der Stadt Düren und auch dem Kreis gab es dafür keine Flächen.

Ein Batteriezellenhersteller ist bei der Dürener Wirtschaftsförderung vorstellig geworden, um sich in der Stadt anzusiedeln. Das wäre ein Zukunftsplayer in der Elektromobilität mit der Perspektive, 2000 Arbeitsplätze zu schaffen. Das hätte ein wirklich großer Wurf auch im Strukturwandel werden können. „Aber wir hatten und haben keine Flächen, die groß genug sind“, sagt der Dürener 1. Beigeordnete Thomas Hissel, der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Win.DN ist.

„Es gab mehrfach Möglichkeiten, sehr große Unternehmen unterzubringen“, berichtete Hissel bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2022, aber der Flächenbedarf liege dann immer gleich bei „40 Hektar plus“. Zum Vergleich: Das interkommunale Gewerbegebiet Brainergy-Park ist im ersten Schritt 52 Hektar groß ... Und es ist eben nicht einfach, Gewerbeflächen zu entwickeln, weil dem ein komplizierter und langer Planungsprozess vorausgeht. Und so wäre die Win.DN froh, wenn schon die in den Planverfahren schon fortgeschrittenen Gewerbegebiete zur Verfügung stünden, die in Summe derzeit 67 Hektar für neue Firmen oder umsiedlungswillige Bestandsunternehmen bieten.

Das sind aktuell nach Angaben von Winfried Kranz-Pitre, Geschäftsführer der Win.DN 14 Hektar an der Henry-Ford-Straße, 9,9 Hektar an der Stockheimer Landstraße, 23 Hektar Im Rossfeld (südlich der Kölner Landstraße und in Nachbarschaft des früheren Canzler-Geländes) sowie eine 20 Hektar große Erweiterung des interkommunalen Gebietes Rurbenden/Talbenden.
Dabei wird es perspektivisch nicht bleiben.
Das wurde ebenfalls am Mittwoch deutlich, als im Dürener Rathaus zwei Fachausschüsse den nunmehr überarbeiteten Entwurf des neuen Flächennutzungsplans der Stadt Düren beraten haben. Rund 90 Hektar sind auf lange Sicht für zusätzliche Gewerbeansiedlungen vorgesehen.

Damit hat sich im Vergleich zu den ersten Planungen kaum etwas verändert. Lediglich an der Henry-Ford-Straße im Dürener Süden ist noch unklar, ob wirklich in mehreren Schritten 28 Hektar (14 Hektar im ersten Schritt) erschlossen werden können oder der Bereich aus ökologisch-landwirtschaftlichen Gründen und der Nähe zur Wohnbebauung noch etwas verkleinert wird.

Ob das bislang als Gewerbefläche ausgewiesene Areal zwischen der Rur und den Sportplätzen an der Malteserstraße künftig begrünt werden soll, wie Stadtplaner Stefan Wessel bei der Vorstellung der überarbeiteten Pläne in einer gemeinsamen Sitzung des Stadtentwicklungs- und Mobilitätsausschusses erklärte, ist ebenfalls noch unklar.

Mit Blick auf die Modellfabrik Papier, die im Innovationsquartier „Südlich Bahn“ entsteht und der damit durchaus verbundenen Möglichkeit, dass in Düren irgendwann vielleicht auch mal eine neue Papierfabrik gebaut werden könnte, dürfe man die rurnahe Fläche nicht leichtfertig aufgeben, betonte CDU-Fraktionschef Stefan Weschke in seiner Funktion als Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses.

Auch sei die mögliche Entwicklung dieser Gewerbefläche ein wichtiges Argument für den Bau der Nordumgehung B399n, ergänzte Win.DN-Geschäftsführer Winfried Kranz-Pitre.

Das letzte Wort ist in puncto neuer Flächennutzungsplans aber ohnehin noch nicht gesprochen. Der überarbeitete Entwurf soll bis zu den Sommerferien noch einmal in allen Fach- und Bezirksausschüssen diskutiert werden, kündigte Wessels an, bevor der endgültige Plan ins Genehmigungsverfahren geht. Dabei sollen auch die Bürger noch einmal zu Wort kommen, insbesondere auch mit Blick auf künftige Wohnbebauung

Und da hat sich im Vergleich zum Vorentwurf doch einiges geändert. Ein Drittel der ursprünglich vorgesehenen Flächen ist rausgefallen, zum Beispiel aus natur- und artenschutzrechtlichen Gründen im Westen und Süden von Arnoldsweiler, aufgrund der Nähe zum Biotopverbund Ruraue im Nordosten von Hoven und Mariaweiler oder weil wichtige Kaltluftschneisen (u.a. Rölsdorf und Gürzenich) nicht zugebaut werden sollen. Entwicklungspotenziale, größere und kleinere, sehen die Experten vom Amt für Stadtentwicklung trotzdem in allen Stadtteilen, mit einer Ausnahme: Echtz.

Offen bleibt noch die Frage, wie mit den Flächen verfahren werden soll, die nordwestlich, vor allem aber westlich von Merken aufgrund der Verkleinerung des Tagesbaus Inden und damit des künftigen Restsees neu beplant werden können, immerhin rund 20 Hektar.

Bis zu 4000 Einwohner mehr?

Aber auch ohne die Fläche stünden mit dem jetzigen Entwurf in den kommenden 15 bis 20 Jahren inklusive der noch vorhandenen, aber noch nicht genutzten Bauflächen rund 113 Hektar für neue Wohngebiete zur Verfügung. Bei durchschnittlich bis zu 30 Wohneinheiten pro Hektar könnten somit rund 3400 neue entstehen, mit den 20 Hektar in Merken sogar bis zu 4000, rechnete Wessels vor.

Könnten wohlgemerkt. „Denn der Flächennutzungsplan schafft noch kein Baurecht“, wird der Stadtplaner nicht müde zu betonen, zumal er auch nicht parzellenscharf ist. Dafür ist in jedem Fall noch ein Bebauungsplan erforderlich. Und ob Flächen am Ende tatsächlich bebaut werden, hängt auch von Faktoren wie den Eigentumsverhältnissen ab.

Und, auch darauf weist Wessels ausdrücklich hin, im Flächennutzungsplan ist nicht ersichtlich, wo es im Innenbereich noch Potential für Bebauungen gibt. Das ist durchaus beträchtlich: In Summe addieren sich die noch vorhandenen innerstädtischen Baulücken auf rund 148 Hektar. Geht man wie Wessels davon aus, dass innerstädtisch durchaus mit Mehrfamilienhäusern auch 80 Wohneinheiten je Hektar entstehen könnten, wären das bis zu 11.800 weitere. Theoretisch könnte Düren damit bis 2040 um 40.000 bis 50.000 Einwohner wachsen, und dem Kreis Düren über die von Landrat Wolfgang Spelthahn angestrebte 300.000er Marke helfen.